Corina 01 - Dämonisch verführt
Luft befanden. Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass Schönling über den fast zwei Meter hohen Zaun sprang, der Claires Haus von dem nebenan trennte. Wir landeten in Mr. Bassos Blumenbeet. Louis-Cesare prallte als Erster auf den Boden und rollte sich ab.
»Ich verspreche dir, dass der Senat für den angerichteten Schaden aufkommt«, zischte er mir ins Ohr, als ich aufstand.
Ein Elf erschien auf dem Zaun, und ein zweiter setzte mit der Eleganz eines springenden Hirschs über ihn hinweg.
Keiner von beiden war der Anführer, und entweder sprachen sie kein Englisch, oder sie waren nicht sonderlich gesprächig. Wortlos öffnete ich die Hand und zeigte ihnen die kleine schwarze Kugel darin.
Louis-Cesare hatte sein Rapier gezogen und wich zum Senatswagen zurück, einem viertürigen BMW. Der Fahrer musste erkannt haben, dass etwas nicht stimmte, denn ich hörte, wie er hinter uns den Motor anließ. Die Elfen schenkten Louis-Cesares glänzender Klinge überhaupt keine Beachtung; ihre Blicke galten allein dem Dislokator in meiner Hand.
Wir erreichten den Wagen, und Louis-Cesare schob mich sofort hinein. Er war mir gerade in den Fond gefolgt und hatte noch nicht einmal die Tür geschlossen, als der Fahrer auch schon aufs Gas trat - mit quietschenden Reifen schoss der Wagen davon. Ich drehte mich, sah zurück und beobachtete, wie sich der Anführer den beiden anderen Elfen hinzugesellte. Unsere Blicke trafen sich. Seine Augen waren tintenschwarz geworden, so schwarz wie der tiefste Teil des Meeres, und ebenso erbarmungslos.
Seine Kraft folgte uns, dehnte sich wie feuchter Nebel in der Luft aus. Sie gewann die Form einer menschlichen Hand, und das Gas, aus der sie bestand, glitzerte und schimmerte. Ich hatte das Gefühl, dass es eine ziemlich üble Sache sein würde, wenn uns diese Hand packte. Sie hatte den Wagen noch nicht erreicht, aber ich spürte ihre Kälte, einen Frost, der mir in die Knochen fuhr. Und ich wusste um die Absicht dieser Hand: Sie suchte nach uns, wollte uns töten. Sie strich über einen blühenden Strauch hinweg, und ihre Kälte ließ die Blätter sofort schrumpeln. Als sie ihren Weg fortsetzte, hinterließ sie nur kahles Holz und welke Blüten auf dem Boden.
Ein substanzloser Finger berührte die Stoßstange des Wagens, und von einem Augenblick zum anderen war mir so kalt, dass ich mich ins Feuer geworfen hätte, wenn eins in der Nähe gewesen wäre. Ich befürchtete plötzlich, dass die Wärme nie zurückkehrte, dass ich für immer und ewig zittern und fühlen würde, wie noch mehr Eis durch meine Knochen wuchs.
Starke Hände ergriffen mich und zerrten mich über den Sitz, und dann pressten sich mir Lippen auf den Mund.
Wärme ging von ihnen aus, kroch durch meinen Leib und drängte die schreckliche Kälte zurück. Plötzlich kam ich wieder zu mir und starrte in Louis-Cesares besorgtes Gesicht, als der Fahrer Vollgas gab. Wir jagten durch Claires sonst so ruhiges Viertel, als wären alle Hunde der Hölle hinter uns her, und versuchten, uralter Magie mit moderner deutscher Technik zu entkommen. Ich klammerte mich an Louis-Cesares Schultern fest und erschauerte beim Gedanken an die Kälte. Auf was hatte ich mich eingelassen?
4
Eine Stunde später saßen Louis-Cesare und ich an Bord eines Flugzeugs, das nach Kalifornien flog und dabei mit der Sonne um die Wette zu laufen schien. Es spielte keine Rolle, ob wir gewannen oder nicht. Wir genossen den Komfort eines Privatjets, der dem Senat gehörte und so ausgestattet war, dass seine Passagiere von ungefiltertem Sonnenlicht unbelästigt blieben. Obwohl der Vampir, der mir gegenüber im üppig gepolsterten Drehsessel saß, durchaus imstande war, Sonnenschein zu ertragen, wenn es sein musste. Alle älteren Vamps konnten das, zumindest für eine Weile, obwohl sie mit einem großen Verlust an Kraft dafür bezahlten. Da ich ein persönliches Interesse daran hatte, dass Louis-Cesare möglichst kräftig blieb, war ich für die getönten Scheiben dankbar.
Ich war nicht sonderlich zufrieden damit, wie sich die Dinge entwickelten, aber wenigstens stand nach diesem Trip zur anderen Küste Nordamerikas ein Treffen mit Jose und Kristie an. Der Senat hatte Jose aus einer der eigenen Zellen herausgeholt und außerdem seine Beziehungen bei den Magiern spielen lassen, damit auch Kristie freikam.
Den beiden Übeltätern war mitgeteilt worden: Wenn sie mir dabei halfen, meine Mission zu einem zufriedenstellenden Ende zu bringen, würde man alle Anklagen
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