Corina 01 - Dämonisch verführt
sagen…«
»Sie wird ihre Lösung noch in dieser Nacht bekommen.«
»Und wie wird sie aussehen? Die Dhampirin hat recht. Du musst ihn töten!«
»Dies ist eine Familienangelegenheit, Augusta. Sie betrifft dich nicht.«
Jacks Stimme erklang, lauter als die anderen, vielleicht deshalb, weil er nicht versuchte, leise zu sein. »Darf ich mich um sie kümmern, Herrin?« Die Antwort verstand ich nicht, aber kurz darauf öffnete sich die Tür, und er kam herein, mit Verbänden, einer neuen Schüssel und einer kleinen schwarzen Tasche. Ich beäugte sie argwöhnisch, aber er entnahm ihr nur eine Rolle Zwirn und eine ziemlich scheußlich aussehende Nadel. Er legte mich auf den Läufer am Bett und sah sich meinen Bauch an.
»Er erschafft Vampire ohne Erlaubnis, und er lässt sie nicht registrieren. Allein deshalb wird er zweifellos zum Tod verurteilt. Töte ihn jetzt und erspare deiner Familie die Schande einer öffentlichen Hinrichtung.«
»Lass meinen Arm los, Augusta. Selbst wenn ich wollte .... Ich habe nicht genug Zeit, das mit dir zu besprechen.«
Jack begann damit, mich zusammenzunähen, und ich brauchte dringend etwas, das mich von den Schmerzen ablenkte. Warum wurde ich nicht bewusstlos? Die Nadel stach in mein Fleisch und kam wieder heraus, als ich weiterhin zur Tür starrte und versuchte, dem Gespräch zu folgen.
»Mircea!«
»Du verstehst die Situation nicht.« Mirceas Stimme klang ruhig, aber ich kannte ihn gut genug, um den darin versteckten Arger zu erkennen.
»Was gibt es da zu verstehen? Wenn er jemanden so übel zugerichtet hätte, der mit mir auf ähnliche Weise verbunden ist, würde ich ihm seinen verdammten Schädel einschlagen!«
»Dann bekäme er genau das, was er will!«
Jack nähte mit kurzen, gleichmäßigen Stichen, stellte ich benommen fest. Er hätte einen guten Schneider abgegeben. »Wenn er sterben will, braucht er das nur zu sagen«, flüsterte Augusta böse. »Es würde nicht an Freiwilligen mangeln, die bereit wären, ihm diesen Wunsch zu erfüllen!«
»Und sie würden selbst bei dem Versuch sterben. Warum provoziert er mich wohl? Warum bedroht er Radu und greift Dorina an? Er will durch meine Hand sterben, keine andere.«
»Dann gib ihm, was er will!« Damit sprach Augusta aus, was auch ich dachte und fühlte.
»Nein.« Mirceas Stimme war hart wie Stein. »Soll er leben und sich erinnern, nicht sterben und vergessen!«
Ich hörte, wie er fortging, und einen Moment später war Augusta wieder im Zimmer. »Sie wird leben, Herrin«, sagte Jack ungerührt. »Das schwöre ich.« Fast zärtlich strich er mir übers Haar. »Es überrascht mich nicht, dass sie dem Grafen nicht gefiel. Es gibt keine Furcht in ihr.«
Ich fragte mich, wie sich jemand so sehr irren konnte, als mich schließlich die Schwärze der Ohnmacht umfing.
14
»Dorina!« Hände schlossen sich um meine Schultern und schüttelten mich. Ich ergriff starke Arme und bemühte mich, eine Verbindung mit der Realität herzustellen. »Ist alles in Ordnung?«, fragte jemand.
Schließlich begriff ich, dass ich zurück war. Mit einem Schock, der bis in mein Innerstes reichte. »Es könnte gar nicht besser sein.« Mein Lachen klang selbst für meine eigenen Ohren dünn und falsch. Ich ließ es verklingen.
Das Bild vor meinen Augen klärte sich allmählich, und ich erkannte Louis-Cesare, der auf mich herabsah. Er wirkte nicht ruhiger und gelassener, als ich mich fühlte. Panik hatte die Farbe aus seinem Gesicht getilgt und den Augen ein fast irres Blau gegeben. »Es ist nicht alles in Ordnung mit dir«, sagte er.
»So schlimm war es nicht«, behauptete ich noch immer halb verwirrt und nicht ganz sicher, wo ich war. Ich sah Gras, Sterne, Glühwürmchen und den Brunnen, aber mein Gehirn wollte mir weismachen, dass ich mir das alles nur einbildete. Die Beleuchtung schien richtig zu sein: Das matte Licht vom Haus lief ungefähr auf Kerzenschein hinaus. »Er wollte sicher sein, dass ich lange genug überlebte, um die Nachricht zu überbringen…«
Louis-Cesare sagte etwas sehr Unmanierliches auf Französisch. Ich sah zu ihm hoch und blinzelte. Schließlich wurde mir klar, dass er Drac meinte. Aber woher konnte er wissen…? »Du hast es gesehen.«
Er nickte grimmig. Ich spürte, wie sich die Muskeln in seinen Armen spannten, als er die Hände fester um meine Schultern schloss. »Als ob es meine Erinnerungen wären.«
Ich strich mir einige Grashalme von der Wange, die sich feuchtkalt anfühlte, wie Jacks Hände. »Tut mir
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