Corellia 01 - Der Hinterhalt
ging ins Haus und fand Leia noch immer am Frühstückstisch sitzen. »Hör zu«, sagte er. »Glaubst du, daß du allein einen Hauslehrer findest?«
Leia blickte in milder Überraschung auf. »Ich denke schon«, sagte sie. »Warum? Was hast du vor?«
»Ich weiß es nicht genau«, gestand Han. »Ich habe nur das Gefühl, ich muß hier raus und feststellen, wie es wirklich in der Stadt aussieht. Ich will mir alles zu Fuß anschauen, statt in einem von diesen netten CVS-Panzerwagen herumzufahren. Ich nehme die Helifähre in die Stadt.«
Leia nickte mit traurigem und ernstem Gesicht. »Das dachte ich mir schon«, sagte sie. »Geh ruhig und schau dir alles an. Ich kümmere mich um den Hauslehrer. Der erste Bewerber kommt in einer Stunde.«
Han beugte sich zu seiner Frau hinunter und hauchte ihr einen Kuß auf die Wange. »Danke«, sagte er. »Ich muß es einfach tun.«
»Vergiß nicht, daß wir heute abend vom Generalgouverneur im Corona-Haus zum Essen erwartet werden«, erinnerte ihn Leia. »Der Schwebewagen holt uns um acht Uhr ab.«
»Ich werde rechtzeitig zurück sein«, versprach Han. »Aber vorher muß ich mir die Stadt ansehen. Ich bin viel zu lange weg gewesen.«
Nach dem Gespräch mit dem dritten Bewerber für die Stellung des Hauslehrers bedauerte Leia fast ihre Bereitschaft, die Auswahl selbst zu treffen. Das Büro des Generalgouverneurs hatte ihr eine Liste von Kandidaten geschickt, die einer gründlichen Sicherheitsprüfung unterzogen worden waren - und sie verfügte außerdem über ihre Fähigkeiten in der Macht. Sie konnte erkennen, ob jemand sie täuschen oder betrügen wollte. Sie mußte sich keine Sorgen machen, daß sie unwissentlich einen gegnerischen Agenten als Hauslehrer für ihre Kinder einstellte.
Allerdings mußte sie aufpassen, daß sie keinen absolut unfähigen Kandidaten auswählte. Die ersten drei Bewerber - eine Menschenfrau, eine Selonianerin und ein Menschenmann - waren alle sympathisch, aber keiner von ihnen wirkte zuverlässig genug, daß man ihm einen Sack Flöhe zum Hüten anvertrauen konnte, ganz zu schweigen von drei widerspenstigen Kindern. Es war auch nicht sehr hilfreich, daß sich die drei bei ihren ausschweifenden Komplimenten für Leia offensichtlich gegenseitig übertreffen wollten. Sie hatte nie viel Geduld mit einem derartigem Unsinn gehabt, und im Moment war ihre Geduld definitiv erschöpft.
Leia saß im nüchtern eingerichteten Arbeitszimmer der Villa, wappnete sich innerlich für den nächsten Kandidaten und drückte den Knopf am Schreibtisch, um ihn hereinzurufen.
Ein älterer Drall trat ein, dicht gefolgt von einem pechschwarzen Droiden, was Leia überraschte. Der Drall war für einen Vertreter dieser Spezies recht groß, maß rund einen Meter fünfundzwanzig. Sein dichtes, kurzes Fell war von einem dunklen Grau, das im Gesicht und am Hals hellgraue Einsprengsel aufwies. Er trug weder Kleidung noch Schmuck.
Die Drall waren zweibeinige, kleinwüchsige, dunkelfellige, ernste, würdevoll dreinblickende Kreaturen. Sie hatten kurze Gliedmaßen und krallenbesetzte, fellbedeckte Füße und Hände. Sie standen in dem Ruf, überaus selbstbewußt zu sein, und dieser hier machte diesem Ruf alle Ehre.
Der Droide rollte hinter dem Drall herein, und Leia musterte ihn ausgiebig. Der Droide erinnerte mehr oder weniger an eine größere, dünnere Version von R2-D2 - ein Zylinder mit ausfahrbaren Beinen. Es schien sich um eine hochmodifizierte Astromech-Einheit zu handeln. Allerdings konnte er sich, im Gegensatz zu R2, nicht nur auf Rädern vorwärtsbewegen, sondern verfügte außerdem über Repulsoraggregate, soweit Leia dies erkennen konnte. Zumindest sahen diese Dinger am unteren Teil seines zylindrischen Rumpfes wie Repulsorkissen aus.
Leia hatte noch nie einen derartigen Droiden getroffen. Doch die corellianische Etikette folgte im Umgang mit Droiden dem allgemeinen Verhaltenskodex: Solange der Droide nicht aktiv war, ignorierte man ihn.
Der Drall war so rundlich wie die meisten anderen, die Leia bisher gesehen hatte, und obwohl er sich beim Eintreten recht langsam bewegte, war sein Gang weder schwerfällig noch unbeholfen. Seine Haltung war voller Würde, und seine warmen, pechschwarzen Augen waren unverwandt auf die Staatschefin der Neuen Republik gerichtet. »Ich bin Ebrihim«, sagte er mit tiefer, grollender Stimme.
Leia ertappte sich dabei, daß sie aufstand und um den Schreibtisch herumging, um ihn zu begrüßen, etwas, das sie bei den anderen Gästen nicht
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