Corina 01 - Dämonisch verführt
Louis-Cesare im Feuer brieten. Ich spannte die Muskeln und fühlte ein Stechen in den Beinen, als das Gefühl in sie zurückkehrte. Kleine Brandflecken, die meisten von fliegender Asche, zierten meine Jeans, aber echter Schaden war bisher nicht angerichtet. Solange ich nicht in einen weiteren Zauber lief, sollte ich okay sein. Wie es Louis-Cesare ging, stand auf einem ganz anderen Blatt. Wenn er bewusstlos war, konnte er sich nicht einmal vor der umherfliegenden glühenden Asche schützen, und vielleicht genügte ein Funken, um ihn in Brand zu setzen.
Ich konnte nicht abwarten, bis Jonathan zu mir kam. Olga erschien in der Tür und richtete einen fragenden Blick auf mich. Vielleicht überlegte sie, ob ich an Todessehnsucht litt, so wie ich da mitten im flammenden Inferno saß.
»Jonathan ist hier«, teilte ich ihr mit. »Er hat Louis-Cesare. Wenn er hierher kommt…«
»Dann ich töte ihn.«
Ich nickte. Jonathan mochte noch immer den einen oder anderen Trick auf Lager haben, aber das galt auch für Olga. Und bei jemandem aus dem Feenland war seine Magie nicht so wirkungsvoll wie bei jemandem aus unserer Welt.
Mühsam stand ich auf und stützte mich dabei an der Wand ab. Ich schwankte wie ein Baum im Sturm, doch die Beine gaben nicht unter mir nach. Verärgert starrte ich in den Nebel. Abgesehen von schnellerer Heilung bestand mein einziger Vorteil aus besseren Sinnen. Das war alles. Ich hatte von anderen Dhampiren gehört, die im Lauf der Zeit zusätzliche Fähigkeiten entwickelten, aber ich gehörte nicht zu ihnen. Das war der Hauptgrund, warum ich die Dunkelheit verabscheute, oder alles andere, das meine Wahrnehmung einschränkte: Sie nahm mir einige der wenigen Waffen meines begrenzten Arsenals.
Zum Teufel auch. Es gab für alles ein letztes Mal. Ich holte tief Luft und setzte mich vorsichtig in Bewegung.
Fast sofort dämpfte der unnatürliche Nebel alle Geräusche -eine Tür schien sich hinter mir zu schließen.
Gelegentlich kam das Flackern von Flammen durchs Grau, wie die höllische Version von Nordlichtern, aber es war nicht hell genug, um irgendetwas zu erkennen. Meine Augen nützten mir nichts, und deshalb schloss ich sie. Ich konzentrierte mich auf das Gefühl und wandte mich von der etwas kühleren Luft ab, die von draußen hereinwehte.
Beißender Rauch vermischte sich mit dem Nebel und machte mir erneut das Atmen schwer. Ich zählte die Stufen und versuchte, nicht darauf zu achten, wie brüchig sich die Bretter unter meinen Füßen anfühlten. Ich legte etwa ein Viertel der Strecke zurück, dann ein Drittel .... Fast die Hälfte lag hinter mir, als ich vor dem Luftstrom, an dem ich mich orientierte, eine Bewegung spürte. Sofort stieß ich mit dem Messer zu, aber die Klinge schnitt nur durch den Nebel. Dann loderten plötzlich Flammen hinter mir und verwandelten das Holz, das mich eben noch getragen hatte, in Asche.
Ich wich vom gefährlichen Rand zurück und stolperte über etwas. Als ich den Blick senkte, erkannte ich die Umrisse eines Mannes, umhüllt von einem vagen Flackern, das nach Elektrizität aussah. Es warf ein ätherisches Licht in ein Gesicht, aus dem mich indigofarbene Augen anstarrten, wild wie ein Orkan. Louis-Cesare.
Der Raum schwankte, und das plötzlich sehr heftige Pochen meines Herzens machte mich schwindelig. Ich sank auf die Knie, legte eine blutige Hand um Louis-Cesares Wange und ließ sie dann zu seiner Kehle wandern, die glatt, warm und heil war. Ich verstand es nicht, wollte das Schicksal aber nicht infrage stellen. »Ich habe dir doch gesagt, dass du eine Hose anziehen sollst«, brachte ich hervor und riskierte, an den Worten zu ersticken.
Schmerz zeigte sich in seinem Gesicht und in den Linien seines Körpers, doch die Lippen deuteten ein mattes Lächeln an. Ich konnte die schwache Bewegung erkennen, weil auf der anderen Seite von uns eine weitere Flammenzunge emporleckte. Für einen Moment zeichnete sich Jonathans Silhouette davor ab, sicher auf der stabilen Seite, bis die Bretter, die er gerade in Brand gesetzt hatte, zu dunklem Staub zerfielen. Der Louis-Cesare und mir bleibende Teil des Laufstegs knackte und löste sich langsam von der Wand - ohne die Stützbalken konnten die dicken Schrauben den Steg nicht mehr halten.
»Jonathan ist kein guter Verlierer«, sagte Louis-Cesare.
Ich beobachtete, wie der Schatten des Magiers über die gegenüberliegende Wand huschte — die weiter unten lodernden Flammen gaben ihm die Größe eines Riesen. »Ich auch
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