Corina 01 - Dämonisch verführt
weiter?«
»Er ließ sich darüber aus, in der Familie nicht willkommen zu sein.«
Radu verzog das Gesicht. »Nicht schon wieder das!«
»Stimmt es?«
»Natürlich nicht! Zu Anfang mussten wir ihn natürlich auf Abstand halten, aber das ist inzwischen vorbei.«
»Was ist inzwischen vorbei?«
»Oh, die ganze Sache mit der Veränderung der Zeit und so«, sagte Radu vage, als sollte ich wissen, wovon er da schwafelte.
»Veränderung der Zeit?«
»Oh, du weißt schon. Vorher, als die Zigeunerin ihn verfluchte.«
»Louis-Cesare ist verflucht?«
»Jetzt nicht«, betonte Radu, und es klang so, als sei ich ein wenig schwer von Begriff. »Im anderen Zeitstrom. In jenem, den Mircea verändert hat.«
»Einen Moment. Mircea hat die Zeit verändert?«
»Im Ernst, Dory, wenn du mehr Zeit bei der Familie verbringen würdest, wüsstest du über solche Dinge Bescheid.«
»Erklär’s mir.«
»Louis-Cesare wurde zuerst verflucht und nicht verwandelt«, sagte Radu mit übertriebener Geduld. »Eine Zigeunerin ärgerte sich aus irgendeinem Grund über ihn und .... An die Details erinnere ich mich nicht. Jedenfalls, nach der Veränderung der Zeit war ich es plötzlich, der ihn zum Vampir gemacht hat. Aber wir mussten dafür sorgen, dass alles möglichst so blieb, wie es vorher gewesen war, denn sonst hätten wir riskiert, die Gegenwart zu verändern. Was für mich bedeutete, dass ich nicht für Louis-Cesare da sein durfte, da ich auch vorher nicht für ihn da war, weil ich ihn vorher überhaupt nicht kannte.« Radu sah mich gereizt an. »Ich habe es ihm alles erklärt.«
Ich blinzelte. »So gut verständlich wie jetzt mir?«
»Natürlich! Aber es schien für ihn überhaupt nicht ins Gewicht zu fallen.«
»Radu«, sagte ich langsam, »es gibt da die klitzekleine Möglichkeit, dass er dir nicht glaubt.«
Radu rollte mit den Augen, schüttelte den Kopf und seufzte. »Leg dir nie Kinder zu, Dory. Man hat nur Probleme mit ihnen.«
»Ich bin eine Dhampirin«, erwiderte ich. »Wir können keinen Nachwuchs bekommen.«
»Na, umso besser für dich.« Radu winkte ab.
»Ich streue in Vegas Gerüchte über unser Ziel aus«, sagte ich und wechselte das Thema, bevor ich der Versuchung erlag, Drac die Mühe zu ersparen und Radu zu erwürgen. »Vermutlich wird es eine Weile dauern, bis sie sich herumsprechen, und es gibt keine Garantie. Sei vorsichtig auf dem Weg zu deinem Landsitz. Ich gebe dir einige Stunden Vorsprung, bevor ich irgendetwas verlauten lasse.«
»Kit hat eine Eskorte für uns organisiert.« Radu sah dorthin, wo die Jungs miteinander sprachen. »Du solltest darauf verzichten, Louis-Cesare zu reizen, Dory. Im Augenblick ist er ein bisschen .... durcheinander.«
»Dann ergeht es ihm ebenso wie mir.« Wenn ich Mircea das nächste Mal sah, würde er das eine oder andere erklären müssen.
»Versuch zu verstehen, meine Liebe. Er weiß nicht, wo er dich hintun soll. Du bist eine Dhampirin, was dich in seiner Denkweise völlig inakzeptabel macht. Aber du bist auch Mirceas Tochter und deshalb jemand, den er respektieren muss. Er versteht nicht, dass du es nicht ernst meinst, wenn du ihn aufziehst. Er hält es für einen Mangel an Respekt.«
»Womit er den Nagel auf den Kopf getroffen hat«, sagte ich und gab Gas.
»Ich glaube, du verstehst meine Situation nicht ganz«, sagte ich und bedeutete dem Kellner, mir noch einen Drink zu bringen. Der Typ war ein Mensch, schien es aber für völlig normal zu halten, dass ich mit einem neunzig Zentimeter großen Gnom sprach, der eine lange Nase, glänzende violette Augen und Ohren hatte, aus denen büschelweise weißes Haar wuchs, lang genug, um Zöpfe daraus zu flechten. Das Weiß passte gut zu den Brauen und dem wie Schnee aussehenden Schopf, doch der eigentliche Hingucker war sein silberner Bart, fast so lang, wie er groß. Manchmal stopfte er sich ihn hinter den Gürtel, wenn er nicht darüber stolpern wollte, aber an diesem Abend trug er ihn offen, und er reichte wie ein Fluss über seine Brust. Dieser Bart war ein seltsam schönes Merkmal eines ansonsten eher reizlosen Körpers, und er entlockte mir immer ein Lächeln.
Benny war ein ganz normaler Skogstroll beziehungsweise Waldtroll, und dies war Las Vegas, die Stadt des Seltsamen und Sonderbaren. Dennoch überraschte mich das völlige Desinteresse, das alle Leute zeigten. Seit meinem letzten Besuch schien sich hier einiges verändert zu haben.
Wir saßen nicht etwa in einer Dämonenbar am Ende irgendeiner dunklen
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