Corina 01 - Dämonisch verführt
Tragischen.« Radu legte einen neuen Scheit ins Feuer und stocherte ordentlich mit dem Schürhaken. Dann sah er mein Gesicht. »Du kennst die Geschichte nicht?«
»Sollte ich sie kennen?«
»Eigentlich nicht. Sie ist lang und sehr deprimierend. Es genügt zu sagen, dass Louis-Cesare sie vor einigen Jahrhunderten verwandelte, um ihr das Leben zu retten. Sie war wegen ihm gefoltert worden, und er fühlte sich verantwortlich. Aber er dachte nicht daran, dass sie strenggläubige Katholikin war und außerdem den alten Geschichten über uns glaubte. Sie fühlte sich durch die Verwandlung verdammt und sagte ihm nach dem Erwachen, der wahre Tod wäre ihr lieber gewesen.«
»Hat er sie getötet?«
Radu verdrehte die Augen. »Wenn er es nur getan hätte!«, sagte er mit Inbrunst. Er bemerkte meinen Blick und schnitt eine Grimasse. »Sieh mich nicht so an — du kennst sie nicht. Die Frau ist unmöglich und macht dauernd Ärger, auf die eine oder andere Weise. Vor kurzer Zeit wurde sie von Alejandro entführt.« Radu sagte es so, als sollte ich den Namen kennen. »Das Oberhaupt des Lateinamerikanischen Senats«, fügte er ungeduldig hinzu, als bei mir der Groschen nicht fiel.
»Warum ist Louis-Cesare dann hier, anstatt sie zu befreien?«
»Weil niemand weiß, wo sie sich befindet!« Radu musterte mich. »Bist du sarkastisch?«
»Nein, ich kann mir nur nicht vorstellen, dass die Familie einen solchen Affront hinnimmt.«
»Bei dir klingt alles einfach«, sagte Radu verärgert. »Nicht jedes Problem lässt sich lösen, indem man mit einem Knüppel draufschlägt.«
»Nein, nur neun von zehn.«
Radu hielt sich zurück. »Einer von Alejandros Untergebenen, ein Vampir namens Tomas, forderte ihn heraus«, erklärte er mit übertriebener Geduld. »Alejandro wollte, dass Louis-Cesare für ihn kämpft. Aber die Gerüchte an diesem Hof .... Es ist beschämend.«
Diesmal brauchte ich nicht zu fragen, was er meinte. Der betreffende Hof galt selbst bei Vamps als sadistisch. »Ich nehme an, Louis-Cesare lehnte ab?«
Radu nickte. »Er sagte ihm, dass Herausforderungen unter anderem dazu dienten, unfähige, grausame oder verrückte Meister auszumerzen, und dass er seine Position nicht verdiente, wenn er die eigenen Kämpfe nicht selbst austrug.«
Ich verzog das Gesicht. Diplomatie schien nicht gerade Louis-Cesares Stärke zu sein. »Also entführte Alejandro Christine, damit die Sache zu seinem Kampf wurde«, vermutete ich. »Das Übliche.«
»Wie schade, dass du nicht zugegen warst, um ihn zu warnen«, sagte Radu ätzend. »Wie dem auch sei, Louis-Cesare besiegte Tomas, tötete ihn aber nicht, da er nichts Falsches getan hatte. Deshalb lehnte Alejandro es ab, Christine freizulassen. Er wies darauf hin, die Freilassung sei nur für den Fall vorgesehen gewesen, dass die Bedrohung verschwand, aber da Tomas noch lebte, existierte auch die Bedrohung noch.«
»Und der Senat konnte nicht eingreifen«, sagte ich. Übereinkünfte zwischen Meistern wurden von Senaten nur selten in Frage gestellt, vor allem dann, wenn die Beteiligten verschiedenen Senaten angehörten. Zu schnell hätte ein persönlicher Zwist zu einem Krieg eskalieren können.
»Deshalb zieht sich diese Sache so lange hin.«
»Wie lange?«
Radu gestikulierte vage. »Oh, inzwischen sind es hundert Jahre.« Ich staunte nicht schlecht, und er fuhr unbekümmert fort: »Und seit Christines Entführung ist Louis-Cesare nicht mehr der Alte. Er weiß, dass sie vielleicht leidet, und er fühlt sich verantwortlich dafür, sogar doppelt. Die ganze Sache belastet ihn sehr.«
»Radu! Die Frau wurde gefoltert, gegen ihren Willen zu einer Untoten gemacht und entführt, und das alles wegen Louis-Cesare. Hast du jemals daran gedacht, dass er vielleicht guten Grund hat, sich schuldig zu fühlen?«
»Du klingst genau wie er!«, erwiderte Radu gereizt. »Er hat sie nicht gefoltert. Dahinter steckte der Schwarze Kreis.«
Ich blinzelte. »Wie bitte?«
»Die Dunklen versuchten, Macht zu stehlen, wie immer. Vor ihrer Verwandlung war Christine eine ungeschulte Hexe. Sie verfügte über große magische Kräfte, aber ihr Glaube führte dazu, dass sie sich ihnen verweigerte. Wenn sich ihre Magie zeigte, achtete sie nicht darauf oder hielt sie für Teufelswerk.« Radu schüttelte den Kopf. »Die Dunklen mussten sie früher oder später finden.«
»Von Louis-Cesare habe ich erfahren, dass du ihn einmal vor Magiern des Schwarzen Kreises gerettet hast.
Sprechen wir hier von der gleichen
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