Corellia 02 - Angriff auf Selonia
verstaucht, und zweimal wäre sie fast ab gestürzt – und doch stand sie hier und sagte sich, daß alles gutgegangen war.
Wenn sie doch nur wie Luke ihre Jedi-Fähigkeiten ent wickelt hätte. Dann hätte sie sich wahrscheinlich Mara unter den Arm geklemmt, mit der freien Hand ihr Lichtschwert geschwungen und wäre einfach die senkrechte Wand hinun terspaziert – was natürlich gewaltig übertrieben war. Doch sie wußte, daß ihre Fähigkeiten zu schwach und zu unzuver lässig waren, als daß sie es wagen konnte, in einer derartigen Situation auf sie zu bauen.
Sobald sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, entdeckte sie einen umgekippten Sessel. Sie stellte ihn hin, wischte die Glassplitter vom Polster und setzte sich. So weit, so gut. Es konnten immer noch Dutzende Dinge schief gehen, aber der Anfang war gemacht … vorausgesetzt, daß Mara sie nicht in eine Falle gelockt hatte und die Wächter nicht im Begriff waren, die Tür einzutreten und sie »auf der Flucht« zu erschießen.
Das war ein wirklich heiterer Gedanke, und er brachte sie dazu, aufzustehen und nachzusehen, wie Mara vorankam. Sie trat ans Fenster und stieg wieder auf die Bank. Das Seil flatterte heftig im Wind. Leias erster Impuls war, es zu ergreifen und festzuhalten, aber sie wußte nicht, ob sie Mara dadurch helfen oder nur behindern würde. Sie entschied sich, nicht einzugreifen. Aber sie konnte immerhin die schweren Vorhänge zurück ins Zimmer ziehen, damit sie nicht mehr im Weg waren. Als sie damit fertig war, trat sie hinaus auf den Fenstersims und sah nach oben.
Das Seil tanzte und verdrehte sich immer mehr, während Mara herunterkletterte. Erstaunlich schnell schälte sich Ma ras Gestalt aus der Nacht. Sie passierte den letzten Sims, hangelte sich eilig weiter, verharrte dicht über dem zerbro chenen Fenster und blickte nach unten. »Leia«, drang ihre Stimme durch den auffrischenden Wind. »Ich muß so schnell wie möglich runter vom Seil. Paß auf.«
War irgend etwas schiefgegangen? Leia suchte auf dem schmalen Fenstersims einen halbwegs sicheren Halt und verfolgte Maras Abstieg. Das Seil dehnte sich immer mehr und drohte jeden Moment zu reißen.
Mara rutschte herunter, mit grimmiger, konzentrierter Miene und wild im Wind flatternden Haaren. Leia griff nach dem Seil und hielt es fest, während Mara die letzten beiden Meter überwand. Sie schob Mara durch das zerbrochene Fenster ins Zimmer und folgte ihr.
»Das Seil«, keuchte Mara, sich die Hände reibend und mit den Füßen stampfend. »Es hat sich immer mehr gedehnt. Dann wurde es auch noch vom Wind erfaßt und schlug ge gen das Fenster im sechzehnten Stock, wo die Wachen schla fen. Es wäre ein verdammtes Wunder, wenn keiner von ih nen etwas bemerkt hat.«
»Vielleicht kann ich verhindern, daß sie entdecken, woher der Lärm kam«, sagte Leia. »Ich bin gleich zurück.« Sie trat hinaus auf den Fenstersims und packte das Seil, wobei sie bemerkte, daß es sich um mindestens einen weiteren halben Meter gedehnt hatte. Nun, vielleicht erwies sich dies jetzt als Vorteil. Sie zog das Seil zum nächsten zerbrochenen Fenster, schlüpfte durch die Öffnung und untersuchte den Rahmen. Er war unbeschädigt, auch wenn die Scheibe geplatzt war. Gut. Sie öffnete den Rahmen, klemmte das Seil dazwischen und zog es so straff wie möglich. Dann schlug sie den Rah men zu und schlüpfte wieder nach draußen.
Bevor sie zu Mara zurückkehrte, blieb sie einen Moment auf dem Sims stehen. War es Einbildung, oder hatte sich die Luft in den letzten Minuten verändert? Coronet war eine Küstenstadt, und das Wetter neigte dazu, plötzlich umzu schlagen. Immerhin war es stabil geblieben, bis sie ihren Ab stieg beendet hatten. Aber würde der Komlasermodus von Maras Autokontrolleinheit auch während eines Gewitters funktionieren? Sie mußten es wenigstens probieren.
Mara war in Leias Sessel gesunken. »Diese Kletterei macht einen fertig«, murmelte sie.
»Wem sagen Sie das?« seufzte Leia. »Ich habe das Seil zum nächsten Fenster gezogen und dort eingeklemmt. Mit etwas Glück werden sie es so von ihrem Fenster aus nicht bemerken. Ich denke, es sitzt fest genug, daß es auch nicht mehr gegen die Fenster schlagen wird. Aber vielleicht haben sie es bereits entdeckt. Und es scheint ein Gewitter aufzuzie hen. Wir sollten besser weitermachen.«
»Ein Gewitter? Das ist nicht gut«, sagte Mara und sprang auf. »Wir müssen uns beeilen. Also, welche Richtung neh men wir?«
Sie waren im fünfzehnten
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