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Corina 01 - Dämonisch verführt

Corina 01 - Dämonisch verführt

Titel: Corina 01 - Dämonisch verführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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nicht.«
    Ich holte Radus Messer hervor und wog es nachdenklich in der Hand. Es hatte nicht die ideale Größe für einen Wurf, aber es war schwer genug. Vielleicht sogar zu schwer für meinen Arm, der plötzlich aus weichem Gummi zu bestehen schien. Aber bei dieser geringen Entfernung konnte ich das Ziel kaum verfehlen. Mein Blick folgte Jonathan, bis er Olga in der Tür sah und stehen blieb. Sie verharrte auf der steinernen Schwelle und hielt es für besser, das brüchige Holz nicht mit ihrem Gewicht zu belasten. Doch ihre Körpermasse füllte die Tür fast ganz aus und versperrte Jonathan den Weg. Ich nutzte die Gelegenheit und warf das Messer.
    Die Bretter unter uns erzitterten und sanken zwei oder drei weitere Zentimeter. Die Bewegung war kaum der Rede wert, und ich hätte so etwas erwarten sollen. Doch meine ganze Aufmerksamkeit war auf den Magier konzentriert gewesen, und das Zittern übertrug sich genau im falschen Augenblick auf meinen Arm. Jonathan hatte mich nicht bemerkt, aber das vibrierende Messer, das nur einen Zentimeter vor seiner Nase im Holz steckte, konnte er kaum übersehen. Wir beide starrten ungläubig darauf, als es in der Seite eines Stützbalkens zitterte. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich zum letzten Mal einen so einfachen Wurf verpatzt hatte.
    Jonathan erholte sich als Erster von der Überraschung, lachte und zog das Messer aus dem Holz. Und mir wurde klar, dass ich praktisch unsere einzige Waffe weggeworfen hatte. Louis-Cesare war unterdessen auf die Knie gekommen, hockte vorgebeugt da und keuchte hingebungsvoll. Ich packte ihn an den Schultern und drückte ihn wieder zu Boden. »Bleib unten!«, zischte ich, als der Magier ausholte. Ich konnte nur hoffen, dass er nicht besser zielte als ich.
    Ich fand es nie heraus, denn plötzlich gaben die Bretter unter ihm nach. Instinktiv versuchte er, sich am Geländer festzuhalten, das erstaunlicherweise noch immer existierte. Doch das verkohlte Holz splitterte unter Jonathans Gewicht, und er verlor das Gleichgewicht und fiel. Es geschah so schnell, dass er nicht einmal dazu kam, einen Schrei auszustoßen.
    Eine Sekunde später schien der ganze Raum zu zerreißen. Der Magier hatte keinen Ton von sich gegeben, aber von unten kam ein gequältes Heulen, wie allein von Wind und Feuer geformt. Die von Louis-Cesare gestohlene Kraft brodelte empor wie aus einem überquellenden Kessel und erfüllte den Raum mit einem kalten silbernen Glühen, das Nebel und Rauch wie das Licht eines Suchscheinwerfers durchdrang. Meine Augen brauchten einige Sekunden für die Anpassung, und dann sah ich eine Schlange aus reiner Energie, aufgerichtet wie eine leuchtende Kobra und zum Zubeißen bereit.
    Wie hypnotisiert starrte ich sie an und fühlte mehr Macht als jemals zuvor. Das steckt also im Innern eines Meistervampirs, dachte ich, bevor ein Hammer aus Licht herabschmetterte. Kalt und heiß zugleich spürte ich ihn in Blut und Knochen - die Louis-Cesare gestohlene Kraft kehrte heim und wartete nicht darauf, dass ich zur Seite wich.
    Ich fand sehr schnell heraus, warum es möglich war, nach Macht süchtig zu werden. Ein heißer silbriger Regen ging um mich herum nieder, strömte in mich und erfüllte meinen ausgelaugten Körper mit neuer Kraft. Plötzlich fühlte ich alles; von einem Augenblick zum anderen waren meine Sinne hyperfokussiert und hyperscharf. Ein Ascheflöckchen strich mir über den Arm, und es kam mir wie ein Schlag vor. Die heiße Luft, die ich einatmete, brannte wie Feuer in meinen Lungen. Überall um mich herum krochen Tentakel aus blauweißer Energie.
    Ich sank auf die Knie, stützte mich auf raues Holz und versuchte, mit all den intensiven Empfindungen fertigzuwerden. Unter meinen Händen erwachten die alten Bretter zum Leben. Ich hatte das Gefühl, in das Holz zu sinken und zu spüren, wie es war, ein Baum zu sein. Mein übliches Pech wollte allerdings, dass das Holz unter mir ausgerechnet von dem Teil eines Baums stammte, der von einem Blitz getroffen worden war. Ich fühlte es: wie sich der Blitz flüssigem Feuer gleich im Baum ausgebreitet und lebendes Holz in tote Asche verwandelt hatte…
    Louis-Cesare zog meinen zitternden Körper an seine Brust. Den einen Arm schlang er mir um die Taille, und der andere drückte meinen Kopf vorsichtig unter sein Kinn. Es half nicht. Zusammen mit dem brodelnden und wogenden Dunst der Kraft kamen Erinnerungen. Bilder entstanden in rascher Folge vor meinem inneren Auge, und ich konnte sie nicht einmal

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