Corina 01 - Dämonisch verführt
Gesicht. Herzlichen Dank, Mircea. Schönling würde mir eine große Hilfe sein, wenn der Rest seines Wissens ebenso von gestern war.
Bevor ich einen Kommentar abgeben konnte, kam ein schauerliches Heulen von oben. Nach einer Schrecksekunde begriff ich, dass Miss Zicke und Frechdachs offenbar beschlossen hatten, gemeinsam zu kreischen. Ich sagte Louis-Cesare, dass er sich bedienen sollte - Claire hatte das Zeug kistenweise -, raste dann die Treppe hoch und fand die beiden Missetäter im Erkerfenster, wo sie nach Herzenslust heulten.
»Hört auf damit!« Sie gehorchten nicht, wie üblich. »Eine Woche kein Thunfisch für euch«, warnte ich. »Ihr bekommt nur Trockenfutter.« Die Drohung erzielte keine sichtbare Wirkung, und ich gelangte zu dem Schluss, dass härteres Durchgreifen erforderlich war.
Ich hatte gerade die Hand ausgestreckt, um Frechdachs am Genick zu packen, als plötzlich ein Gesicht im Fenster erschien. Alte, zinngraue Augen, klar und kalt wie Speere aus Eis, starrten mich an. Ich sah in das attraktive Gesicht, machte aber keine Anstalten, den Fremden hereinzulassen. Im Gegensatz zu den Dunkelelfen, die in den gleichen Ecken der Welt anzutreffen waren, in denen ich mich herumtrieb, ließen sich die Lichtelfen nur selten blicken. Und für gewöhnlich war es kein gutes Zeichen, wenn sie erschienen.
Als sich ein zweites Alabastergesicht dem ersten hinzugesellte, verwandelte sich meine Unruhe in etwas Dunkleres.
Ich hörte Louis-Cesare kaum und fühlte vielmehr, wie er hinter mich trat. »Wir haben Besuch«, sagte ich unnötigerweise.
Ein dritter Elf erschien bei den beiden anderen im Vorgarten. Er fiel auf die gleiche Weise ins Auge wie ein gerade gezogenes Schwert, mit tödlicher Schönheit. Sein Haar zeigte den gleichen hellen Glanz wie das der anderen, und er trug ähnliche Kleidung, in unauffälligem Grau. Woher wusste ich, dass es sich um den Anführer handelte?
Vielleicht hatte es etwas mit der Kraft zu tun, die mich selbst durch die Schutzzauber wie ein Schlag ins Gesicht traf.
»Schick das Halbblut nach draußen, Vampir.« Die Stimme des Anführers war melodisch und hatte etwas Trällerndes.
Louis-Cesare ergriff mein Handgelenk, als ich ein kleines Geschenk für unsere Gäste aus dem Rucksack zog. »Was wollt ihr von ihr?«, fragte er.
Ich versuchte, mich aus seinem Griff zu befreien, aber das gelang mir nicht. Allmählich ging mir diese Festhalterei echt gegen den Strich.
Der Elf überhörte die Frage. »Wir haben nichts gegen dich. Gib uns keinen Grund zu einem Streit mit dir. Schick das Halbblut nach draußen, oder wir kommen ins Haus und holen es.«
»Lass mich los«, verlangte ich leise von Louis-Cesare. Ich hatte keine Ahnung, warum sich die Elfen für mich interessierten, aber wenn sie einen Kampf wollten, war ich gern bereit, ihnen einen zu geben.
Louis-Cesare antwortete nicht und drückte noch fester zu, bis ich die Waffe fallen ließ. Dann neigte er den Kopf, brachte seine Lippen nahe an mein Ohr heran und flüsterte so leise, dass ich ihn trotzdem kaum hörte: »Die Elfen sind im Krieg neutral. Lord Mircea möchte bestimmt, dass sie es bleiben.«
»Das ist sein Problem«, sagte ich mit normaler Stimme. Es war mir völlig gleich, ob die Elfen mich hörten oder nicht. Ich schenkte ihrem Anführer ein Lächeln. »Ich habe mich immer gefragt, in welcher Farbe ihr blutet. Sollen wir es herausfinden?«
Eine verbale Antwort bekam ich nicht, aber die Faust, die der Bursche hob, um das Fenster einzuschlagen, sprach Bände. Die Reaktion des Hauses, das Eindringlinge ebenso wenig mochte wie ich, ließ nicht auf sich warten. Der betreffende Elf endete in den Zweigen eines Maulbeerbaums auf der anderen Seite des Gartens, und sein Gesicht verriet zumindest gelinde Überraschung. Die anderen beiden Elfen unternahmen nichts, aber ihre Unbewegtheit wirkte bedrohlich, besonders als ihr stiller, undeutbarer Blick zu uns zurückkehrte. Die beiden Katzen heulten noch immer.
Louis-Cesare drehte sich abrupt um, eilte zum Flur und zog mich hinter sich her. Ich leistete keinen Widerstand, weil ich dachte, dass er mir vielleicht dabei half, den Elfen eine Lektion zu erteilen. In der Küche blieb er stehen, und wir sahen beide zum bleichen Gesicht am Fenster der Hintertür. »Gibt es noch einen anderen Ausgang?«
»Lass mich los, und ich sorge dafür, dass dieser frei wird«, erwiderte ich verärgert. Ich würde mich zu einem späteren Zeitpunkt darüber beschweren, dass er mich einfach wie eine
Weitere Kostenlose Bücher