Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Corkle 1

Corkle 1

Titel: Corkle 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas
Vom Netzwerk:
hungrig war oder nicht. Ich entschied mich positiv, darum nahm ich meinen Regenmantel aus dem Schrank und machte mich auf die Suche nach dem Fahrstuhl. Ich nahm ein Taxi zu einem Restaurant, das ich kannte. Der Besitzer und ich waren alte Freunde, aber er war krank, und das Essen verriet seine Abwesenheit. Nach dem Essen machte ich einen Spaziergang – etwas, das ich selten tat, aber der bevorstehende Nachmittag erschien mir wie eine langweilige Unendlichkeit. Ich ging durch eine mir unbekannte Straße und sah mir die Preise der Luxusartikel in den kleinen Geschäften an, als ich ihn entdeckte. Es war nur ein flüchtiger Blick, aber er genügte mir. Ich ging schneller, bog um die nächste Ecke und wartete. Wenige Sekunden später kam er, beinahe im Laufschritt.
    »Wissen Sie, wie spät es ist?« fragte ich ihn.
    Es war Maas, unverändert klein und dick, im gleichen braunen Anzug, der aber aussah, als wäre er inzwischen gebügelt worden. Er trug die gleiche schäbige Aktentasche.
    »Ah!« sagte er. »Herr McCorkle, ich habe versucht, Sie einzuholen.«
    »Ah!« sagte ich. »Herr Maas, darauf hätte ich gewettet.«
    Er sah gekränkt aus. Seine Spanielaugen schienen ein paar Tränen produzieren zu wollen.
    »Mein Freund, wir haben vieles, sehr vieles zu bereden. Nicht weit von hier ist ein Café, in dem ich gut bekannt bin. Darf ich Sie vielleicht zu einer guten Tasse Kaffee einladen?«
    »Machen wir lieber einen guten Kognak daraus. Ich habe gerade Kaffee getrunken.«
    »Selbstverständlich, selbstverständlich.«
    Wir gingen um eine weitere Ecke zu einem Café. Vom Besitzer abgesehen, der uns stumm bediente, war es leer. Er schien Maas nicht zu kennen.
    »Hat die Polizei Sie noch erwischt?« fragte ich freundlich.
    »Ach, das. Das wird bald vergessen sein. Es war – wie soll ich mich ausdrücken? – ein Mißverständnis.« Er schob es mit einer Handbewegung beiseite.
    »Was führt Sie wieder nach Berlin?«
    Er trank geräuschvoll einen Schluck von seinem Kaffee. »Geschäfte, immer Geschäfte.«
    Ich trank meinen Kognak und winkte nach einem weiteren. »Wissen Sie, Herr Maas, Sie haben mir eine Menge Ungelegenheiten und Ärger eingebrockt.«
    »Ich weiß, ich weiß, und es tut mir wirklich leid. Es war alles höchst bedauerlich, und ich muß mich wirklich entschuldigen. Aber sagen Sie mir, wie geht es Ihrem Kollegen, Herrn Padillo?«
    »Ich dachte, Sie wüßten das. Ich habe gehört, Sie verfugten über sämtliche Informationsquellen.«
    Maas blickte nachdenklich in seine leere Tasse. »Ich habe gehört, daß er in Ostberlin ist.«
    »Das hat jeder gehört.«
    Maas lächelte schwach. »Ich habe auch gehört, er sei – oder sagen wir lieber, es habe Mißverständnisse mit seinen – nun ja – Vorgesetzten gegeben.«
    »Was haben Sie sonst noch gehört?«
    Maas sah mich an, und seine Spanielaugen wurden hart wie Achat. »Sie halten mich für einen Einfaltspinsel, Herr Mc-Corkle, oder? Vielleicht für einen Clown? Einen fetten Deutschen, der zuviel Kartoffeln gegessen und zuviel Bier getrunken hat?«
    Ich grinste. »Wenn ich überhaupt an Sie denke, Herr Maas, dann als an einen Mann, der mir von dem Augenblick an, als Sie mich in dem Flugzeug angesprochen haben, viel Ärger gemacht und mich in große Schwierigkeiten gebracht hat. Sie haben die Nase in meine Angelegenheiten gesteckt wegen der Nebentätigkeiten meines Geschäftspartners. Als Ergebnis ist ein Mann in meinem Lokal ermordet worden. Daran denke ich, wenn ich an Sie denke, Herr Maas. Sie sehen nach Problemen aus, und Probleme vermeide ich lieber.«
    Maas bestellte sich einen weiteren Kaffee. »Probleme sind mein Geschäft, Herr McCorkle. Damit verdiene ich meinen Lebensunterhalt. Ihr Amerikaner seid immer noch ziemlich isoliert. Natürlich habt ihr eure Gewalttätigkeiten und Diebe und Verbrecher, sogar eigene Verräter. Ihr wandert durch die Welt und versucht, gute Kerle zu sein, und werdet wegen eurer Pfuschereien verabscheut, wegen eures Reichtums gehaßt und wegen eurer Angeberei lächerlich gemacht und verspottet. Eure CIA wäre Anlaß für Hohngelächter, wenn sie nicht über die Mittel verfügte, Regierungen zu korrumpieren, Revolutionen zu finanzieren, politische Parteien zu unterwandern. Sie sind kein dummes oder borniertes Volk, Herr McCorkle, aber Sie sind ein unwissendes, ein uninteressiertes Volk. Sie tun mir leid.«
    Das alles hatte ich schon gehört – von den Briten und den Franzosen und den Deutschen und allen übrigen. Zum Teil beruhte

Weitere Kostenlose Bücher