Corina 01 - Dämonisch verführt
Gruppe?«
Radu wirkte verärgert. »Er hätte dir nicht davon erzählen sollen.«
»Warum nicht?«
»Wegen meines Versprechens Mircea gegenüber, jeden Kontakt mit ihm zu meiden.«
»Wegen der Zeit-Sache«, vermutete ich.
»Was für eine Sache?«
»Die Angelegenheit mit der Zeit, die mir bekannt gewesen wäre, wenn ich mich mehr um die Familie gekümmert hätte.«
»Oh, ja, genau. Doch als ihn niemand finden konnte .... Was sollte ich machen? Ihn jede Nacht dem Foltertod überlassen? Jedenfalls, sag deinem Vater nichts davon. Mircea braucht nicht alles zu wissen.«
Ganz meine Meinung. »Hast du wirklich das Dach einstürzen lassen?«
Radu ging mit aristokratischer Verachtung über die Frage hinweg. »Wie ich schon sagte, Christine hatte einige Jahrhunderte Zeit zu erkennen, dass wir keine Ungeheuer sind. Ich selbst habe ihr erklärt, dass der Vampirismus eine Krankheit ist. Sie legt Werwölfen nicht zur Last, sich regelmäßig in geifernde Raubtiere zu verwandeln, doch uns rückt sie in die Nähe des Teufels. Das ist beleidigend.«
»Vielleicht liegt es daran, dass es keine Werwölfe waren, die ihr Leben ruiniert haben«, kommentierte ich und zuckte zusammen, als irgendwo über uns Glas splitterte.
»Die Sache ist, Louis-Cesare lässt niemanden mehr an sich heran. Das ist einfach nicht gesund!«, verkündete Radu, als sei er selbst ein Musterbeispiel für geistige Gesundheit.
Er begann mit einer Wanderung durchs Zimmer, wobei der Saum seines teuren Morgenmantels seine unruhigen Füße umschwang. Er sah wie jemand aus, der in der Klemme steckte, und ich zog einen brillanten Schluss. »Dich beunruhigen nicht nur Louis-Cesares Probleme.«
Radu warf mir keinen besonders freundlichen Blick zu. »Mein Bruder trachtet mir nach dem Leben - schon wieder
-, und um zu verhindern, dass er mich umbringt, bleibt mir vermutlich nichts anderes übrig, als ihn zu töten. Einige äußerst seltsame und außerdem auch noch gewalttätige Geschöpfe haben Unruhe in mein wohlgeordnetes Haus gebracht, und mein Koch ist außer sich wegen…«
»…des Zwischenfalls mit den Birnen, ich weiß.« Ich sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. Etwas an der Auflistung störte mich. »Du hast gesagt, du hättest keine Probleme damit, Drac zu töten. Das hast du wie ich für die beste Lösung gehalten. Kommen dir jetzt etwa Bedenken?«
Es beunruhigte mich, dass er nicht sofort antwortete. Beim Kamin war er stehen geblieben, sah aber nicht ins Feuer, sondern betrachtete das Porträt Mehmed II. darüber. Der neue Scheit knisterte und knackte in den Flammen, während die alten darunter langsam in rote Glut sackten.
»Ich war acht Jahre alt, als wir zu Geiseln wurden«, sagte Radu schließlich. »Vlad war dreizehn.«
»Radu! Jetzt sag bloß nicht, du wirst sentimental.« Ich konnte es kaum glauben, so etwas von ihm zu hören. »Er hat mehrmals versucht, dich umzubringen!«
»Mit Sentimentalität hat es nichts zu tun«, behauptete Radu und betrachtete die noch immer kräftigen Farben des Porträts. »Und es rührt sich auch kein eingerostetes Gewissen. Ich hatte nie ein besonders großes, auch vor der Verwandlung nicht.«
»Was ist es dann?«
Er sah mich über die Schulter hinweg an. »Warum, glaubst du, habe ich dieses Bild, Dory?«
»Er war dein Lover. Vermutlich…«
Sein humorloses Lachen unterbrach mich. »Wir waren nie ein Liebespaar. Liebe hatte mit dem, was wir gemacht haben, nichts zu tun.« Er spielte mit einigen Ziergegenständen auf dem Kaminsims herum, als brauchten seine Hände etwas, mit dem sie sich beschäftigen konnten. »Als Prinz hatte Mehmed eine Karte, die nicht nur die türkischen Länder zeigte, sondern ganz Europa. Das Schicksal, so sagte er einmal, sähe ein Reich auf der Welt vor, einen Glauben und einen König. Die Überzeugung, dass ich ihm dabei helfen könnte, seine Ziele zu erreichen, machte mich für ihn attraktiv. Es gab Dutzende von hübschen Oglanlari, königliche Knappen, die besser aussahen als ich. Sie wurden nicht nur wegen ihrer Fähigkeiten ausgesucht, sondern auch wegen des Aussehens. Und keiner von ihnen hob ein Schwert gegen ihn.«
»Du hast den Sultan angegriffen und überlebt?« Ich grinste.
»Damals war er der Sohn des Sultans, und ja, ich habe ihn angegriffen. Er wurde zudringlich, und ich schlug nach ihm. Groß verletzt wurde er nicht - ich konnte nie gut mit dem Schwert umgehen. Und dann zeigte sich mein wahres Wesen, indem ich weglief und auf einen Baum kletterte. Ich kam erst
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