Corina 01 - Dämonisch verführt
ebenso gut hätte ich auf Beton einhämmern können. Er marschierte zur Kellertreppe, und ich stemmte die Füße zu beiden Seiten an die Wand, was ihn daran hinderte, nach unten zu gehen. »Hör zu, du verdammter Hurensohn! Claire und ich haben Dinge durchs Portal geschickt und festzustellen versucht, wohin es fuhrt, aber wir fanden nie etwas wieder. Was ist, wenn Onkel Pip das Portal mit einer Verbrennungsanlage verbunden hat? Oder mit einem Tiefseegraben? Der Keller war seine Werkstatt. Vielleicht brauchte er eine Möglichkeit, gefährliches Zeug schnell loszuwerden!«
»Warum hast du das nicht sofort erwähnt?«, fragte Louis-Cesare.
»Weil ich nicht wusste, dass du dich aus dem Staub machen wolltest!«
Ich war mir nicht sicher, ob es dieser Hinweis war, der den sturen Vamp innehalten ließ, oder das dumpfe Knurren, das nach einem zornigen Tiger klang und plötzlich das Katzengeschrei ablöste. Es hallte so laut durch den Raum, dass die Porzellanfiguren auf dem Kaminsims wackelten und ich eine Vibration durch die Stiefelsohlen fühlte. Ich drehte den Kopf und sah, wie eine gewaltige weiße Katze den durchs Fenster kriechenden Elfen mit einer Pfote so groß wie ein Sofakissen zurückstieß. Verblüfft beobachtete ich das seltsam flauschige Geschöpf, als mich Schönling wieder zum Flur trug. Es trug ein blaues Band am einen riesigen Ohr - ein solches Band hatte auch Miss Zicke getragen.
Eine zweite übergroße Katze, schwarz und mit vertrauten grünen Augen, bewegte den langen Schwanz, und hinter uns flog die Flurtür zu. Die Geräusche eines wilden Katzenkampfes fügten sich dem Lärm hinzu, den quietschendes Metall und abprallende Küchenobjekte verursachten. Auf der anderen Seite der geschlossenen Tür schien ein kleiner Krieg stattzufinden, mit jeder Menge Fauchen, Heulen und dem Poltern großer Gegenstände.
»Wo ist die Speisekammer?« Louis-Cesare klang ruhig, aber in seiner Wange zuckte es kurz.
»Setz mich ab und ich zeig’s dir.«
Darauf fiel er nicht herein. Mit beiden Türen zu und einer nicht funktionierenden Deckenlampe war es im Flur fast so dunkel wie im Keller, aber Louis-Cesare ging mit zielsicheren Schritten und wich mühelos den mit Zierdeckchen geschmückten Tischen und kantigen Stühlen aus, die das Haus unbedingt in dem schmalen Flur behalten wollte. Er fand die Tür der Speisekammer ohne meine Hilfe, wahrscheinlich aufgrund des Geruchs.
»Wo ist das Portal?«
Als ich nicht antwortete, drückte die Hand an meinem Hintern fester zu. »Es ist als drittes Regal auf der rechten Seite getarnt«, sagte ich verärgert. »Man spürt ein Prickeln, wenn man ihm nahekommt.«
Magier sausten ständig über die Ley-Linien und benutzten sie als ihren persönlichen Superhighway für schnelles, unbehindertes Reisen. Portale waren ein bisschen schwieriger. Sie durchdrangen die Ley-Linie und formten eine Energiesenke, die den Benutzer ins Niemandsland zwischen den Realitäten brachte, bevor sie ihn auf der anderen Seite ausspuckten, manchmal nur einige Meter entfernt, bei anderen Gelegenheiten in einer fremden Welt. Portale waren selten, weil sie viel Energie brauchten, und den meisten Leuten widerstrebte es, eins zu benutzen. Wenn Louis-Cesare zögerte und erst seinen Mut sammeln musste, wollte ich sofort verschwinden. Aber der verdammte Vampir sprang mit dem Kopf voran hinein.
Für eine Sekunde war ich in einem Mahlstrom der Aktivität gefangen - Energie summte in meinen Knochen, Geräusche donnerten in meinen Ohren, und vor den Augen zog ein Durcheinander aus Farben vorbei, so schnell, dass ich sie nicht auseinanderhalten konnte. Dann fiel ich auf etwas Weiches und Feuchtes, das unangenehm roch und von dem Teile an meinen Fingern hafteten. Verdammt, den von Claire angelegten Komposthaufen hatte ich ganz vergessen.
Ich war noch nicht einmal ganz aufgestanden, als zwei Elfen wie silberne Schemen ums Haus kamen. Eine starke Hand zwang mein Gesicht in die stinkende Masse, und deshalb sah ich den Fluch nicht über uns hinwegrasen - ich fühlte nur seine Nähe. Er knallte an den Stamm der Eiche wenige Meter hinter uns und sorgte dafür, dass er in Flammen aufging und platzte. Brennende Rinde setzte direkt vor meiner Nase ein Stück Kompost in Brand.
Louis-Cesare ließ mich los, und ich kam mit einem Knurren auf die Beine. »Okay. Das reicht.« Ich zog eine sehr illegale Waffe aus meiner Jacke, konnte sie aber nicht benutzen, weil sich mir ein Arm um die Taille schlang und wir uns plötzlich in der
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