Corina 01 - Dämonisch verführt
ging es nicht. »Ich dachte, du verstehst kein Rumänisch.«
Caedmon nahm auf der Bettkante Platz, nackt und verlockend steif. »In einem Leben so lang wie dem meinen erwirbt man großes esoterisches Wissen.«
»Du hast die Mitteilung gelesen.«
Er wirkte ein wenig überrascht. »Natürlich. Hättest du die Gelegenheit nicht genutzt? Aber in Anwesenheit des Vampirs konnte ich natürlich nichts sagen.«
»Louis-Cesare? Er ist in Ordnung«, erwiderte ich geistesabwesend. Caedmon hatte damit begonnen, mein Bein durchs Laken zu streicheln, und das lenkte mich ab.
»Du hast ihm also von dem Ultimatum erzählt?« Er sah meinen Gesichtsausdruck. »Nein, dachte ich mir. Ich traue ihm auch nicht.«
»Warum nicht? Du hast ihn doch gerade erst kennengelernt.«
»Er ist ein Vampir, und in letzter Zeit sorgen andere seiner Art daheim für ziemliche Probleme. Möglicherweise stecken sie hinter den gegenwärtigen Unruhen und ermutigen jene, die es besser wissen sollten als nach Ehren zu streben, die ihnen nicht zustehen.«
Das klang plötzlich nicht mehr nach einem Verführungsversuch, trotz der Hand auf meinem Oberschenkel.
»Warum bist du wirklich hier, Caedmon?«
Er versuchte, das Laken zu heben, aber ich schlug seine Hand darauf hinab. Er lächelte reuelos. »Wie ich schon sagte: Ich hatte noch nie eine Dhampirin und freue mich auf die neue Erfahrung. Anschließend können wir unser gemeinsames Problem besprechen.«
»Lass es uns jetzt besprechen.«
Er lachte. Offenbar war ich gute Unterhaltung für ihn. Ich hoffte, dass er es genoss, denn mehr würde er nicht bekommen. Nach der emotionalen Achterbahn des vergangenen Tages war ich nicht in der Stimmung für irgendwelche Spielchen. Erst recht nicht für welche mit einem sonderbaren Elfen.
»Aber ich glaube, nachher lässt sich viel besser darüber reden…«
»Caedmon!«
Er seufzte und legte sich hin, wodurch sich sein helles Haar auf dem Bett ausbreitete und zu einer Spielwiese für den Mondschein wurde. Ich könnte schwören, dass sich die Lichtstrahlen um ihn beugten, als wollten sie so viel wie möglich von der schimmernden Haut berühren. »Wir haben ein gemeinsames Interesse: Wir wollen beide deine Freundin finden«, teilte er mir mit. »Du willst sie aus der Gewalt des bösartigen Vampirs befreien, und ich möchte feststellen, ob sie den Thronfolger in sich trägt.«
»Und wenn das der Fall ist?«
»Ich werde für ihre Sicherheit sorgen. Du hast mein Wort.« Das hätte lächerlich sein sollen, denn nach allem, was ich wusste, konnte Caedmon auch hier sein, um Claire zu töten, nicht um sie zu retten. Ganz zu schweigen davon, dass ich mich nie auf das Wort von jemandem verließ, erst recht nicht auf das eines Fremden. Doch als Caedmon die abgedroschenen Worte sprach, bekamen sie Würde und Gewicht. Ich fühlte mich von ihnen beruhigt, und das ärgerte mich.
»Dürfte es nicht ein bisschen schwer werden, sie in New York zu schützen?«
Caedmon warf mir einen seltsamen Blick zu. »Ich werde nicht um einer Frau willen das ganze Feenland in Gefahr bringen, was dir eigentlich klar sein sollte. Aber sei unbesorgt.« Er streichelte meine Seite, als wäre ich eine Art Schoßtier. »Vielleicht ergibt sich das Problem gar nicht, nämlich dann, wenn es überhaupt keine Schwangerschaft gibt oder das Kind ein Mädchen ist. Dann kann deine Freundin bleiben, wo sie will.«
»Was, Frauen können das Feenland nicht regieren?«
»Natürlich nicht.« Caedmon gab sich schockiert. »Zumindest nicht die zivilisierten Bereiche. Die Alorestri haben derzeit ein weibliches Oberhaupt - eine schreckliche Frau aber sie sind immer unorthodox gewesen. Es liegt daran, dass sie so nahe an der Grenze wohnen, praktisch Seite an Seite mit den Dunklen. Sie brauchen bei der Verteidigung jede Hilfe, die sie bekommen können, und wenn Frauen erst einmal Krieger geworden sind, kann man sie kaum mehr von der Politik fernhalten.«
»Wie bedauerlich für dich.«
Caedmon lächelte. »Oh, ich mag starke Frauen, Dorina.« Ich hatte nicht die Hand gesehen, die unters Laken gekrochen war, fühlte sie aber, als sie meine Wade erreichte. »Sie sind mir sogar lieber.«
Ich griff unters Kissen. »Und wie genau kannst du mir helfen?«
Er sah mich amüsiert an. »Verzichte darauf, mich zu erstechen, und ich sage es dir.«
Ich ließ die Waffe los, achtete aber darauf, dass sie in Reichweite blieb. Caedmon bemerkte es, schien sich aber keine Sorgen zu machen. »Du bist in einer schwierigen Situation,
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