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Corina 01 - Dämonisch verführt

Corina 01 - Dämonisch verführt

Titel: Corina 01 - Dämonisch verführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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gerochen hatte.
    »Er verliert zu viel Blut«, sagte Drac. »Wir wollen nicht, dass er stirbt, bevor unsere Gäste eintreffen.«
    »Da gibt es nichts zu befürchten. Ich kenne ihn; einmal hatte ich ihn fast einen Monat lang.« Die ölige Stimme gehörte einem blonden, grauäugigen Menschen mit einem Schürhaken in der Hand. Jonathan. Seine Finger strichen über die blutige Brust von Louis-Cesare, und die Geste hatte etwas erschreckend Intimes. »Er wird am Leben bleiben, für eine Weile.«
    Ich verstand es nicht - warum hing Louis-Cesare einfach nur da? Er hatte keine Waffe, aber ein Meistervampir war eine Waffe, und eine sehr wirkungsvolle noch dazu. Nur Stricke fesselten seine Arme an den Balkon - ich konnte deutlich erkennen, wie sie ihm durch sein Gewicht tief in die Haut schnitten. Er war so an den schmiedeeisernen Balkon gebunden, dass sein Körper fast in Form eines Kreuzes herabhing, mit den Zehenspitzen dicht über dem Boden. Zwar konnte er sich mit den Füßen nicht abstützen, aber er hätte in der Lage sein sollen, die Stricke einfach zu zerreißen wie ein Mensch einen Faden. Warum rührte er sich nicht?
    Ein halbes Dutzend Magier standen in der Nähe — einige von ihnen hatte ich im Bellagio gesehen —, außerdem auch noch fünf Vamps. Sosehr seine Gegner auch in der Überzahl sein mochten, Louis-Cesare hätte irgendeine Art von Widerstand leisten müssen. Ich hätte mich bestimmt gewehrt.
    Jonathan war ihm so nahe, dass es Louis-Cesare möglich gewesen wäre, die nicht gefesselten Beine zu heben, sie um den Hals zu legen und ihm das Genick zu brechen, und das alles innerhalb eines Sekundenbruchteils. Aber er tat nichts dergleichen. Er rührte sich selbst dann nicht, als Jonathan ihm mit dem Schürhaken in die Seite stach.
    Das Herz in meiner Brust machte einen Sprung, und ich fühlte mich gefangen zwischen Furcht und Panik. War Louis-Cesare bereits tot? Hatte einer der Holzsplitter, die ihm aus der Brust ragten, sein Herz durchbohrt? Möglich war’s: Er sah aus wie eine Parodie des Heiligen Sebastian - die roten Wunden in seinem bleichen Leib wirkten wie aufgerissene Mäuler. Aber nein, er blutete noch. Ich sah, wie es am Schürhaken tröpfelte. Und Tote bluteten nicht.
    Jonathan strich über die Wunden, die er seinem Gefangenen an Brust und Bauch zugefügt hatte, und seine Berührung war eine obszöne Mischung aus Zärtlichkeit und Brutalität. Das neue Blut schien zu verdunsten, als seine Finger in Kontakt damit kamen. Es bildete eine kleine rote Wolke, die die Hand des Magiers umgab. »Ah. Es fängt an«, murmelte er, und mein Herz schlug noch schneller, als mir klar wurde, was geschah. Jonathan nahm seinem Opfer häppchenweise die Kraft des Lebens. Und Louis-Cesare unternahm nichts dagegen.
    Ich konnte mir seine selbstmörderische Passivität nur mit Radus Gefangennahme erklären. Hatten sie damit gedroht, ihm etwas anzutun, wenn sich Louis-Cesare zur Wehr setzte? Viel Sinn ergab es nicht, denn er wusste natürlich genau, was Drac für seinen Bruder plante. Aber eine bessere Theorie hatte ich nicht. Ich packte den Magier, der an der Tür Wache hielt und so sehr auf die kleine Foltershow konzentriert war, dass er die heranschleichende wild aussehende Frau gar nicht bemerkte. Sein Genick brach mit einem leisen Knacken, das sich hinter Jonathans schwerer Stimme verlor.
    Blut steckte unter den Fingernägeln des Magiers, als er sein Opfer streichelte, mit den frischen Wunden spielte und das verkrustete Blut der alten betastete. Die dunkle Flüssigkeit klebte an seinen Fingern und wurde dicker als Honig, als sie trocknete. Meine Hände zuckten — so sehr war ich versucht, dem verdammten Mistkerl den dünnen Hals zu brechen, als er sich vorbeugte und einen gierigen Blick auf Louis-Cesare richtete. »Weißt du noch, wie einfallsreich ich sein kann?«
    Ich versuchte, nicht auf das dumpfe Pochen des Zorns hinter meinen Augen zu achten, als ich den toten Magier hinters Sofa legte. Dann schlüpfte ich in den Eingangsbereich und blieb dabei dicht an der Wand. In den Schatten, die nicht vom Licht des Kronleuchters erreicht wurden, war es dunkel, und der schwarze Schlamm, der mich von Kopf bis Fuß bedeckte, erwies sich als gute Tarnung - dadurch war ich schwerer zu sehen und zu riechen. Ein weiterer Magier stand dicht vor mir und beobachtete die Show.
    Jonathan zog den Schürhaken mit einem Ruck aus Louis-Cesares Brust und wurde dafür mit einem kaum hörbaren Stöhnen belohnt. Selbst für meine Ohren war es

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