Corina 01 - Dämonisch verführt
zu wagen, wenn genug Geld lockte. Aber vermutlich hätten sie nicht mehr erreicht, als in Onkel Drac Ärger darüber zu wecken, dass man sie gegen ihn geschickt hatte. Und dann hätte er Hackfleisch aus ihnen gemacht.
»Mircea würde sich selbst darum kümmern«, behauptete Radu, »aber er versucht gerade, ein Treffen von sechs Senaten zu organisieren.«
»Warum?« Es reichte doch, dass sich hier eine Gruppe verrückter alter Vampire herumtrieb.
»Wegen des Krieges, der allmählich recht lästig wird.«
Ich beschloss, dieses Gespräch auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Je weniger ich von Mirceas Absichten wusste, desto besser schlief ich. »Nun, jedenfalls haben wir einen gemeinsamen Feind…«
»Das hast du schon gesagt.«
Ich atmete tief durch und versuchte es noch einmal. »So wie ich die Sache sehe, haben wir zwei Möglichkeiten.
Entweder verkriechen wir uns hier, bis Drac eine Streitmacht zusammenstellt, die stark genug ist, uns herauszuholen. Oder wir gehen in die Offensive. Die zweite Möglichkeit ist mir lieber, denn ihm die Initiative zu überlassen, läuft auf Selbstmord hinaus. Oder auf Schlimmeres«, fügte ich hinzu und dachte daran, dass Radu vermutlich recht hatte, soweit es die Pläne seines Bruders betraf.
»Und wie gehen >wir< vor? Wie gesagt, ich bin kein Kämpfer, Dory. Das damals von mir geführte Heer war türkisch, ebenso seine Kommandeure. Meine Rolle beschränkte sich auf die einer Galionsfigur, damit die Leute jemanden aus einer der alten Familien hatten, den sie für ihren Herrscher halten konnten. Die wichtigen Entscheidungen trafen andere.«
»Du brauchst nicht gegen Drac zu kämpfen«, versicherte ich ihm.
»Gut.« Er wirkte erleichtert.
Ich leerte mein Glas und klopfte ihm liebevoll aufs Bein. »Du bist der Köder.«
8
Wie erwartet stieß ich bei Louis-Cesare auf mehr Widerstand als bei Radu. Onkelchen war klug genug für die Erkenntnis: Wenn wir nur die Wahl hatten, einem unvorbereiteten Drac gegenüberzutreten oder zu warten, bis er mehr Helfer um sich geschart hatte, dann war die erste Möglichkeit der zweiten bei Weitem vorzuziehen. Um ihn zu veranlassen, aktiv zu werden, bevor er bereit war, mussten wir uns ihm beide präsentieren, in einem ungeschützten Bereich. Und das bedeutete einen Bühnenwechsel.
Louis-Cesare hielt nicht viel davon, was mich kaum überraschte. Die Vorstellung, dass Radu die relative Sicherheit von MAGIE verließ und seinen Landsitz aufsuchte, gefiel ihm nicht sonderlich, obwohl Haus und Anwesen ein wahres Labyrinth aus magischen Fallen waren, die Radu im Lauf der Jahre entwickelt hatte. Wenn er etwas für den Senat erfand, probierte er es immer erst bei sich zu Hause aus. Für unsere Zwecke war der Landsitz nahezu perfekt.
Drac würde uns dort weitaus besser vorbereitet finden, als er dachte. Trotzdem stellte sich Louis-Cesare quer.
»Das kommt überhaupt nicht in Frage - ich verbiete es! Spiel mit deinem eigenen Leben, wenn du unbedingt willst, aber nicht mit seinem!«
»Die Entscheidung liegt bei Radu, findest du nicht? Ist er dein Herr oder umgekehrt?«
Radu beaufsichtigte das Verladen stinkender Kisten in einen LKW und gab vor, uns keine Beachtung zu schenken.
Er nahm seine Menagerie genetischer Schrecken mit, um die Arbeit im Laboratorium daheim fortzusetzen. Wir hatten gerade den üblichen heftigen Regenschauer, was alles ein wenig schwieriger machte. Die Geschöpfe in den Kisten mochten es offenbar nicht, nass zu werden. Entgegen der allgemeinen Auffassung bekam die Mojave-Wüste gelegentlich Regen, aber der harte, ausgedörrte Boden konnte das Wasser nicht aufnehmen. Ich sprang über eine schnell größer werdende orangerote Pfütze hinweg, die sich auf dem Beton ausbreitete, als Radu mit einem Stock auf eine große Klaue einschlug - sie hatte sich durch ein Gitter gestreckt und einen Assistenten gepackt. Mit Louis-Cesare fertigzuwerden, blieb offenbar mir allein überlassen.
»Ich versuche, seine Sicherheit zu gewährleisten«, sagte er mit Nachdruck. »Die dir völlig schnuppe zu sein scheint.«
Ich warf ihm einen verärgerten Blick zu. »Unsere Aufgabe besteht darin, Drac unschädlich zu machen, nicht, Radu zu schützen.«
»Ich werde meinen Herrn nicht deiner Rache opfern«, erwiderte Louis-Cesare unverblümt.
»Es geht mir nicht um Rache! Es geht mir darum, Claire zu retten!«
»Dann lasse ich nicht zu, dass du Radus Leben für das der Frau riskierst. Wenn wir Dracula fangen können, ohne Radu in Gefahr zu
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