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Corellia 02 - Angriff auf Selonia

Corellia 02 - Angriff auf Selonia

Titel: Corellia 02 - Angriff auf Selonia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger McBride Allen
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war. Nach den endlosen Stunden, die er durch die engen Tunnel gekrochen war, schmerzte sein Rücken, und seine Knie waren so wund und zerschrammt, daß er sie kaum noch strecken konnte. Aber er stolperte lieber steifbei nig und mit stechenden Schmerzen im Rücken weiter, als durch die niedrigen Tunnel zu kriechen.
    Er war bei dieser elenden Plackerei auch nicht allein. Zuschauer gab es bei weitem genug. In jeder Kaverne, die groß genug war, um einer größeren Anzahl Selonianer Platz zu bieten, hielten sich auch eine größere Anzahl dieser Wesen auf. Zu Dutzenden, zu Hunderten wimmelten sie überall herum und machten sich an Maschinen zu schaffen, die Han nicht identifizieren konnte, schleppten Lasten hin und her, schwatzten und stritten sich und riefen und lachten, teils auf Standard-Selonianisch, das Han beherrschte, teils in dieser aus Pfiffen und Geheul bestehenden Sprache, die er früher schon in den Tunneln gehört hatte. Es wurde allmählich Zeit, sich zu fragen, ob Standard-Selonianisch überhaupt der Standard war.
    Überall, wo er auftauchte, beobachteten sie ihn. Alle Au gen richteten sich auf den fremden Eindringling von der Oberwelt. In den Kammern, wo dichtes Gedränge herrschte, ging man ihm, soweit es möglich war, aus dem Weg – ob nun aus Furcht oder Abscheu oder Respekt oder einfach des halb, weil man es ihnen befohlen hatte.
    . Han störte es nicht besonders. Es gab ihm das Gefühl, wirklich dort zu sein. Nicht einmal die Tatsache, daß er von allen Seiten angestarrt wurde, störte ihn sehr. Er konnte es sogar verstehen. Denn wenn es so etwas wie den geborenen Touristen gab, dann Han. Selbst im größten Elend war er entschlossen, sich alles anzusehen, was es zu sehen gab, denn er wußte sehr gut, daß dieses Privileg nur den wenig sten vergönnt war.
    Er erhaschte sogar einen Blick auf die anderen Kasten, die fruchtbaren Männchen und Weibchen – oder zumindest glaubte er es. In einer großen Kammer, die er passierte, sah er fünf größere, plumper wirkendere Selonianer abseits sit zen, von einer Menge Diener umgeben. Und dennoch war an dem Verhalten dieser Selonianer nichts Unterwürfiges. Alles machte vielmehr einen unpersönlichen, kühlen, nüch ternen Eindruck. Han sah, wie ein Diener den Fruchtbaren ein Tablett mit Essen brachte – aber ohne jedes zeremonielle Beiwerk, ohne viel Aufhebens um die Mahlzeit zu machen. Irgendwie erinnerte es eher an einen Bauern, der sein Vieh fütterte, denn an einen Diener, der; der königlichen Familie das Mahl servierte.
    Nach und nach bemerkte er einen schwachen, würzigen Ge ruch in den Tunneln, nicht unangenehm, aber scharf und durchdringend. Es war der Körpergeruch vieler Selonianer auf engem Raum. Han fand ihn irgendwie angenehm, sogar beruhigend.
    Han hatte nie auch nur geahnt, daß die selonianischen Tunnel so weit verzweigt waren. Als Kind hatte er gehört, daß die Selonianer am liebsten unter der Erde lebten, aber er hatte dies immer auf ihre primitive Vergangenheit zurückge führt, ein Relikt aus der Vorzeit. Moderne, städtische, zivili sierte Selonianer lebten nicht in unterirdischen Tunneln. Sie lebten in hübschen, normalen Häusern und Wohnungen, wie die Menschen, auf normale Art.
    Allmählich dämmerte Han, daß die Selonianer, die man in den Städten sah, nur die Spitze des Eisbergs darstellten, daß sie speziell für den Umgang mit anderen Rassen ausge bildet waren. Und ihm wurde immer mehr bewußt, daß sie lediglich Aushängeschilder waren, sorgfältig darauf trai niert, die Menschen nicht zu beunruhigen und die Selonia ner in ihren Augen weniger fremdartig, weniger unheimlich erscheinen zu lassen. Natürlich hatte er immer gewußt, daß die alten unterirdischen Höhlen und Gänge noch immer exi stierten, doch er hatte sie für bloße Überbleibsel aus der Ver gangenheit gehalten, ohne jede Bedeutung für die moderne selonianische Lebensart. Jetzt begann er zu verstehen, daß die moderne Lebensart ohne Bedeutung war.
    Er sah Dinge, von deren Existenz er nie etwas gewußt hat te, die aber zu der Welt gehört hatten, in der er aufgewachsen war, seiner Heimat. Wie blind war er nur gewesen, wie blind waren alle Menschen auf Corellia gewesen, daß sie nichts von der wahren Natur der selonianischen Kultur ge ahnt hatten? Und was war mit den Drall? Hatten sie ähnlich tief verborgene Geheimnisse?
    Als Han an diesem Punkt seiner Überlegungen angelangt war, schlüpften sie aus einem besonders engen Kriechtunnel in eine riesige Kammer,

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