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Corellia 02 - Angriff auf Selonia

Corellia 02 - Angriff auf Selonia

Titel: Corellia 02 - Angriff auf Selonia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger McBride Allen
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das improvisierte Seil bis zum fünfzehnten Stock reichte.
    Der Abstieg erwies sich als viel leichter als erwartet, zu mindest am Anfang. Das Seil riß nicht unter ihrem Gewicht, und die Knoten, die, die Lakenstreifen zusammenhielten, wa ren ebenfalls stabil und verhedderten sich nicht in ihrem Klettergurt. So weit, so gut. Leia rutschte langsam, vorsichtig an der Wand hinunter. Sie verharrte, als ihre Füße fast den Rahmen des Fensters im siebzehnten Stock berührten. Dann stieß sie sich von der Wand ab und pendelte nach links, wo bei sie darauf achtete, von innen nicht gesehen zu werden und nicht gegen die Scheibe zu treten. Das Glas war wahr scheinlich stark genug, um einen Stoß auszuhalten, aber an dererseits hatte man das Gebäude vor kurzem beschossen, und vielleicht war das Fenster dabei beschädigt worden.
    Schließlich hing sie neben dem Fenster an der Wand. Die Schwerkraft zerrte an ihr, und sie hatte Mühe, bei ihrem wei teren Abstieg an der senkrechten Gebäudefront nicht gegen die Scheibe zu prallen.
    Dann kam heftiger Wind auf. Die Bö flaute nach ein paar Sekunden wieder ab, doch sie durchdrang ihre Kleidung bis auf die Knochen und, weit schlimmer, wehte ihr wieder das Haar ins Gesicht, so daß sie kaum noch etwas sehen konnte. Sie verstärkte den Griff ihrer linken Hand um das Seil, vergewisserte sich, daß ihr Klettergurt richtig saß, und löste die rechte Hand lange genug vom Seil, um sich das Haar aus dem Gesicht zu streichen und es, so gut es ging, hinter die Ohren zu klemmen. Erst als sie das Seil losließ, bemerkte sie, wie steif und kalt ihre Hände bereits waren.
    Leia sah nach unten zum greifbar nahen Fenstersims. Sie hatte es fast geschafft. Fast. Sie musterte das Fenster und stellte erleichtert fest, daß die Jalousien geschlossen wären. Aber sie wußte, daß sie trotzdem vorsichtig sein mußte. Im siebzehnten Stock würden Geräusche draußen am Fenster besonders auffallen.
    Sie erreichte den Fenstersims und empfand eine ungeheu re Erleichterung, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, wenigstens für einen Moment. Aber auch wenn sie jetzt auf dem Sims stand, sie war noch längst nicht in Sicher heit. Sie konnte abrutschen und in die Tiefe stürzen. Der Wind konnte sie davonwehen. Sie hatte immer noch den Klettergurt an und mußte das Seil straff halten, was bedeute te, daß es immer noch einen Teil ihres Gewichts trug. Wenn es riß, würde sie abstürzen. Dennoch, es war viel besser, auf dem Sims zu stehen als nur am Seil zu baumeln.
    Sie rieb ihre Hände und hauchte sie an, um die Blutzirku lation zumindest teilweise wieder in Gang zu bringen. Es gab keinen Grund, weiter zu zögern. Sie krümmte die Fin ger, packte die verknoteten Lakenstreifen, denen sie ihr Le ben anvertrauen mußte, und trat vom Fenstersims.
    Fast sofort bemerkte sie, daß irgend etwas nicht stimmte. Das Seil dehnte sich mehr und mehr und gab bei jeder Bewe gung unter ihrem Gewicht nach. Das war nicht gut. Über haupt nicht gut. Wenn es sich noch weiter dehnte, wenn der Stoff riß und zerfaserte, dann …
    Leia sah nach unten, direkt nach unten, und wünschte so fort, sie hätte es nicht getan. Wenn das Seil riß, würde sie ab stürzen, und sie konnte nichts dagegen tun. »Komm schon«, zischte sie dem Seil zu. »Du mußt mich nicht töten. Es kön nen eine Menge andere Dinge schiefgehen und das für dich erledigen.«
    Zum Beispiel konnte sie sterben, wenn sie sich bis zum sechzehnten Stock hinunterließ. Wenn ihre Vermutung stimmte, hatten dort die Wachposten der Menschenliga ihr Hauptquartier aufgeschlagen. Sie blickte wieder nach unten und sah den oberen Rahmen des Fensters im sechzehnten Stock – und ihr Kletterseil baumelte direkt vor der Scheibe. Sie fluchte gepreßt und verwünschte ihren Leichtsinn.
    Vergiß es, dachte sie. Vergiß es. Sie stieß sich von der Wand ab, pendelte zur Seite, weg vom Fenster, und betete, daß der Wind mitmachte und das Seil von der Scheibe fern hielt. Natürlich würde es dann vom nächsten Fenster aus sichtbar sein, aber das spielte jetzt keine Rolle. Halb rut schend, halb kletternd ließ sich Leia weiter an der Wand hin unter und achtete sorgfältig darauf, dem Fenster nicht zu na he zu kommen. Aus den Augenwinkeln stellte sie entsetzt fest, daß die Jalousien offen waren. Schlimmer noch, sie konnte mindestens vier Soldaten der Menschenliga im Zim mer erkennen, wie sie auf ihren imperialen Standardarmee pritschen schliefen.
    Leia holte tief Luft und kletterte

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