Coretta & Martin Luther King - eBook - Vivian, O: Coretta & Martin Luther King - eBook
Schließlich erlaubte Coretta ihrer Bekannten, Martin ihre Telefonnummer zu geben.
Martin rief an einem Donnerstagabend im Februar 1952 an. Er unterhielt sich ungefähr 20 Minuten mit Coretta und nahm sich Zeit, Themen wie Napoleon und Waterloo anzusprechen. Coretta wurde neugierig und willigte ein, Martin am nächsten Tag in ihrer Mittagspause zu treffen.
Martin kreuzte mit einem grünen Chevrolet auf, den seine Eltern ihm geschenkt hatten. Coretta fand Martin zu klein. Die Begegnung verlief alles andere als gut. Martin, der darauf aus war zu heiraten, sprach das Thema schon bei der ersten Verabredung an. Coretta blieb still und wunderte sich über diesen ungewöhnlich jungen Pastor. Er unterschied sich total von allen anderen Geistlichen, denen sie je begegnet war.
Coretta sagte später, sie habe ein „unheimliches Gefühl“ gehabt, als sie Martin kennenlernte. Sie meinte oft: „Mein Mann wurde auf die Aufgabe vorbereitet, die er erfüllen sollte, und ich glaube, ich wurde darauf vorbereitet, seine Gehilfin zu sein. Wenn ich an die Erfahrungen in meinem Leben zurückdenke, glaube ich, dass es genau so kommen musste.“
Martin ging mit Coretta in Konzerte, ins Kino, unternahm Ausflüge mit ihr und lud sie zum Essen ein. Je besser sie ihn kannte, desto mehr mochte sie ihn. „Er hatte etwas an sich, das einem irgendwie ans Herz wuchs“, sagte sie.
Coretta war beeindruckt, wie stark Martin von seinem Sendungsbewusstsein getrieben war. Er hatte eine sehr starke Hoffnung, für seine Rasse und für die Menschheit etwas zu bewirken. Seine Empfindungen waren ähnlich wie ihre eigenen. Martin sprach davon, wie sehr ihm die Benachteiligten am Herzen lagen. Er war entschlossen, für eine Verbesserung der Verhältnisse zu kämpfen. Coretta wusste nicht, was sie von Martins Gefühlen halten sollte. Er stammte aus der Mittelschicht und mit Verhältnissen, wie sie sie kannte, war er nicht vertraut.
Martin wollte möglichst bald heiraten, aber gleichzeitig drängte er Coretta, sich zu prüfen, ob sie die Frau eines Pastors in den Südstaaten der USA werden konnte. Er fragte sie, ob sie dort hineinpassen würde. Er wollte sich mit seiner Bildung einsetzen, um Afroamerikanern im Süden zu helfen, obwohl es einfacher gewesen wäre, ein Leben im Norden zu führen.
Coretta befand sich in einer Zwickmühle. Liebte sie Martin genug, um ihn zu heiraten? Martin wünschte sich eine Frau, die zu Hause für ihn da war. Konnte sie ihren Traum aufgeben, eine Konzertkünstlerin zu werden? Sie hatte sich ausgemalt, wie sie auf Tournee gehen würde. Sie hatte von schicken Kleidern geträumt, von Verbeugungen vor dem jubelnden Publikum, von hochgewachsenen Verehrern, die mit Rosen vor ihrer Tür warteten. Von Bekannten bekam sie zu hören, dass Martin es nie weit bringen würde und dass es eine Schande war, die Kunst zugunsten der Liebe zu opfern.
Martin gewann. Am 18. Juni 1953 heirateten Martin und Coretta auf der Wiese vor Corettas Zuhause in Alabama. 16 Monate lang hatte Martin um Coretta geworben. Nun leitete sein Vater die Trauung.
Als Ehepaar kehrten Coretta und Martin nach Boston zurück, wo sie ihre Studien zu Ende führten. Nun, da sie an einem gemeinsamen Strang zogen, erledigte Martin einige Dinge im Haushalt, während Coretta Vorlesungen besuchte. Das Zusammenwachsen zweier Menschen hatte begonnen.
In mancher Hinsicht war Corettas Leben ähnlich verlaufen wie Martins. Genau wie Martin hatte sie früh angefangen zu lesen. Wie Martin war ihr das Lernen immer leicht gefallen. Martin lernte mit solcher Leichtigkeit, dass er schon im Alter von 15 Jahren am Morehouse College in Alabama angefangen hatte. Mit 18 wurde er zum Pastor geweiht und zum Zweitpastor der Ebenezer Baptist Church gewählt, in der sein Vater Pastor war. Sein Großvater mütterlicherseits war dort vor Martins Vater Pastor gewesen.
Coretta hätte ohne Stipendien nicht studieren können. Als Martin im Juni 1948 sein Studium am Morehouse College abschloss, bot man ihm ein Stipendium für das Crozer Theological Seminary in Chester/Pennsylvania an. Martins Vater lehnte es ab und kam selbst für Martins Kosten auf. Er war der Ansicht, dass Stipendien den Mittellosen zugute kommen sollten.
Während seines Studiums in Morehouse hatte Martin einen Teil der Zeit zu Hause und einen anderen Teil auf dem Campus verbracht. Durch die anschließende Zeit am theologischen Seminar wuchs er zu großer Reife heran und lernte, persönliche Verantwortung wahrzunehmen. Er war
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