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Corkle 1

Corkle 1

Titel: Corkle 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas
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Standleuchten ein. Es war die Tageszeit, zu der man sich fragt, ob man mit oder ohne Scheinwerfer besser sieht. Wir waren fünfzehn Minuten lang gefahren, als wir an einer Ampel warten mußten. Wir warteten fünfzehn Sekunden, und dann hielt neben uns ein Trabant der Volkspolizei. Er war mit vier Beamten besetzt. Die beiden auf der rechten Seite musterten uns genau. Einer von ihnen sagte etwas zu dem Fahrer. Die Ampel wechselte auf Grün, und Max fuhr an. Der Trabant setzte sich hinter uns.
    »Sie kommen uns nach«, sagte Max.
    »Sehen Sie sich nicht um«, warnte Padillo Symmes und Burchwood. »Unterhalten Sie sich miteinander. Von mir aus können Sie sich gegenseitig das Vaterunser vorbeten, aber sprechen Sie miteinander wie bei einer alltäglichen Unterhaltung. Gib mir eine Zigarette, Mac, und biete mir Feuer an.«
    Symmes und Burchwood sprachen miteinander. Ich erinnere mich nicht daran, was sie sagten, aber damals kam es mir ziemlich unsinnig vor. Ich zog meine letzte Zigarette aus der Tasche und klopfte Padillo auf die Schulter. Er drehte sich um und nahm sie lächelnd an. »Sie sind noch hinter uns«, sagte er.
    »Ich weiß«, antwortete Max. »An der nächsten Ecke müßten wir abbiegen.«
    »Wieviel Zeit ist noch?« fragte Padillo.
    »Wir haben zwischen drei und vier Minuten Luft.«
    »Fahren Sie drei Blocks weiter, und biegen Sie dann erst ab. Wenn sie uns dann immer noch folgen, müssen Sie versuchen, sie abzuschütteln.«
    Max fuhr mit der stetigen Geschwindigkeit von vierzig Kilometern in der Stunde weiter. Er schaffte zwei Ampeln bei Grün. Ich zählte die Blocks. Bei der dritten Kreuzung blinkte er rechts. Er lenkte auf die rechte Fahrbahn, schaltete in den zweiten Gang zurück und beobachtete den Trabant der Polizei im Rückspiegel. Er seufzte auf. »Sie fahren geradeaus weiter«, sagte er.
    Ich atmete deutlich hörbar aus. Dabei bemerkte ich, daß ich die ganze Zeit den Atem angehalten hatte. Padillo blickte auf die Uhr. »Wir sollten es pünktlich schaffen«, sagte er. Max umkreiste den Block und fuhr die Straße zurück, die wir gekommen waren. Er bog nach links in eine Nebenstraße und hielt an. Es herrschte Zwielicht.
    »Alles aussteigen«, befahl Padillo.
    Ich zeigte Symmes und Burchwood noch einmal meine 150
    Waffe, ehe ich sie einsteckte. »Ich schieße sofort durch die Tasche«, sagte ich.
    Padillo war als erster draußen und kam um den Wagen, um für das Paar die Tür zu öffnen. Ich kletterte hinter ihnen hinaus.
    »Ich gehe zuerst«, sagte Padillo, »dann Symmes und Burchwood. Du als letzter, Mac.«
    Wir eilten durch eine enge Passage zwischen zwei Gebäuden. Mit der linken Hand streifte ich an einer Ziegelmauer entlang, mit der rechten umklammerte ich in der Manteltasche den Revolver. Es war noch nicht dunkel, und ich konnte die drei Gestalten vor mir deutlich sehen. Padillo bog nach rechts um eine Ecke. Ich folgte Symmes und Burchwood in die Nische eines Hauseingangs. Die Tür selbst war zugemauert. Unmittelbar vor uns befand sich die Mauer, aus meterlangen Betonplatten errichtet und gekrönt von rohen Betonblöcken. Darüber verliefen drei oder vier Stacheldrahtstränge. Ich nahm auch das schwache Schimmern der Flaschensplitter wahr, die in die Mauerkrone zementiert waren.
    Symmes und Burchwood drängten sich in einer Ecke der Nische zusammen. Padillo hielt den Blick scharf auf ein siebenstöckiges Wohnhaus in Westberlin gerichtet, das direkt vor uns hinter der Mauer stand.
    »Die dritte Etage von oben«, flüsterte er mir zu. »Das vierte Fenster von links. Siehst du’s?«
    »Ja.«
    »Wenn die Jalousie hochgezogen wird, machen wir uns fertig. Wenn sie heruntergeht, stellen wir einen neuen Weltrekord im Zwanzig-Meter-Sprint auf – gerade auf die Mauer los. Die Drahthindernisse zwischen uns und der Mauer sind durchschnitten. Wir brauchen sie nur zur Seite zu schieben. Diesmal gehst du als erster. Dann Symmes und Burchwood.« Er wandte sich den beiden zu. »Haben Sie verstanden?« Sie bejahten stumm. Wir warteten fünfzehn Sekunden. Nichts geschah. Die Jalousie rührte sich nicht. Zwei Vopos patrouillierten vor uns vorbei, fünfzehn Meter von uns, drei Meter von der Mauer entfernt. Wir warteten weitere fünf Sekunden.
    Rechts von uns erfolgten drei scharfe Explosionen. Gleich darauf zuckte grelles Licht auf. »Das war die Ablenkung auf der rechten Seite«, sagte Padillo. »Jetzt noch links.« Zwei Sekunden später knallte es wieder dreimal, gefolgt von grellen Blitzen. »Das war

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