Corina 01 - Dämonisch verführt
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die meisten Vampire waren eine halbe Ewigkeit an ihren Meister gebunden, dem sie gehorchen mussten. Sie waren kaum mehr als Sklaven, bis sie selbst den Status des Meisters erreichten, was nur wenigen gelang. Und selbst dann blieb die Verantwortung dem Meister gegenüber eine Schuld, die jederzeit eingefordert werden konnte. Aber das war mir gleich. Wie sich herausstellte, hatte ich eine gute Wahl getroffen: Der betreffende Vampir gab sein Bestes, vermutlich auch deshalb, weil er sich Ruhm erhoffte - er wäre der erste Vamp gewesen, dem die Verwandlung eines Dhampirs gelungen war. Aber am nächsten Morgen erwachte ich genau wie sonst, wenn auch ein wenig schwindelig wegen des Blutverlusts. Von Verwandlung keine Spur. Man füge den Büchern also eine weitere Regel hinzu: Dhampire können nicht verwandelt werden. Das bedeutete: Nachdem mich Drac einige Tage oder Wochen -
je nachdem, wie viel Zeit er erübrigen konnte - gefoltert hatte, würde er nicht versuchen, mich seinem Stall hinzuzufügen.
»Ich riskiere hier eine Menge«, sagte ich, was auf die Untertreibung des Jahrhunderts hinauslief. »Unter solchen Umständen dürfte es wohl kaum zu viel verlangt sein zu erfahren, warum ich keine anständigen Helfer bekommen kann.«
Ich sah es überhaupt nicht kommen. Zwar war ich mit gesunder Paranoia und ständiger Verteidigungsbereitschaft länger am Leben geblieben, als viele Leute gewettet hätten, aber diesmal bemerkte ich nichts. Ich sah, hörte und roch nichts - es kam keine Warnung von meinen Sinnen. Im einen Moment führte ich ein verbales Duell mit Mircea, und im nächsten lag ich mit dem Gesicht nach unten, vom Gewicht eines anderen Körpers auf den Boden gedrückt.
Ich reagierte sofort und ohne nachzudenken. Man lernte das eine oder andere, wenn man mehr Kämpfe hinter sich hatte, als man zählen konnte, und oft gegen stärkere Gegner, die nicht zögerten, schmutzig zu kämpfen. Ich benutzte alle Tricks, die ich kannte, doch an meiner Situation - das Gesicht in den Teppich gedrückt — änderte sich nichts. Was mich zutiefst verblüffte. Das war schlicht und einfach unmöglich. Ich hätte geglaubt, dass Mircea mit von der Partie war, aber er stand einige Meter entfernt an die Bar gelehnt. Ich sah die Spitzen seiner perfekt geputzten Schuhe und die messerscharfe Falte des Hosenaufschlags, und daraus musste ich den unglaublichen Schluss ziehen, dass mich ein einzelner Vampir festhielt.
Mistkerl.
»Wir können das so lange fortsetzen, wie es nötig ist«, erklang eine unerträglich ruhige Stimme an meinem linken Ohr. »Aber wir vergeuden Zeit. Akzeptiere mein Kommando. Dann können wir damit beginnen, die Jagd zu planen.«
»Von wegen!« Ich versuchte erneut, den Burschen abzuschütteln, aber es klappte nicht. Das Arschloch war stark, aber ein einzelner Vamp hätte mich auf keinen Fall in eine solche Situation bringen können, wenn ich vorgewarnt gewesen wäre. Ich versuchte, die leise Stimme zu überhören, die mich daran erinnerte, dass man immer mit allem rechnen musste.
»Du kannst dich doch nicht ernsthaft für geeignet halten, eine so wichtige Mission zu leiten«, führ der Kerl fort.
»Du kennst deinen Platz, Dhampir. Bleib da, dann hast du vielleicht einen Nutzen für die Familie. Wenn nicht, wird es mir eine Freude sein, diesen Fleck auf der Ehre meines Herrn zu beseitigen. Für immer.«
»Du wirst nichts dergleichen tun.« Mirceas scharfe Stimme überraschte uns beide. »Gib mir dein Wort, Louis-Cesare, dass du meiner Tochter kein Leid zufügen und nach Kräften bemüht sein wirst, Schaden von ihr fernzuhalten.«
»Du weißt doch, was sie ist, Herr!« Die Stimme über mir klang erstaunt - Schönling schien nicht erwartet zu haben, dass Daddy seine kleine Tochter in Schutz nahm. Offenbar wusste er nichts von Mirceas kleinem Familienfimmel. Was ich seltsam fand, denn als Radus Sprössling war er Mitglied des Vereins.
»Gib mir dein Wort.«
Es hörte sich an, als drohte der Franzose zu ersticken, aber er bekam es heraus. »Du hast es.«
Ich unterdrückte ein Lächeln und nutzte den Umstand, dass Schönling abgelenkt war. Ich ließ alle meine Muskeln erschlaffen, als fiele ich in Ohnmacht, was gar nicht mal so unwahrscheinlich war, denn immerhin wurde mir die Luft aus der Lunge gedrückt. Meine Hoffnung bestand darin, dass er ein wenig zurückwich und mir damit etwas Bewegungsspielraum gab. Die Überraschung war groß, als der auf mir lastende Druck ganz nachließ.
»Ich will dir nicht zu
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