Corina 02 - Dämonisch Ergeben
seinen Hof gebracht hatte, seine Blutlinie verschmutzte und ihr die Kraft nahm. Und jetzt sollte ein vollblütiger Elfenprinz vor einer Abscheulichkeit ausgepeitscht werden, die zur einen Hälfte Mensch und zur a nderen Dunkelelfin war. Eine Un geheuerlichkeit.
Soldaten bewachten die Plattform, dazu bereit, jeden Fluchtversuch zu vereiteln. Aufmerksam beobachteten sie das Geschehen. Die Panzerung an ihren Schultern und Armen, die Schwerter an ihren Seiten, die Spitzen ihrer Helme - alles glitzerte im grel l en Sonnenschein. Blaue und goldene Wimpel und Fahnen hingen schlaff in der unbewegten Luft und schienen wie alles andere zu warten.
Trommler begannen damit, einen langsamen Takt zu schlagen, der über den still en Platz halte. Hinter dem kleinen Hügel, der den Platz vom Schloss trennte, kam eine Parade hervor. Die Adligen des Hofes, prächtig gekleidete hohe Herrschaften, gingen hinter der großen Gestalt mit dem silbernen Haar und dem goldenen Amtsreif.
Der König blieb vor den Tribünen stehen und sprach zur Menge. Reine Zeitverschwendung. Sie alle wussten, warum sie hier waren. Aber er sprach und sprach, und seine Stimme vermischte sich mit dem Summen der Insekten an den Ohren des Gefesselten.
Er schenkte ihr keine Beachtung und sah stattdessen zu den verrottenden Fleischfetzen an den Ecken der Tribünen: die Überreste der wenigen, die an diesem Hof Stärke und den Wil l en zum Handeln gezeigt hatten.
Vitus hatte man zusammen mit ihm gefasst, aber er war kein Prinz. Kein Krieg hing von seinem Schicksal ab, und es gab niemanden, der sich für ihn einsetzte. Die Angehörigen seiner Familie hatten die Flucht ergr i f fe n wie die Ratten, die sie waren. Kriechend und katzbuckelnd waren sie zum König zurückgekehrt, um ihre eigene Haut zu retten, um ihr Land und ihre Titel zu bewahren.
Sie hatten Vitus der Gnade des Königs überlassen.
Der Gefesselte war Zeuge jener Gnade geworden, während sein eigenes Schicksal in der Schwebe hing . Er hatte zusehen müssen, wie der König ein einfaches Kampfschwert zog, mit einer Schneide glänzend wie ein Spiegel. Sie hatte das Licht eingefangen und es fast schmerzhaft he l l in seine Augen geschickt. Aber er hatte sie weder geschlossen noch den Blick abgewendet, nicht einmal für eine Sekunde, denn vielleicht hätte man es für ein Zeichen von Schwäche gehalten.
Und so hatte er beobachtet, wie das Schwert heruntergekommen war, wie es den Hals durchtrennt hatte.
Ganz deutlich erinnerte er sich an das spritzende Elfenblut, für einen Augenblick ein Bogen in der Luft wie aus zahl l osen schimmernden Rubinen. Es war eine Szene wie gemalt, und sie hatte einen festen Platz in seinem Gedächtnis gefunden. Er sah das Blut noch immer, rot wie die Sonne, kurz bevor sie hinter dem Horizont verschwand. Der Unterschied zwischen Tag und Nacht, zwischen dem, was war und was sein wird.
Die Zuschauer schnappten nach Luft - für viele von ihnen war es die erste Hinrichtung, die sie gesehen hatten. Neue Sti l le breitete sich aus, als der König an Vitus’ Leiche vorbei trat und vor Ö lvir stehen blieb. Er kniete, weil er mit den verletzten Beinen nicht stehen konnte. Kaltes schwarzes Eisen band seine Hände an schwere Ketten.
Das Metall nahm ihm die Kraft, und wenn es lange genug Kontakt mit den Händen hatte, würde es ihm die Haut verbrennen. Aber so viel Zeit blieb ihm nicht. Ölvir straffte die Schultern, als der Schatten des Königs auf ihn fiel. Sein Rücken wurde gerade, und stolz hob er den Kopf schüttelte sich das zerzauste schwarze Haar von den Wangen.
Die Wunden in seinem Gesicht waren scheußlich und erst halb geheilt. Das eine Auge war ganz zuge schwoll en, und das andere öffnete sich gerade so weit, dass er den König sehen andere öffnete sich gerade so weit, dass er den König sehen konnte.
Er hatte nicht um Gnade gefleht. Und er hatte auch keine bekommen.
Der Hohe König beendete seine Ansprache, und die Adligen nahmen ihre Plätze ein, nicht weit von der Plattform entfernt. Sie waren auch bei den Hinrichtungen zugegen gewesen und mit dem Blut der Verräter auf ihrer prachtvollen Kleidung heimgekehrt. Eine deutliche Botschaft - obwohl die wimmernden Feiglinge sie gar nicht gebraucht hatten.
Der König zog sein Hemd aus, faltete es sorgf ä ltig und legte es dann ins goldene Gras. Er nahm den Amtsreif vom Kopf und fügte ihn dem Hemd hinzu, strich das Haar zurück und verknotete es im Nacken. Dann stieg er die Treppe zur Plattform hoch und blieb vor dem
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