Corkle 1
mancherlei Gründen, Herr McCorkle, scheinen Sie mir nicht die Sorte Mann zu sein, die sich auf diese Geschäfte mit Informationen und Politik einläßt.«
»Sie haben recht. Der Typ bin ich wirklich nicht. Ich bin hier nur als Beifahrer.«
»Ja. Und wieviel, glauben Sie, würden unsere Freunde im Osten für einen Spitzenagenten der Vereinigten Staaten bezahlen – für einen Mann, der das sine qua non ihres Agentenapparats ist?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Geld käme natürlich nicht in Frage.«
»Warum nicht?«
»Ein ehrgeiziger Mann in einer der Nachrichtenorganisationen der Vereinigten Staaten, für die Herr Padillo gelegentlich, sagen wir einmal, den einen oder anderen Auftrag übernimmt, wäre nicht auf Geld aus. Er würde nach einem Coup suchen, der ihm Anerkennung brächte, einem Schlag, der seiner Karriere förderlich wäre. Um das Herrn Padillo zu sagen, bin ich gekommen. Gegen einen Preis, selbstverständlich.«
»Und man hat Sie unterbrochen.«
»Ja, leider. Wie ich Ihnen schon sagte, sind meine Quellen vorzüglich. Sie kosten etwas, aber ihre Zuverlässigkeit steht außer Frage. Ich habe erfahren, daß zwischen unseren russischen Freunden beim KGB und Herrn Padillos Auftraggebern ein Tauschgeschäft ausgehandelt worden ist.«
»Was für ein Tauschgeschäft?«
Maas paffte ein paarmal an seiner Zigarre. Der Aschekegel war makellos.
»Erinnern Sie sich an zwei Männer namens William H. Martin und Vernon F. Mitchell?«
»Dunkel. Sie sind vor vier oder fünf Jahren übergelaufen.«
»Vor fünf«, sagte Maas. »Sie waren Mathematiker bei Ihrer Nationalen Sicherheitsagentur. Sie sind nach Mexiko gereist, weitergeflogen nach Havanna und haben dort einen russischen Fischdampfer erreicht. Und in Moskau haben sie dann geredet und geredet und geredet. Sie waren sehr gesprächig, zum Ärger Ihrer Nationalen Sicherheitsagentur. Wenn ich mich recht erinnere, hat praktisch jeder größere Staat in der Welt seine Codes geändert und damit der Behörde und ihren Computern endlose Schwierigkeiten und Ärger verursacht.«
»Ich glaube, ich erinnere mich.«
»Sie erinnern sich vielleicht auch daran, daß die beiden bekannt haben, homosexuell zu sein. Das hat einigen Aufruhr ausgelöst und schließlich zum Rücktritt oder zur Entlassung des Personaldirektors geführt. Tatsächlich meinten gewisse Kongreß-Mitglieder, die Homosexualität des Paares sei der wahre Grund für ihr Überlaufen und nicht ihr offen bekundetes Entsetzen über die Spionagemethoden Ihres Landes.«
»Manche unserer Kongreß-Mitglieder haben altmodische Vorstellungen«, sagte ich.
»Ja, aber anscheinend sind wenigstens zwei weitere Amerikaner, die für Ihre Nationale Sicherheitsagentur gearbeitet haben, ebenfalls übergelaufen. Der Fall bildet fast eine Parallele zu dem von Martin und Mitchell. Diesmal schien es jedoch eine Art stillschweigenden Übereinkommens zwischen Ihrem Land und der Sowjetunion zu geben, daß die beiden nicht offen in Moskau zur Schau gestellt würden – trotz ihres überragenden Propagandawerts. Die Namen des zweiten Paars – übrigens auch Mathematiker – sind Gerald R. Symmes und Russell C. Burchwood. Symmes und Burchwood.«
»Wenn es Ihnen gelingt, das zu beweisen, Herr Maas, könnten Sie die Geschichte für sehr viel Geld an eine Zeitung verkaufen.«
»Ja, das könnte ich wohl. Ich war aber mehr daran interessiert, sie an Herrn Padillo zu verkaufen. Oder vielleicht sollte ich sagen, sie gegen ein paar Informationen, die er vielleicht hatte, einzutauschen. Aber lassen Sie mich fortfahren. Das zweite Paar, Symmes und Burchwood, war ebenfalls homosexuell – irgend etwas stimmt wohl nicht mit der Familienstruktur in Amerika, Herr McCorkle –, und anders als Martin und Mitchell wurde keiner von ihnen plötzlich geheilt, wenn das der richtige Ausdruck ist, um dann eine stramme, züchtige Frau zu heiraten. Martin hat, glaube ich, in Moskau Frieden in der Ehe gefunden, oder so ähnlich hat er es der Presse erzählt. Nein, Symmes und Burchwood haben weiter zusammengelebt – in ihren Flitterwochen, gewissermaßen – und der russischen Regierung alles erzählt, was sie über die Arbeit der Nationalen Sicherheitsagentur wußten. Sie waren etwas pikiert, wie mir meine Gewährsleute berichten, daß sie nicht die gleiche Publizität und Berühmtheit erlangten wie Martin und Mitchell. Aber sie haben alles erzählt, was sie wußten, und das war viel.«
»Sie wollten von Padillo sprechen«, erinnerte ich
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