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Corina 01 - Dämonisch verführt

Corina 01 - Dämonisch verführt

Titel: Corina 01 - Dämonisch verführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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herunter, als er feierlich schwor, mich nicht zu töten.« Radu lächelte bitter. »Ich kam glimpflich davon, weil er wusste, dass ich ihm nützlich sein konnte.
    Die Türken brauchten eine walachische Marionette, und Vlad widersetzte sich.«
    »Es überrascht mich, dass du ein Bild von ihm aufbewahrst. Ich an deiner Stelle hätte es längst verbrannt.« Der Diener kehrte zurück und stellte ein Tablett vor mir ab. Er hatte mir Hähnchen gebracht, und zum Glück krähte es nicht.
    Radu schickte den Vamp fort und setzte sich zu mir auf die Couch. »Ich habe es nicht behalten, weil ich angenehme Erinnerungen damit verbinde, Dory. Es soll mich daran erinnern, wie leicht ich damals von jemand anders geformt worden bin. Ich wurde genau das, was die Geiselnehmer wollten. Ich kleidete mich wie sie, dachte wie sie, trat sogar zum Islam über. Ich schwöre: Eine Zeitlang war ich türkischer als die Türken. Ich habe das Porträt behalten, damit ich nicht vergesse, was ich damals war.«
    Ich schnaubte. »Nun mach mal halblang. Damals warst du ein Kind, und sie verpassten dir eine Gehirnwäsche.«
    Radu schüttelte den Kopf. »Das würde ich gern glauben, aber es ist nur die halbe Wahrheit. Ich war elf, als er mich verführte - nach heutigen Maßstäben ein Kind, aber in der damaligen Welt war ich nicht so jung. Mehmed hatte im gleichen Alter damit begonnen, eine Provinz des Reiches zu regieren. Ich bekam eine Gehirnwäsche, weil ich das zuließ. Die einzige Alternative war undenkbar, und deshalb wählte ich den Weg des geringsten Widerstands. Ich habe lange gebraucht, um zu begreifen: Letztendlich sind wir für unsere Taten verantwortlich.«
    »Das gilt auch für Drac.«
    Radu schwieg einen Moment. »Ich frage mich manchmal, wer von uns mehr geformt worden ist, ich selbst oder Vlad. Ich habe meine Illusionen vor langer Zeit verloren, aber er ist noch immer in seinen gefangen. Die Türken haben ihn damals in jenen Verliesen zu einem Ungeheuer gemacht, Dory.«
    Ich verkniff mir einen Kommentar, aus Respekt vor dem, was Radu durchgemacht hatte, aber ich war mir nicht sicher, ob ich weiterhin schweigen konnte, wenn er in die Einzelheiten ging. Ich kannte die Geschichte. Sie lief auf Folgendes hinaus: Drac war ein heroischer Teenager, der sich nicht den Drohungen der Türken beugte. Wenn die Wächter ihn verhöhnten, antwortete er mit eigenem Hohn. Wenn sie ihn beleidigten, schickte er ihnen Beleidigungen zurück, die noch phantasievoller waren, denn er konnte sich von seiner guten Bildung inspirieren lassen. Er verfluchte sie, ihre Vorfahren und den Propheten. Man schlug ihn brutal zusammen und warf ihn in eine Einzelzelle, von der aus er die noch schlimmere Bestrafung anderer Gefangener beobachten konnte. Die Hinrichtungsmethoden hingen von der Schwere der verübten Verbrechen ab: Manche wurden einfach gehängt, andere mit Pfeilen gespickt, geköpft oder, und das war das Schlimmste, gepfählt.
    Die Pfählung blieb zunächst jenen vorbehalten, die die scheußlichsten Verbrechen verübt hatten, doch im Krieg wurde sie immer häufiger eingesetzt. Der junge Vlad bekam jede Woche einen Logenplatz, und vielleicht machte er sich Notizen. Er beobachtete, wie Krähen an den Leichen pickten, die der heißen türkischen Sonne ausgesetzt blieben, bis sie nur noch blasiges Fleisch waren. Vielleicht ertrug er die Strafe, indem er davon träumte, eines Tages seine Peiniger zu pfählen - ich weiß es nicht. Aber als er schließlich auf den Thron der Walachei stieg, wurde das Pfählen zu seiner Lieblingsmethode, mit der er Angreifer abschreckte und die Einhaltung seiner Gesetze garantierte.
    Fast jedes Verbrechen, von Lügen bis hin zu Diebstahl und Mord, konnte während Dracs Herrschaft mit der Pfählung bestraft werden. Mircea hatte mir einmal erzählt, dass sein Bruder einen goldenen Becher auf den Brunnen des Stadtplatzes stellte, auf dass ihn durstige Reisende benutzten. Er war mehr wert, als ein Arbeiter in seinem ganzen Leben verdienen konnte, und doch wurde er nie gestohlen. Ich könnte wetten, dass niemand auch nur daran dachte.
    Einmal nahmen zwei türkische Botschafter an Dracs Hof in seiner Anwesenheit nicht ihre Turbane ab. Daraufhin befahl Drac, sie ihnen an die Köpfe zu nageln, damit sie sie nie wieder abnehmen mussten. Bei einer anderen Gelegenheit veranstaltete er draußen vor der Stadt ein Picknick, umgeben von gepfählten Toten. Als sich einer seiner Adligen die Nase zuhielt, um angesichts des Gestanks nicht zu würgen, ließ

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