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Corellia 02 - Angriff auf Selonia

Corellia 02 - Angriff auf Selonia

Titel: Corellia 02 - Angriff auf Selonia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger McBride Allen
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Theoretisch sollte er funktio nieren. In der Praxis gingen aber viele Dinge schief.
    »Fangen wir an«, sagte Mara.
    Das Corona-Haus war die Residenz des Generalgouver neurs, kein Gefängnis. Deshalb gab es in dem Gebäude keine Zellen, aber eine große Zahl von Besucherapartments und Gästesuiten unterschiedlicher Größe und Ausstattung. Die kleineren Räume ähnelten mehr oder weniger konventionellen Hotelzimmern, und diese hatte die Menschenliga zu Zel len für ihre Gefangenen von der Neuen Republik umfunktioniert. Als solche mangelte es ihnen an Annehmlichkeiten wie Gitter vor den Fenstern, doch dafür waren die Betten bezo gen. Jetzt, wo es Nacht geworden war, wollte Leia diese bei den Merkmale des Raumes zu ihrem Vorteil nutzen.
    Den ersten Schritt hatten sie bereits gemacht. Sie hatten von beiden Betten die Laken und Bezüge genommen, sie mit einem stumpfen Messer, das Leia heimlich von ihrem Eßta blett entwendet hatte, in Streifen geschnitten und die Strei fen zu einem kruden Seil zusammengebunden – von dem Leia hoffte, daß es stabiler war, als es aussah. Der zweite Schritt war etwas komplizierter. Es gab zwar Möglichkeiten, eine Fensterscheibe ohne große Lärmentwicklung einzu schlagen, aber sie waren nicht narrensicher. Besser wäre es, das Fenster zu öffnen, doch auch das war nicht einfach. Die Wachen hatten alle Fenster des Stockwerks zugeschweißt. Zumindest hatten sie es versucht. Bei einem von Leias Fen stern hatten sie gute Arbeit geleistet; die Schweißnaht war solide und durch nichts zu erschüttern. Aber die Naht am anderen Fenster war schlampig ausgeführt, kaum mehr als eine dünne Linie aus geschmolzenem Metall, die nicht so aussah, als wäre sie besonders stabil.
    Unglücklicherweise war sie stabiler, als sie aussah. Sie verbrachten zwanzig Minuten mit dem Versuch, zwischen Fensterrahmen und -bank einen Riß in die Naht zu hebeln. Zuerst versuchte Mara und dann Leia und dann wieder Ma ra, das Messer unter die Naht zu schieben. Aber die einzigen Ergebnisse waren ein verbogenes Messer und eine tiefe Fur che in der Fensterbank. Leia probierte es erneut und stand schon kurz davor, aufzugeben und das Fenster einzuschla gen, als es Knack machte und die Naht aufplatzte. Leia grin ste Mara an, schälte mühelos die Naht vom Rahmen und riß mit einem kräftigen Ruck das Fenster auf.
    Doch damit fingen die Probleme erst an.
    Sie befestigten ein Ende des improvisierten Seils am Bett rahmen. Leia legte einen improvisierten Klettergurt an, zog das Bettlakenseil hindurch, stieg dann auf die Fensterbank und warf das andere Ende des Seils aus dem Fenster.
    »Drücken Sie mir die Daumen«, sagte sie zu Mara.
    »Oh, das mache ich«, versicherte Mara. »Schließlich bin ich die nächste.«
    Leia schluckte hart und trat auf den Fenstersims. Prüfend zerrte sie an ihrem Seil. Es schien zu halten. Sie zögerte einen Moment und sah sich um. Die Nacht war kühl und klar; der frische Wind zerzauste ihr Haar und wehte ihr Strähnen ins Gesicht. Direkt unter ihr lag die Stadt Coronet, aber sie wag te nicht, nach unten zu schauen, sondern blickte zum Horizont. Das bereitete ihr keine Probleme. Ohne die trennende Fensterscheibe wirkte alles näher, schärfer, greifbarer.
    Die Stadt war viel stiller als sonst. Eigentlich hätte sie den Verkehrslärm hören müssen, gedämpfte Stimmen, die vom Wind herbeigetragen wurden, Musikfetzen, aber sie ver nahm nur das ferne Rauschen der Brandung. Sie blickte zum Wasser hinüber und konnte verschwommen die Grenzlinie zwischen Meer und Strand und die gischtgekrönten Wellen kämme erkennen. Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit der Stadt Coronet selbst zu.
    Große Teile der Stadt lagen in Finsternis. Selbst dort, wo es Lichter gab, waren es viel zu wenige. In der klaren, kalten Nacht wirkte die Stadt verloren, halb entvölkert, halb aufgegeben. Und vielleicht war dies auch der Fall. Zweifellos hat te jeder Nichtmensch mit nur einem Funken Verstand die Stadt inzwischen verlassen oder sich irgendwo versteckt.
    Aber sie war nicht hier draußen, um die Aussicht auf die Stadt zu genießen. Sie vergewisserte sich, daß das Seil glatt durch ihren improvisierten Klettergurt lief, holte noch ein mal tief Luft, zog ein letztesmal prüfend an ihrem Kletterseil und belastete es dann, als sie sich vom Fenstersims schwang, mit ihrem ganzen Gewicht. Sie ließ sich langsam an der Wand des Gebäudes hinunter und hoffte inbrünstig, daß sie und Mara die Entfernung richtig eingeschätzt hatten und

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