Corina 01 - Dämonisch verführt
Wasser zu verschütten. »Ich würde das Mädchen gern waschen.«
Augusta lachte kurz. »Kann ich mir denken.«
»Ich bin Krankenwärter in Südafrika gewesen, Herrin. Ich habe den Zulukrieg überlebt. Mit Messerwunden kenne ich mich aus.«
Nicht nur deshalb wusste er, was Messer anrichten konnten. Jack war Augustas neuester Gespiele und schon ein Monstrum gewesen, bevor sie ihn verwandelt hatte. Dummerweise reichte er Mircea die Schüssel. Einen wilden Moment später klatschte sie zusammen mit Jack an die Wand. Jacks Aufprall war so heftig, dass sein Körper eine Delle hinterließ und die Hälfte der Tapete abriss; darunter kamen Ziegelsteine zum Vorschein.
Er stand nicht wieder auf, sondern kauerte auf dem Boden, die Hände über dem Kopf er wagte es nicht einmal, den Blick zu heben. Vielleicht hätte er Mitgefühl in mir geweckt, wenn ich noch Kraft für Emotionen übrig gehabt hätte. Das war nicht der Fall, und Mircea schien es ähnlich zu ergehen. »Na los«, sagte ich. » Tu’s. Du musst.«
Mircea strich mir sanft übers Haar. Dann schnippte er mit den Fingern, und Jack streckte eine zitternde Hand nach der Schüssel aus. Er kroch mit ihr zur Tür und verschwand. Schneller, als ich es für möglich gehalten hätte, kehrte er zurück, mit mehr Wasser und einigen Handtüchern. Er brachte auch eine Flasche Whisky, aber keine Gläser.
»Kein Alkohol«, sagte Mircea, ohne hinzusehen. Offenbar hatte er die Flasche gerochen.
»Verzeih, Herr«, murmelte Jack unterwürfig. »Ich dachte nur, um Infektionen vorzubeugen…«
»Sie ist Dhampirin«, sagte Mircea knapp. »Bei Dhampiren kommt es nicht zu Infektionen. Geh jetzt.«
Jack verbeugte sich tief und ging rücklings aus dem Zimmer, entweder aus Respekt oder weil er nicht wagte, Mircea den Rücken zu kehren. Eine vibrierende Spannung lag in der Luft, wie das leichte Zittern im Boden, das einen Vulkanausbruch ankündigt. Ich konzentrierte mich darauf, nicht in mich zusammenzusacken, während Mircea vorsichtig die Wunden in meinem Rücken reinigte. Er befeuchtete eine Stelle, betupfte sie dann, damit sie trocken wurde, und drückte vorsichtig auf Schnittwunden, die noch immer bluteten. Dass er meinen Bauch anrührte, würde ich nicht zulassen. Wozu auch? Ich ging ohnehin davon aus, dass ich sterben würde.
Nach und nach zeichneten sich die Buchstaben deutlicher ab. Es dauerte eine Ewigkeit, und es war qualvoll. Immer wieder stand ich kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren.
»Kannst du es lesen?«, fragte Augusta, als Mircea fertig war und die Schüssel beiseite stellte.
»Verbinde ihre Wunden«, sagte er nach einer Weile, ohne auf die Frage einzugehen. »Sorg dafür, dass sie am Leben bleibt.«
»Mircea!« Meine Lippen waren taub, aber irgendwie gelang es mir, die Worte hervorzustoßen. »Wenn du das heute Nacht nicht zu Ende bringst, wenn du ihm eine Möglichkeit zur Rückkehr lässt, dann will ich mit der ganzen Sache nichts mehr zu tun haben. Dann kannst du ihn das nächste Mal allein jagen.«
Die einzige Antwort, die ich bekam, bestand darin, dass sich hinter mir leise die Tür schloss. Mein Kopf sank auf die Bettkante. Im Spiegel war zu erkennen, dass sich einige der nicht ganz so tiefen Wunden zu schließen begannen. Die Ränder der Wörter verschwammen dadurch — in einigen Stunden würde die Mitteilung nicht mehr zu entziffern sein.
Drac hatte mir seine Herausforderung für Mircea in den Rücken geschnitten, mich anschließend halb ausgeweidet und mich dann zu dem Haus geschickt, in dem die Vamps wohnten. Und sein Plan ging auf Mircea war losgezogen, um ihm gegenüberzutreten. Aber anstatt den verdammten Mistkerl zu töten, der seiner Tochter so etwas angetan hatte, wollte er ihn mithilfe irgendeiner Vorrichtung des Senats gefangen nehmen. O nein, er würde sich nicht die Hände schmutzig machen.
Ich schluckte die Bitterkeit hinunter, starrte zitternd vor Erschöpfung zur Tür und wartete darauf, dass mich der Blutverlust ohnmächtig werden ließ. Die Tür hatte einige beeindruckende Beulen dort, wo meine Faust sie von außen getroffen hatte, aber sie war massiv. Trotzdem hörte ich ein von gedämpften Stimmen geführtes Gespräch auf der anderen Seite. Ich atmete schwer und versuchte, meiner Lunge all die Luft zu geben, die sie verlangte, und gleichzeitig schnappte ich den einen oder anderen Gesprächsbrocken auf.
»Die Konsulin wird ungeduldig und verlangt eine Lösung, zumindest aber einen neuen Bericht. Ich muss ihr irgendetwas
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