Corellia 02 - Angriff auf Selonia
brauchten ihn für irgend etwas, waren sich aber nicht si cher, ob sie ihm trauen konnten. Oder vielleicht waren sie sich nicht sicher, ob er kooperieren würde.
Was das betraf, war auch Han sich nicht sicher. Er wußte nicht, auf welcher Seite sie standen oder wie die Seiten in diesem Kampf aussahen. Er war sich nicht einmal ganz si cher, um was für einen Kampf es sich überhaupt handelte. Selbst vor seiner Gefangennahme durch die Menschenliga hatte sich die Lage auf Corellia am besten als Kampf aller ge gen alle beschreiben lassen. Er wußte nicht, ob sich die Lage seitdem verbessert oder verschlechtert hatte. Dracmus' Stock konnte praktisch für oder gegen jeden sein.
Als Han zu dieser erfreulichen Schlußfolgerung gelangte, dämmerte ihm plötzlich, daß er in der Ferne etwas hörte. Ei ne Serie leiser, regelmäßiger mechanischer Laute, ein Klic ken und Sirren und Brummen. Sie näherten sich den Geräuschen. Dann hörte er auch Stimmen. Die Stimmen von Selo nianern, die sich irgend etwas zuriefen, und da war etwas im Rhythmus und im Tonfall ihrer Rufe und Schreie, das frappierend an einen Bautrupp bei der Arbeit erinnerte.
Dracmus hörte es auch und beschleunigte ihre Schritte.
Plötzlich erkannte Han, daß sie das Ende ihrer Reise oder zumindest einer Etappe erreicht hatten. Er eilte hinter Drac mus her und eine lange Rampe hinunter. Von unten drang weißgelbes Licht herauf, und Han war überrascht, wie sehr er auflebte, als er endlich etwas anderes als die blutrote Beleuchtung der selonianischen Tunnel sah. Hastig stolperte er dem Licht und den Geräuschen entgegen.
. Die Rampe führte in eine Kammer, die nicht aus nacktem Stein, sondern aus Metall und glänzendem Plastik bestand und von Lärm und hektischer Betriebsamkeit erfüllt war. Es handelte sich offenbar um einen Knotenpunkt. In der Mitte befand sich ein kleines Landefeld mit drei kleinen Raum schiffen, an denen Wartungstechniker arbeiteten. Han blick te auf und sah, daß die Decke aus einer aufklappbaren Kuppel bestand. Auf der gegenüberliegenden Seite der Kaverne, vor einer großen Tunnelöffnung, wartete eine Monobahn auf das Signal zur Abfahrt, während auf den Nachbargleisen Kabinenroller hin und her huschten und in kleineren Seiten tunneln verschwanden. »Was für ein Ort«, war alles, was ihm als Kommentar dazu einfiel.
»Es gibt viele derartige Orte«, erwiderte Dracmus. »Sie se hen alle gleich aus.«
Das überraschte Han. »Aber ich dachte, ihr würdet nur zu Fuß durch die Tunnel laufen«, sagte er.
»Warum denkst du das? Glaubst du etwa, wir Selonianer könnten keine Maschinen und Fahrzeuge bauen? Wir wären nur unwissende Primitive, ohne die Hilfe unserer guten menschlichen Freunde zu einem Leben unter der Erde ver dammt?«
»Schon gut, schon gut«, brummte Han. »Das wollte ich damit nicht sagen. Tut mir leid.« Er sah sich um und begriff, wie tief er in dieser Sache steckte. Dieser Ort war geheim, nur den Selonianern bekannt. Er hatte keinen Beweis dafür, aber er wußte es trotzdem. Hierher kamen keine Drall und keine Menschen; sie ahnten nicht einmal etwas von der Existenz dieses Ortes. »Wer weiß von dieser Anlage?« fragte er. »Außer den Selonianern?«
»Du«, sagte Dracmus. »Sonst niemand.«
»Das ist genau die Antwort, die ich nicht hören wollte«, erwiderte Han. Offenbar hatte man Dracmus nicht verboten, diese Frage zu beantworten. Es war kein Zufall, daß man ihm dieses Geheimnis enthüllt hatte. Aber was war, wenn die Selonianer später zu der Überzeugung kamen, daß es doch kei ne so gute Idee gewesen war, ihn einzuweihen? Es gab nur eine einzige sichere Methode, die Weitergabe eines Geheim nisses zu verhindern …
»Komm«, befahl Dracmus. »Wir müssen weiter.« Sie lie ßen den Tunnel hinter sich und gingen einen Weg hinunter, der zum Zentrum des Komplexes führte.
Han hatte halb erwartet, daß Dracmus einen der Kabinen roller oder die Monobahn besteigen würde, aber statt dessen brachte sie ihn direkt zu dem größten der drei wartenden Raumschiffe. Ein Raumschiff? Zum Teufel, wohin wollten sie ihn bringen? Wahrscheinlich zu irgendeinem anderen Ort auf Corellia, einem Ort, der zu weit entfernt war, um ihn mit der Monobahn zu erreichen. Aber wohin genau? Und warum?
Han sah sich das Schiff näher an. Ein Blick genügte, um ihm zu verraten, daß es nicht in einer der von Menschen ge führten corellianischen Werften gebaut worden war. Es mußte sich um eine selonianische Konstruktion handeln. Das Schiff
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