Corellia 01 - Der Hinterhalt
der andere nicht entwickelt hatte. Die Menge zerstreute sich bereits, und jeder der Würdenträger und Beamten ging mit einem zufriedenen Lächeln davon, offenbar von dem Gefühl erfüllt, daß die Staatschefin seinem oder ihrem Problem besondere Aufmerksamkeit gewidmet hatte. Luke hatte noch nie besonders gut mit Menschen umgehen können und empfand ein klein wenig Neid, als er sah, wie mühelos sie mit allem fertig wurde. Es war natürlich die alte Geschichte - alles war einfach, wenn man jahrelang dafür übte. Er hatte Leia unterschätzt. Er konnte nicht von heute auf morgen mit ihr gleichziehen - aber zumindest konnte er einen Anfang machen.
Sie verabschiedete sich soeben von ihren letzten Besuchern, als er zu ihr trat. Sie drehte sich zu ihm um und schenkte ihm das novahelle Lächeln, das schon immer sein Herz erwärmt hatte. Hinter diesem Lächeln versteckte sich keine Berechnung; es war ein Ausdruck tiefer und ehrlicher Gefühle. Vielleicht war dies das Geheimnis. Die Gefühle, die sie zeigte, waren echt.
»Hallo, Luke«, begrüßte sie ihn. »Was für ein aufregender Tag.«
»Da hast du recht«, stimmte er zu. »Jetzt wirst du endlich einmal sehen, woher er kommt«, sagte er und nickte Richtung Han, der noch immer den Wookiee und das Bodenpersonal anbrüllte, während er seinen Sohn liebevoll an sich drückte. »Es war bestimmt hart für dich, einen derart geheimnisvollen Mann zu heiraten«, fuhr Luke halb im Scherz fort. »Ich wette, du kannst es kaum erwarten, endlich zu sehen, wo er seine Kindheit verbracht hat.«
»Oh, Han ist kein geheimnisvoller Mann«, widersprach Leia. »Er ist genauso, wie er sich gibt. Seine Vergangenheit ist ein Geheimnis, das stimmt. Er hat nie groß darüber gesprochen, und ich bezweifle, daß sich das irgendwann ändern wird. Jedenfalls glaube ich nicht, daß eine Urlaubsreise mit der ganzen Familie geeignet ist, ein besonders helles Licht auf die dunklen Flecken seiner Lebensgeschichte zu werfen.«
»Und das stört dich nicht?« fragte Luke.
Leia zuckte die Schultern. »Früher schon. Jetzt nicht mehr. Han ist Han. Was muß ich noch mehr wissen?«
»Wahrscheinlich hast du recht«, räumte Luke ein. »Trotzdem, schau dir Corellia an und erzähl mir später, wie es dir gefallen hat.«
»Das mach ich«, versprach sie. »Es wird mir auch bestimmt guttun, mit der Familie zu verreisen, ohne von diesen Leuten« - sie wies auf die letzten Würdenträger, die sich entfernten - »alle zwei Minuten belästigt zu werden.«
»Nun, da du gerade von der Familie sprichst«, sagte Luke. »Ich habe ein Geschenk für dich, von Bruder zu Schwester.« Er zog ein Päckchen aus seiner Umhängetasche. Es war in feinsten schwarzen Samt eingewickelt, schmal und schwer und etwa so lang wie Leias Unterarm. Er gab es ihr.
»Was ist das, Luke?« fragte sie.
»Mach es auf und sieh selbst.«
Das Päckchen war mit einem silbernen Band verschnürt. Leia löste das Band, entfernte die Samtverpackung - und keuchte überrascht. »Aber... aber...«
»Ich weiß, daß du schon ein Lichtschwert hast«, sagte er, »aber ich habe nie gesehen, daß du es trägst.«
»Es ist schon sehr lange her, daß ich das Gefühl hatte, ich hätte das Recht, eins zu tragen«, gestand Leia, als sie die Waffe in die Hand nahm. »Damals glaubte ich noch, ich könnte eines Tages eine halbwegs talentierte Jedi werden.«
»Und deshalb schenke ich dir jetzt eins«, erklärte Luke. »Mir fiel keine bessere Möglichkeit ein, dir zu sagen, daß ich dich für eine Jedi halte.«
»Aber ich müßte mir meine Waffe selbst bauen«, meinte Leia. »Das ist eine der Prüfungen.«
Luke schüttelte den Kopf. »Es könnte eine Prüfung sein. Es ist aber nicht unbedingt notwendig. Ja, in allen Überlieferungen steht, daß sich ein Jedi sein oder ihr eigenes Lichtschwert bauen muß, als Teil der Ausbildung zum Ritter. Doch das ist nur eine Tradition, mehr nicht. Es ist kein ehernes Gesetz. Und vergiß nicht, mein erstes Lichtschwert habe ich von Obi-Wan Kenobi bekommen. Ich habe es nicht gebaut. Also nimm es. Ich habe es für dich gemacht.«
Leia sah das Lichtschwert lange an und schwang es dann prüfend hin und her.
»Wie fühlt es sich an?« fragte Luke.
»Als würde es zu mir gehören«, sagte Leia. »Als wäre es ein Teil meiner Hand. Es ist perfekt. Aber... aber ich habe meine Ausbildung noch nicht abgeschlossen«, wandte sie ein. »Ich habe mir kein eigenes Lichtschwert gebaut, weil ich mich noch nie reif genug dafür
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