Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Corkle 1

Corkle 1

Titel: Corkle 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas
Vom Netzwerk:
schiefgeht«, sagte er.
    Diesmal nickte ich. Dann sagte ich: »Wenn mir etwas passiert, kannst du meine Krawatten haben. Sie sind alle mit großer Sorgfalt ausgesucht.«
    »Meine goldenen Manschettenknöpfe gehören dir«, sagte er.
    »Meinst du die mit deinem Monogramm?«
    »Genau die.«
    »Das ist sehr aufmerksam.«
    Padillo griff nach der Wodkaflasche und musterte sie kritisch. »Wir haben noch vier Stunden Zeit. Die können wir gut leer machen.«
    »Warum nicht?« sagte ich und schob ihm mein Glas hin. Er schenkte gekonnt ein. Es gab für jeden ein halbes Glas.
    »Vielleicht bringt Max eine neue Flasche mit«, sagte er.
    »Und Zigaretten. Unsere sind beinahe alle.«
    »Wie viele hast du noch?«
    Ich zog meine Packung heraus und zählte. »Sechs.«
    Padillo zählte seine. »Vier.«
    Wir tranken und steckten uns Zigaretten an.
    »Da sind noch ein paar Punkte zu klären, wenn wir heute abend hinüberkommen«, sagte ich. »Kleinigkeiten wie der tote Weatherby in meinem Zimmer, der Mercedes, den ich gemietet und ruiniert habe, was aus Cooky geworden ist – eben ein paar Details.«
    »Eins hast du vergessen«, sagte Padillo.
    »Und das wäre?«
    »Ich muß unsere beiden Freunde noch nach Bonn schaffen.«
    »Richtig, hab ich vergessen. Natürlich hast du einen Plan.«
    »Natürlich. Im Vergleich mit der Zone ist die Mauer ein geringfügiges Problem. Erst schaffen wir sie aus Berlin hinaus – ich benutze das redaktionelle ›Wir‹. Wir fahren nachts. Am Rand von Berlin müssen wir als erstes einen fünf Kilometer breiten Streifen überqueren, wo man nach einem Sonderausweis gefragt wird, falls sie einen dort antreffen. Dann folgt ein fünfhundert Meter breiter Streifen, der bepflanzt ist, höchstens einen Fuß hoch. Jedenfalls bietet sich dort keine Deckung. Als nächstes kommen die Wachtürme auf einem Streifen, der etwa hundertvierzig Meter breit ist. Den nennen sie den Sicherheitsstreifen. Jedes Haus, jeder Baum, jeder Strauch wurde entfernt. Da ist nichts außer den Wachtürmen. Selbstverständlich schaffen wir das.«
    »Wir sind sehr gut, würde ich sagen.«
    »Wir sind perfekt. Jetzt kommt ein Sechs-Meter-Streifen, der ständig patrouilliert wird. Sie haben Hunde dabei. Dann kommt der Zaun, über den wir müssen – vorausgesetzt, daß wir die Patrouillen täuschen können. Wenn wir über den Zaun hinüber sind, müssen wir dreißig Meter vermintes Gelände überqueren. Aber wir haben immer noch Glück, wir werden nicht in die Luft gesprengt. Dann noch ein Zaun. Wenn ich mich recht erinnere, steht er unter Strom. Dann wieder ungefähr vierzig Meter gepflügtes Land, damit man jeden Fußabdruck darauf sehen kann.
    Nach dem gepflügten Land kommt ein zehn Meter breiter Todesstreifen. Auf alles, was sich da bewegt, wird geschossen. Aber wenn wir das einmal geschafft haben, brauchen wir nur noch über einen weiteren fünf Meter hohen Zaun, dessen Drähte eine Million Alarmglocken auslösen, wenn man sie berührt. Aber wir sind gerissen. Wir kommen auch da hinüber. Und die ganze Zeit helfen wir unseren beiden Freunden hier.«
    »Und dann?«
    »Nichts weiter. Wir suchen uns einen Weg hundertachtzig Kilometer weit durch die Zone und wiederholen das Ganze noch einmal an der Westgrenze.«
    »Ich will dir mal was sagen: Ich habe ein Rückflugticket für eine Maschine nach Düsseldorf. Die nehme ich.«
    »Ich glaube nicht, daß wir versuchen sollten, durch die Zone zu kommen. Wir müssen fliegen. Vielleicht eine Maschine chartern«, sagte Padillo versonnen.
    »Irgend etwas sagt mir, daß man nach uns suchen könnte – auf unserer Seite, meine ich.«
    Padillo kratzte sich am Kinn. »Weißt du, ich glaube, du hast recht. Wir werden uns später damit befassen.«
    Nach einer Stunde kam Max zurück. Er brachte Zigaretten, Wodka und Wurst mit.
    »Irgendwas gehört?« fragte Padillo.
    Max zuckte mit den Schultern. »Für die Vopos und die Grepos wurde Sonderalarm gegeben. Sie erwarten für heute, morgen oder übermorgen einen Ausbruchversuch über die Mauer. Mein Informant war nicht besonders gesprächig.«
    »Kann ich ihm nicht verdenken«, sagte Padillo.
    »Sie müssen aber über dreiundvierzig Kilometer bewachen«, sagte Max. »Heute abend ist so gut wie morgen. Vielleicht sogar besser. Ich glaube, sie rechnen nicht damit, daß wir es so bald versuchen.«
    »Ist bei Kurt alles klar?«
    Max nickte. »Die sind bereit. Sie haben auf dem üblichen Weg Nachricht gegeben.«
    »Gut. Max, schneiden Sie die Wurst und das Brot auf.

Weitere Kostenlose Bücher