Corina 01 - Dämonisch verführt
unten eine weitere Tonne mit Feuerwerkskörpern explodierte, was das Deck und die halbe Straße mit blauen Funken überschüttete. »Und weshalb kommst du damit zu mir?«
»Weil dein alter Boss ein angesehenes Mitglied der Vampirmafia war! Du hast vermutlich mehr Waffen versteckt als der verdammte Senat!«
»Dorina!« Ich achtete nicht auf den sehr verärgert klingenden Vampir, dessen Stimme jetzt vom Deck zu kommen schien. Was er dort unten inmitten der Flammen anstellen wollte, die ein halbes Dutzend Vamps verbrennen konnten, war mir ein Rätsel. Vielleicht hatte er wirklich nicht alle Tassen im Schrank.
»Worauf willst du hinaus?« Casanova hatte es aufgegeben, an den Kabeln herumzufummeln. Ängstlich starrte er aus dem Krähennest in die Tiefe.
»Es heißt, dein Boss habe vor kurzer Zeit die Stadt verlassen. Er wird so schnell in keinen Krieg ziehen. Du kannst mit den Waffen also einem armen Mädchen wie mir helfen. Ich stelle eine Liste zusammen, und du…«
»Spar dir die Mühe und wende dich an deine üblichen Lieferanten.« Casanova nahm eine Handvoll Takelage und schwang sich mit dem Geschick eines erfahrenen Seebären zum Deck hinab. Ich löste ein Stück Holz aus dem Krähennest, brach etwas davon ab, damit eine Spitze entstand, und folgte ihm nach unten.
»Mein üblicher Lieferant ist aus dem Geschäft.« Und zwar für immer.
»Dann geh jemand anders auf die Nerven!«
»Ich habe aber beschlossen, dir auf die Nerven zu gehen.«
»Das merke ich«, knurrte Casanova, warf einen kurzen Blick auf meinen improvisierten Pflock und vollführte einen irren Tanz übers Deck, um den Flammen auszuweichen.
Ich wäre ihm gefolgt, wenn sich nicht eine Hand um meinen Arm geschlossen hätte. »Was machst du hier?«
»Was machst du hier?« Ich ließ mich fallen und zog Louis-Cesare mit mir aufs Deck. Ein brennendes Segel rauschte genau dort durch die Luft, wo wir eben noch gestanden hatten. »Ich habe dir doch gesagt, dass du bei Radu bleiben sollst.«
»Du hast mir gar nichts gesagt und auch nicht erklärt, wohin du wolltest und wann du zurückkehren würdest! Du hast einen sehr teuren Wagen des Senats gestohlen und bist damit verschwunden, das ist alles.«
»Ich habe mit deinem Erschaffer gesprochen«, sagte ich und versuchte, nicht defensiv zu klingen. Es war nicht etwa so, dass ich ihm eine Erklärung schuldete. »Und du weichst der Frage aus.«
»Ich bin dir gefolgt!« Louis-Cesare schaffte es, einen ziemlich bösen Blick auf mich zu richten, obwohl er flach auf dem Deck lag. »Du hast Radu mitgeteilt, dass du nach Las Vegas wolltest, um Gerüchte über unsere Aktivitäten in die Welt zu setzen. Mircea wäre wohl kaum sehr erfreut gewesen, wenn ich einem Mitglied seines Hauses erlaubt hätte, ein Kriegsgebiet zu betreten und dort mit anrüchigen Personen zu sprechen, die vermutlich mit Lord Dracula in Verbindung stehen!« Er nahm meinen ziemlich miesen Zustand zur Kenntnis und lächelte herablassend.
»Offenbar waren meine Sorgen nicht unbegründet.«
»Und doch .... Wer rettet wen?«, hielt ich Louis-Cesare entgegen und hätte ihm am liebsten eine geknallt.
»Ich sehe keine Rettung.« Er stemmte sich hoch. »Ich sehe dich in einer Falle und in Lebensgefahr.«
»Bist du viel besser dran?«
»Dory! Wie wär’s mit Hilfe?« Casanovas Stimme klang nicht so charmant wie sonst. Ich sprang auf, bevor Louis-Cesare mich packen konnte, und warf mich in die Richtung, aus der die Worte gekommen waren. Wenn Casanova ein Opfer der Flammen wurde, war mit ihm auch meine Chance dahin, neue Waffen zu bekommen.
Ich fand ihn in einer kleinen Decksluke; nur Kopf und Schultern ragten daraus hervor. »Kannst du fahren?«, fragte er und klang dabei ein wenig schrill.
»Was fahren?«
»Das.« Er sprang aus der Öffnung und zeigte mir einen Steuerungsmechanismus, der offenbar dazu diente, den Festwagen auf Kurs zu halten. Es schien alles in Ordnung zu sein, bis auf eine Kleinigkeit.
»Wo ist der Fahrer?«
»Hat mich im Stich gelassen, wie alle anderen.«
»Warum?«
»Was glaubst du wohl? Der Boss ist weg, und deshalb glauben einige Leute, die Kontrolle über seine Geschäfte wäre zu haben.«
»Und jetzt versucht jemand, dir die Kontrolle wegzuschnappen.« Mein Timing erstaunte mich immer wieder. Ich zwängte mich durch die Öffnung im Boden und sah mich in dem winzigen Raum um. Der Festwagen war um eine Art Traktor herum gebaut, was bedeutete, dass der Steuerungsmechanismus mit Schalthebel und Kupplung ausgestattet
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