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Corkle 1

Corkle 1

Titel: Corkle 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas
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hundertfünfzig Meter rechts und links von uns. Molotow-Cocktails. Sie sollen die Vopos ablenken. Ihre Maschinenpistolen haben nur eine Reichweite von hundertzehn Metern. Achte auf die Jalousie.«
    Ich beobachtete das knapp fünfzig Meter entfernte Gebäude. Es hätten auch fünfzig Kilometer sein können. Wir konnten links und rechts geschriene Befehle hören. Die Stimmen der Vopos klangen fern, waren aber durchdringend. Irgendwo setzte eine Sirene ein. Die Jalousie, die wir beobachteten, begann sich langsam zu heben. Sie schien Zentimeter um Zentimeter zum oberen Rand des Fensterrahmens hinaufzukriechen, hielt dann inne und fiel plötzlich herunter.
    »Jetzt«, bellte Padillo.
    Scheinwerfer begannen zuckend über die Mauer zu spielen, aber ihre Wirkung wurde durch das Dämmerlicht beeinträchtigt. Ich zog den Revolver aus der Tasche und lief. Links von mir schnatterte eine Maschinenpistole. Ich rannte weiter, behielt dabei die Mauerkrone im Auge. Ich konnte Burchwood und Symmes keuchend hinter mir herrennen hören. Wir drängten uns durch das Drahthindernis und erreichten die Mauer. »Wo ist die verdammte Leiter?« flüsterte ich Padillo zu. Er starrte die rohen grauen Blöcke hoch.
    Plötzlich schob sich ein blonder Schopf oben über die Mauer.
    »Gleich ist es soweit, Leute«, sagte der Kopf. »Ich mußte erst den Draht durchschneiden. Laßt mich nur schnell die Glassplitter abdecken.« Ein dickes, aus zwei Wolldecken zusammengenähtes Polster wurde über die Mauerkrone geworfen. Dann erschien der Kopf wieder, mit einem zuversichtlichen Grinsen. »Augenblick«, sagte er. »Ich muß mich oben draufsetzen, um die Leiter heraufzubekommen.«
    Er war jung, nicht älter als zwanzig. Er schob ein Bein über die Mauer und setzte sich rittlings auf die gepolsterte Stelle. »Wäre peinlich, wenn da so ein Glassplitter durchkommt«, sagte er gutgelaunt. »Jetzt kommt die Leiter.« Sie erhob sich über die Mauer. »Ich heiße Peter«, sagte der blonde junge Mann. »Wie heißt ihr?«
    Er balancierte die Leiter quer über die Mauer, als der Ruf ertönte. Er konnte nicht weiter als fünfzehn Meter entfernt gewesen sein. Dann richtete sich ein schwacher, nicht ganz gelber Lichtstrahl auf den jungen Mann. Er öffnete den Mund, als ob er noch etwas sagen wollte, vielleicht etwas Albernes, aber die Kugeln schlugen in ihn ein. Er schwankte einen Augenblick auf der Mauer, als könne er sich nicht entschließen, in welche Richtung er fallen sollte. Aber das war für ihn schon bedeutungslos. Die Leiter schwankte sekundenlang wild, richtete sich dann langsam auf und glitt nach der anderen Seite außer Sicht. Der junge Mann sank vornüber auf das Polster, rollte nach links und folgte der Leiter.
    Padillo drehte sich um und feuerte drei Schüsse auf das Licht ab, das noch auf die Mauerkrone gerichtet war. Ich schoß ebenfalls dreimal in die gleiche Richtung. Das Licht ging aus, und es folgte ein Schrei. Weitere Kommandorufe kamen sowohl von rechts wie von links. Wieder ratterte ein Feuerstoß aus einer Maschinenpistole. »Zum Wagen zurück«, befahl Padillo.
    »Ich kann nicht von der Stelle«, keuchte Symmes.
    »Sind Sie getroffen?«
    »Nein – ich kann mich bloß nicht bewegen.«
    Padillo schlug ihm hart ins Gesicht. »Sie laufen jetzt, oder ich bringe Sie um.« Symmes nickte, und Padillo schob mich vor. »Du zuerst.« Ich rannte zu dem Haus zurück und durch den engen Gang zu der Straße. Max’ Gesicht, ein bleicher Fleck nackter Angst, blickte mir aus dem Wagenfenster entgegen. Ich riß die hintere Wagentür auf und hielt sie für Symmes und Burchwood offen, die sich hineinwarfen. Padillo drehte sich am Gangende kurz um und schoß dreimal. Eine Maschinenpistole antwortete. Er raste vorn um den Wagen herum und griff nach der Tür, während Max den Motor auf volle Touren brachte. Noch ehe die Tür zugefallen war, hatte der Wartburg schon seine Spitzengeschwindigkeit im ersten Gang erreicht, und Max schaltete geräuschvoll in den zweiten.
    »Zur Werkstatt, Max«, sagte Padillo. »Das ist nicht einmal ein Kilometer.«
    »Was ist passiert?« fragte Max.
    »Entweder war es ein Glückstreffer, oder Kurts Leute sind nachlässig geworden. Die Bomben sind wie vorgesehen losgegangen, und sie haben uns das Signal gegeben. Wir sind zur Mauer gekommen, und dann war da ein blonder junger Bursche …«
    »Sehr jung?« fragte Max.
    »Ja.«
    »Das muß Peter Vetter gewesen sein.«
    »Er sitzt oben auf der Mauer, zieht die zweite Leiter hoch und stellt

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