Corellia 02 - Angriff auf Selonia
unsicheren ethischen Boden, wenn du Kinder bittest, dir bei einem gefährlichen Unternehmen zu helfen; sie sind viel zu jung, um die Risiken und Vorteile ab wägen zu können. Sie haben noch längst nicht das Alter er reicht, in dem Menschen für sich selbst Entscheidungen tref fen können.«
Die Herzogin Marcha warf einen Blick auf die Liste mit den Sternenkoordinaten, die Anakin aufgeschrieben hatte. Eine Liste von Sternen in einer ungewöhnlich klaren Kinder schrift, eine Liste von Sternen mit Planeten voller intelligen ter Wesen. Eine Liste von Sternen, die jemand für die Ver nichtung ausgewählt hatte. »Mir gefällt der Gedanke ganz und gar nicht, Kinder benutzen zu müssen«, erklärte sie, »aber wir haben keine andere Wahl.«
Tendra Risant saß hellwach im Pilotensitz der Gentleman Be sucher und bemühte sich, alle Instrumente gleichzeitig im Auge zu behalten. Sie war dem corellianischen Abfangfeld ganz nah und wußte nicht genau, was sie tun sollte. »Nähe« war ein relativer Begriff. Sie wußte, daß sie sich ungefähr am Rand des Feldes befand, aber die von ihr gekaufte Information war äußerst vage. Sie konnte im nächsten Moment hin einfliegen, aber es war auch möglich, daß sie noch eine Mil liarde Kilometer von seinem Rand entfernt war. Theoretisch hinderte sie nichts daran, hier und jetzt aus dem Hyperraum zu springen und im Normalraum nach Corellia zu fliegen. Aber angenommen, sie war wirklich noch eine Milliarde Ki lometer entfernt? Das würde ihre Reisezeit um eine weitere Woche oder zehn Tage verlängern, und die paar Tage, die sie jetzt schon an Bord der Genf verbracht hatte, reichten ihr vollauf.
Nein, sie würde so lange wie möglich im Hyperraum blei ben und abwarten, bis das Abfangfeld sie zurück in den Normal…
Ein Schlag erschütterte das Schiff.
Die Gentleman Besucher stampfte heftig, als sie aus dem Hyperraum in das Normaluniversum geschleudert wurde. Vor den Sichtluken leuchtete ein verdrehtes, wirres Geflecht von Sternlinien auf, und im Schiff schienen alle Alarmsire nen gleichzeitig loszuheulen. Tendra, als Pilotin eine blutige Anfängerin, geriet für einen Moment in Panik und erstarrte, als die Beleuchtung erlosch und das Schiff ins Trudeln ge riet. Dann riß sie sich zusammen und griff nach der manuellen Hyperantriebskontrolle.
Das Heulen der Alarmsirenen wurde abrupt leiser, als sie das Hypertriebwerk abschaltete und die Maschinen nicht mehr versuchten, das Schiff im Hyperraum zu halten. Mit et was Glück hatte sie den Antrieb deaktiviert, bevor er durchgebrannt war. Nicht, daß es in nächster Zeit eine große Rolle spielte. Sie brachte die restlichen Alarmsirenen zum Schwei gen und machte sich daran, das trudelnde Schiff zu stabili sieren. Natürlich gab es in dieser Hinsicht keinen Grund zur Eile, aber es war nicht besonders angenehm, mitansehen zu müssen, wie sich das Universum vor den Sichtluken wie verrückt drehte.
Außerdem wollte sie feststellen, wohin sie flog.
Da. Da war er. Noch immer zu weit entfernt, um als Scheibe erkennbar zu sein. Dort, der nahe, helle Stern. Das war Corell, die Sonne von Corellia.
Sie würde vielleicht noch eine Weile brauchen, um sie zu erreichen, aber sie war auf dem Weg. Niemand konnte sie jetzt noch aufhalten.
12
Unter dem Eisberg
Han Solo hatte jedes Zeitgefühl verloren. Sie krochen weiter und weiter durch die scharlachrot erhellten Tunnel und kamen nur im Schneckentempo vorwärts. Die Tunnel wirkten auf undefinierbare Weise alt, und obwohl sie alle trocken, stabil gebaut und in einem guten Zustand waren, spürte Han, daß es sie schon sehr lange geben mußte. Nun, warum auch nicht? Auf – oder genauer: in – Corellia lebten schon seit vielen tausend Jahren Selonianer, und wenn ein Tunnel erst einmal gegraben war, blieb er auch erhalten. Allein un ter der Hauptstadtregion mußte es Tausende von Kilome tern Tunnel geben.
Allerdings hätte es Han lieber gesehen, wenn die Selonia ner weniger Tunnel, dafür aber größere gegraben hätten. Hin und wieder erfüllte sich sein Wunsch, und sie erreichten einen größeren Stollen, der manchmal sogar breit genug war, daß sich zwei Selonianer nebeneinander darin bewegen konnten, oder der sich zu einer riesigen künstlichen, in jenes düstere, rote Licht getauchten Höhle mit einem Durchmesser von mehreren hundert Metern öffnete. Han war schon glücklich, wenn er einen Abschnitt erreichte, in dem er auf recht stehen konnte – selbst wenn er dann zu schwach zum Stehen
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