Corina 01 - Dämonisch verführt
waren überall; nur einen Meter entfernt lag die Hand mit dem Auktionshammer. Während Louis-Cesare mich zusammennähte, beobachtete ich, wie Olgas kleiner Troll - seine Nase war gebrochen, was ihn aber nicht weiter zu stören schien - sie zusammen mit anderen Körperteilen in einen Korb legte. Essen zum Mitnehmen, vermutete ich.
»Einen Augenblick.« Mein träges Gehirn legte schließlich die offensichtliche Frage auf den mentalen Tisch.
»Wenn hier eine illegale Sklavenauktion stattfand .... Warum war Claire dann hier?« Ich versuchte, sie mir in einem Käfig vorzustellen - absurd.
Louis-Cesare antwortete nicht, weil er zu sehr damit beschäftigt war, mir eine Kugel Kaliber zweiundzwanzig aus dem Oberschenkel zu holen. Bevor ich ihn bedrängen konnte, tauchte jemand in meinem Blickfeld auf, der die Worte, die ich an Louis-Cesare hatte richten wollen, aus meinem Gehirn vertrieb. »Meine Güte!« Ich wollte mich hochstemmen, aber der Franzose hielt mich an den Boden gepresst.
»Was ist los mit dir?«, fragte er. Ich starrte an seiner Schulter vorbei zu dem Neuankömmling. Entweder hatte ich Halluzinationen, oder die Gefahr war nicht so groß, wie sie zu sein schien. Ich hoffte inständig auf Letzteres, denn derzeit war ich nicht in der Verfassung, mich zu verteidigen.
Mit einer geschmeidigen Bewegung ging der Fremde neben mir in die Hocke. Ich versuchte, nicht zu gaffen, aber es fiel mir verdammt schwer. Er war es wert, dass man ihn anstarrte, denn ich konnte mich nicht daran erinnern, jemals einen schöneren Mann gesehen zu haben. Goldenes Haar reichte über seine Schultern und schien im matten Licht des Raums von innen her zu leuchten. Augen so dunkelgrün, dass sie fast schwarz wirkten, bildeten mit ihren ebenfalls goldenen Wimpern einen auffallenden Kontrast dazu. Doch das Überraschendste an ihm war das Gesicht.
Dünne Lachfalten zeigten sich in den Augenwinkeln, und sein Lächeln offenbarte makellose weiße Zähne. Trotz der Perfektion seines Gesichts wäre das erste Wort, mit dem ich ihn beschrieben hätte, »angenehm« gewesen. Und bisher wäre es mir nie in den Sinn gekommen, einen Lichtelfen auf diese Weise zu beschreiben.
Die überirdische Schönheit des Elfen bewahrte ihn nicht davor, von einem knurrenden grauen Schemen angegriffen zu werden. »Was haben wir denn hier?« Die helle, musikalische Stimme klang amüsiert, und eine weich schimmernde Hand
pflückte das Geschöpf aus der Luft. »Ah. Ein junger Duergar. Gehört er dir?« Ich starrte nur, als er den armen Duergar am Genick festhielt. Das Wesen versuchte, ihn zu kratzen, aber die Arme des Elfen waren noch länger als seine und hielten ihn außer Reichweite. »Das kann unmöglich die furchterregende Kriegerin sein«, sagte der Elf, und seine Augen wurden größer, als er mich musterte. »Sie ist zu jung und viel zu hübsch.«
»Sie ist fünfhundert Jahre alt«, erwiderte Louis-Cesare knapp.
»Wie ich mir dachte«, sagte der Elf. »Nur ein Kind.« Er hob meine Hand zu seinen Lippen, und wenn ihn das geronnene Blut daran störte, ließ er es sich nicht anmerken. »Ich nehme an, du bist die sogenannte Dory, ja? Mich nennt man Caedmon, zumindest in deiner Welt.«
Der Duergar schien etwas dagegen zu haben, dass Caedmon mich berührte. Er zappelte noch wilder als vorher und versuchte, dem Elfen die Augen auszukratzen. Caedmon betrachtete ihn ungerührt. »Solche Wesen können sehr nützlich sein: widerstandsfähig gegenüber Gift und Magie, wild im Kampf, äußerst loyal. Viele von ihnen sind gute Schmiede. Ich hatte einmal einen wundervollen Gürtel mit goldener Schnalle, das hervorragende Werk eines berühmten Duergar-Handwerkers. Aber mit Verlaub, dies ist kein sehr ansehnliches Exemplar«, fügte er hinzu.
Ich nahm ihm das knurrende Ding weg, und es beruhigte sich sofort, nachdem es mir zwei spindeldürre Arme um den Hals geschlungen hatte. »Es ist nur ein Baby«, verteidigte ich das Geschöpf.
Caedmon nickte. »Ja, aber ohne richtige Ausbildung und die Aufsicht seiner Artgenossen wird er nie ihre Fähigkeiten erwerben. Und ich halte es für unwahrscheinlich, dass sie ihn bei sich willkommen heißen. Offenbar sind hier Blutlinien vermischt. Mit ziemlicher Sicherheit würde man dieses Wesen für etwas Abscheuliches halten.
Es liefe auf Barmherzigkeit hinaus, es von seinem Elend zu erlösen.«
Ich umarmte den Duergar und hätte fast gewürgt. Nach einem Bad hätte er vielleicht wie das Tier der Muppets ausgesehen. Die Muppets hatten mir
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