Coretta & Martin Luther King - eBook - Vivian, O: Coretta & Martin Luther King - eBook
fast 1.000 Kilometer von zu Hause entfernt. Hier traf er zum ersten Mal mit weißen Studenten zusammen, lernte sie kennen und maß sich auf intellektueller Ebene mit ihnen. Es war die gleiche Erfahrung, wie Coretta sie in Antioch gemacht hatte.
Martin war einer von sechs Angehörigen seiner Rasse auf dem Campus von Crozer. Mit seinem persönlichen Wachstum erging es ihm wie Coretta. Sie sagte: „Ich weiß jetzt, dass ich meinen eigenen Wert nach und nach anders einschätzen konnte und nicht mehr von diesem Gefühl der Unzulänglichkeit verfolgt wurde, nur weil ich eine Negerin bin. Ich hatte eine neue Selbstsicherheit und konnte mich mutig der Konkurrenz der anderen stellen, egal ob auf ihrem Boden oder auf meinem.“
Wie Coretta, die ihre erste große Enttäuschung erlebte, als sie ihr Referendariat nicht in den öffentlichen Schulen in Yellow Springs / Ohio machen durfte, wurde auch Martin bei einem Vorfall auf dem Campus von Crozer mit rassistischen Vorurteilen konfrontiert. Es war ihm immer leicht gefallen, Bekanntschaften zu machen, aber es gab einen Studenten aus North Carolina, der Afroamerikaner offenbar nicht akzeptierte. Er nannte sie oft „die Farbigen“.
Wie groß der Hass des Mannes wirklich war, erlebte Martin erst, als einige Kommilitonen das Zimmer dieses Studenten aus Spaß ein bisschen durcheinanderbrachten. Der Student hatte sich schon mehrmals selbst an Scherzen dieser Art beteiligt, aber als sich sein eigenes Zimmer in ein Chaos verwandelt hatte und sein Schreibtisch und seine Stühle umgeworfen waren, packte ihn die Wut. Auf der Stelle ging er zu Martin, hielt ihm ein Gewehr vor die Brust und beschuldigte ihn, sein Zimmer verwüstet zu haben. Mit ruhiger Stimme erklärte Martin, dass er bei der Gruppe, die den Unfug gemacht hatte, nicht dabei gewesen war. Andere Studenten konnten den Mann schließlich überreden, seine Waffe wegzunehmen.
Der Vorfall wurde sowohl vor den Ausschuss der Studentenmitverwaltung als auch vor die Fakultätsleitung gebracht. Martin verzichtete darauf, rechtliche Schritte einzuleiten. Später entschuldigte sich der Student öffentlich. Und schließlich freundeten Martin und er sich sogar an.
Mit 22 Jahren schloss Martin sein Studium in Crozer ab. Er war der Beste seines Jahrgangs und wurde mit einem Stipendium über 1.200 Dollar ausgezeichnet, um in zwei weiteren Studienjahren promovieren zu können. Martin entschied sich für die Boston University.
Coretta und Martin stammten beide aus Familien mit jeweils drei Kindern, wobei sie beide das mittlere Kind waren. Beide hatten eine ältere Schwester und einen jüngeren Bruder. Beide hatten einen Vater, der es wagte, sich gegen die Weißen in den Südstaaten zur Wehr zu setzen: Obadiah Scott mit seinem Geschäft und Pastor Martin Luther King sen. als Anführer vieler Kreuzzüge für afroamerikanische Gerechtigkeit in Atlanta. Er kämpfte für eine gleiche Bezahlung der Lehrer und gewann. Er trug wesentlich zur Abschaffung der Rassentrennung in Fahrstühlen bei. Zur Verwunderung seiner heranwachsenden Kinder wurde Martins Vater in all seinen Kämpfen gegen die Segregation niemals körperlich angegriffen.
Martins Großvater mütterlicherseits, A. D. Williams, leistete als Leiter der NAACP-Ortsgruppe von Atlanta Pionierarbeit. Unter seiner Führung zwang eine aufgebrachte Gruppe von Afroamerikanern die Stadt Atlanta, eine afroamerikanische Highschool zu bauen, indem sie erfolgreich gegen eine Anleihenausgabe vorging, die keine afroamerikanischen Ausbildungseinrichtungen berücksichtigt hätte. Als der Atlanta Georgian , eine Zeitung des Großverlegers Hearst, die Protestgruppe „schmutzig und dumm“ nannte, rief Williams zum Boykott der Zeitung auf. Man schätzt, dass die Zeitung an einem einzigen Tag 6.000 Leser verlor. Dieser Boykott führte zum Ende des Atlanta Georgian.
Während Coretta aus ländlichen Verhältnissen stammte – wobei es ihr im Vergleich zu anderen Familien aus der afroamerikanischen Gemeinde dort ziemlich gut gegangen war – wuchs Martin ohne finanzielle Nöte in der Stadt auf. Obwohl er im Jahr 1929 geboren worden war, hatte Martin die Wirtschaftskrise nie zu spüren bekommen. Sein Vater sagte einmal: „Wir haben immer in einem eigenen Haus gewohnt, und wir sind nie lang mit einem Auto gefahren, das noch nicht abbezahlt war.“ Martins Mutter Alberta Williams King war immer tadellos gekleidet.
Für Coretta und Martin wurde es langsam Zeit, sich zu überlegen, was sie nach Abschluss des
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