Corina 01 - Dämonisch verführt
sprang zurück, um den nach mir ausgestreckten Krallen zu entgehen, und da sah ich sie: Louis-Cesare, Jonathan und einen Lakaien neben einem Bottich.
Praktisch im gleichen Moment schaute Jonathan auf, vielleicht wegen des Donnerns, als der Anführer gegen den Bottich neben mir knallte, und unsere Blicke trafen sich. Er hatte sich über den reglosen Körper des Vampirs gebeugt, wie ein Raubtier über sein letztes Opfer. Bevor ich mich bewegen konnte, zog er ein Messer aus dem Stiefel und schnitt tief durch Louis-Cesares Kehle.
Ein weißes Fauchen der Panik vertrieb alle rationalen Gedanken aus meinem Kopf, als Blut über den bleichen Oberkörper und durch mein Blickfeld strömte. Doch ein Gedanke blieb deutlich genug: Eine Herausforderung war erfolgt. Ich konnte nicht erkennen, ob Louis-Cesare noch lebte; ich wusste nur, dass er sich nicht mehr rührte, und das genügte. Ich nahm die Herausforderung an.
Als ich mich näherte, streckte Jonathan die Hand aus, und fuchsrotes Feuer stob von seinen Fingerspitzen - in einer roten Woge loderte es um mich herum. Energie flutete über mich hinweg und drückte mich auf die Knie, machte den Raum heiß und scharlachrot, bis ich glaubte, in dieser besonderen Flut zu ertrinken. Ich versuchte, meinen Schild zu verstärken, fühlte ihn aber nicht mehr. Ich spürte nur noch die heißen Wogen, die gnadenlos über mich hinwegrollten, eine nach der anderen. Irgendwie landete ich auf dem Rücken und beobachtete, wie Jonathan Louis-Cesare zur hölzernen Treppe zerrte, die nach oben führte. Der Puls dröhnte in meinen Ohren, und mir fiel das Atmen schwer.
»Dorina! Hinter dir!« Der Ruf kam vom Kampf weiter oben - es war Caedmon - Mirceas Stimme. Ich war noch immer so durcheinander, dass ich erst nach einigen Sekunden begriff, was er meinte. Das Wesen, das vorhin gegen den Bottich geknallt war, hatte sich aufgerichtet und kam mit wilder Entschlossenheit näher. Ich sah sein großes, schwarzes Spiegelbild im nächsten Bottich, als es herankam. Das Biest hatte es auf mich abgesehen, kein Zweifel, und ich konnte nichts tun.
Jonathan hatte mich mit einer aufgemotzten Verwirrungskugel getroffen. Ich kannte die Dinger, hatte mir aber nie eins davon leisten können. Offenbar stand dem Magier ein dickeres Bankkonto zur Verfügung. Normalerweise konnte ich die Wirkung einer solchen Kugel innerhalb von ein paar Sekunden abschütteln, aber bei dieser Version handelte es sich um eine Kriegswaffe, dazu bestimmt, ganze Gruppen von Magiern außer Gefecht zu setzen. Ich hatte keine Ahnung, wie lange die Wirkung anhalten würde, und es sah so aus, als würde ich nicht lange genug überleben, um es herauszufinden.
Über mir schlugen Klingen so heftig aufeinander, dass Funken flogen, und Caedmon wich zurück. Drac schlug mit wuchtigen Hieben zu, die Caedmon parierte, aber er hatte nicht die Kraft, sie zu erwidern. So viel zur Prahlerei des Elfen in Bezug auf sein Duelliergeschick. Ich versuchte, mich zu bewegen, schaffte es aber nicht einmal, mich aufzusetzen. Hinter mir fühlte ich eine Präsenz und bereitete mich auf den Angriff vor.
Doch er kam nicht. Olga warf etwas über den Balkon, und ein grauer Schemen fiel auf den Boden und rollte sich elegant ab. Bevor ich ihn identifizieren konnte, raste der kleine Wirbelwind auf mich zu, knurrte, fletschte nutzlose Reißzähne und sauste direkt über mich hinweg. Ich brauchte eine Ewigkeit für die Entscheidung, in welche Richtung ich den Kopf drehen sollte, um einen Blick auf das Geschehen hinter mir zu werfen. Schließlich sah ich, was selbst ein Wesen wie Stinky anrichten konnte, wenn es wirklich sauer war.
Seine langen, an dünne Zweige erinnernden Finger hatten am Hals des Anführers Halt gefunden, und sein kleiner Körper blieb vor dem Schnabel geschützt, weil er hinter dem Kopf des viel größeren Geschöpfs blieb. Stinky war kaum mehr als ein winziges flauschiges Bündel am ledrigen Hals der Kreatur. Schnabel und Krallen konnten ihm nichts anhaben, als er das Wesen langsam erwürgte. Es war ein guter Plan. Allerdings merkte der Anführer recht bald, dass das Spiel aus war, und beschloss, mich ins Jenseits mitzunehmen. Anstatt den Weg nach vorn fortzusetzen und die letzten Meter zurückzulegen, die es von mir trennten, sprang es zurück, gegen den großen Bottich. Seine frühere Kollision damit hatte eine tiefe Beule darin hinterlassen; jetzt riss der Stahl, und eine Flutwelle aus Wein schwappte mir entgegen.
Der Wahnsinn, den Claires Präsenz
Weitere Kostenlose Bücher