Corina 02 - Dämonisch Ergeben

wecken und fragen, ob ich deiner Meinung nach einen Heiler rufen soll .«
    Ich hob Stinkys Kopf und zog die wolle ne Platzdecke aus seinem Gesicht. Sie hinterließ ein schachbrettartiges Muster auf der Wange, das jedoch nicht über die Blässe und die Schatten unter den Augen hinwegtäuschen konnte. Ich musterte ihn kurz, holte dann einen Spülappen und füllte ihn mit Eis.
    »Setz dich gerade«, sagte ich, mit dem Ergebnis, dass ein schlitzförmiges Auge aus dem Haardickicht zu mir hochsah. Weitere Bewegungen blieben aus.
    »Was machst du da?«, fragte Claire.
    »Er ist nicht krank.« Ich zog Stinky hoch und legte ihm die Kompresse auf die Augen. Er quiekte protestierend, bis die Kälte zu wirken begann. Dann stöhnte er dankbar und ließ den Kopf wieder sinken.
    »Er hat einen Kater?«, fragte Claire und wirkte vage entsetzt.
    »Ich denke, davon können wir ausgehen. Immerhin hat er gestern Abend einige Flaschen mit dem Gebräu deines Onkels geleert.«
    Ich ging neben Stinkys Stuhl in die Hocke. »Fühlt sich ziemlich mies an, oder?« Er antwortete mit einem vorsichtigen Nicken.
    »Lässt du meinen Vorrat von jetzt an in Ruhe?« Er nickte erneut, mit etwas mehr Nachdruck, und es folgte ein weiteres Stöhnen. Ich fand, dass er genug gestraft war.
    »Hast du mein Handy gesehen?«, fragte ich Claire und sah mich mit morgendlicher Benommenheit nach dem Ladegerät um. Ich habe immer die Typen beneidet, die aus dem Bett rolle n und innerhalb weniger Sekunden hellwach sind. Ich brauchte eine Stunde, um einigermaßen in die Gänge zu kommen, und das auch nur mithilfe von reichlich Koffein.
    »Nein. Warum?«
    »Ich dachte, ich sollte Mircea anrufen, da es einige Tage dauern wird, bis Verstärkung aus dem Feenland eintrifft. Er kann uns mehr Schutz schicken.«
    Claire sah vom Herd auf und runzelte die Stirn. »Welche Art von Schutz?«
    »Der Senat ist derzeit knapp an Personal, aber er sollte einige Meister erübrigen können .... «
    »Du meinst Vampire«, sagte Claire. Es klang nicht sehr begeistert.
    »Ich spreche vom Senat. Was könnte ich sonst meinen?«
    Die Falten gruben sich noch tiefer in Claires Stirn. »Ich habe darüber nachgedacht, was du gestern Abend gesagt hast, darüber, wie viel Lösegeld Aiden wert wäre. Ich glaube, je weniger Leute wissen, dass er hier ist, desto besser.«
    »Ich mache mir mehr Sorgen wegen der Leute, die bereits wissen, dass er hier ist«, erwiderte ich süffisant. »Die Schutzzauber soll ten den Pöbel von uns fernhalten.«
    »Das brauchen sie gar nicht, wenn niemand weiß, dass er hier ist.«
    »Ich bitte Mircea um Diskretion.«
    »Mir ist es lieber, wenn sich Elfen um Elfen kümmern.«
    »Olgas Jungs sind gegen die meisten Arten von Magie immun, darunter auch die der Elfen«, sagte ich, während ich im Brotkasten kramte. »Und sie sind weiß Gott stark genug. Aber es sind nur zwei, und man kann sie nicht unbedingt als tiefe Denker bezeichnen. AEsubrand hingegen ist alles andere als dumm, so viel steht fest.«
    »Ich bin’s auch nicht. Und ich traue keinem Vampir!« Ich konnte es ihr nicht verdenken. Immerhin war Claire entführt worden, als Vlad ordentlich Randale gemacht hatte. Es gab also Grund genug für sie, Vampiren gegenüber argwöhnisch zu sein.
    »Sie sind nicht alle gleich«, sagte ich voller Unbehagen.
    Louis-Cesare zum Beispiel schien entschlossen zu sein, in meinem Kopf alles durcheinanderzubringen. Immer wieder stellte er meine vorgefassten Meinungen infrage, wenn es darum ging, was ein Vampir war und wie er sich verhalten soll te. Auch deshalb war er eine echte Nervensäge.
    »Wie kannst du das behaupten, wenn dein Job darin besteht, sie zu töten?«, fragte Claire.
    »Mein Job besteht darin, Wiedergänger zu jagen.« Ich bemerkte Claires Verwirrung und fügte hinzu: »Vampire, bei deren Verwandlung was schiefgelaufen ist.«
    » Sollten sie nicht einfach .... «, Claire winkte mit einem Pfannenwender,» .... tot bleiben?«
    »Bei den meisten ist das der Fall . Aber gelegentlich überlebt jemand körperlich. Was das Geistige betrifft .... Sagen wir, dass sie nicht ganz da sind. Und ein Wiedergänger greift alles an, das sich ihm in den Weg stellt , ob Mensch oder Vampir. Und da er verrückt ist, kann man nicht vernünftig mit ihm reden. Er muss erledigt werden.«
    »Hast du nie andere Vampire als diese Wiedergänger getötet?«, fragte Claire skeptisch.
    »Manchmal jage ich per Auftrag Vampire, die gegen irgendwelche Gesetze des Senats verstoßen haben. Aber ich laufe