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Corkle 1

Corkle 1

Titel: Corkle 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas
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zu gehen. Völlig verstört gehorchte sie. Hauptmann Boehmler befahl der Familie Schmidt dann, ihm den Rücken zuzukehren. Als sie das taten, erschoß er sie.
    Dann schleppte er die Leichen eine nach der anderen ins Wohnzimmer hinauf. Als nächstes suchte er die Vopos, die die Mauer an dieser bestimmten Stelle bewachten, schickte sie als Vorgesetzter unter einem Vorwand fort und sagte, er würde während ihrer Abwesenheit die Wache übernehmen. Er wartete, bis die Vopos fort waren, zerrte dann die drei Leichen aus dem Haus und schleppte sie zur Mauer. Er holte ihre wenigen Besitztümer und warf sie neben die Toten. Dann feuerte er drei Schüsse in die Luft, lud seine Pistole nach und schoß noch zweimal. Die beiden Vopos kamen zurückgerannt, und der Hauptmann erklärte ihnen, er habe die Familie Schmidt bei einem Fluchtversuch erschossen. Er befahl, das Haus zu verschließen und zu versiegeln, bis er am nächsten Tag Gelegenheit hätte, es genau zu durchsuchen.
    Die Leichen wurden fortgeschafft. Hauptmann Boehmler übernahm selbst die Leitung der Untersuchung des Schmidtschen Hauses und widmete seine besondere Aufmerksamkeit dem Keller. In seinem Bericht wies er daraufhin, daß das Haus gefährlich nahe bei der Mauer stehe und daß es entweder versiegelt oder von einer Familie bezogen werden solle, deren Loyalität ganz außer Frage stehe. Seine Vorgesetzten zogen ein paar Drähte, und Hauptmann Boehmler wurde der neue Bewohner des Hauses, das er schon lange bewundert hatte, mit allem Drum und Dran, einschließlich des Fluchtwegs in den Westen.«
    Maas trank seinen Wein aus. »Das ist die Geschichte des Tunnels.«
    »Was ist aus dem Mädchen geworden?« fragte ich.
    »Es ist sehr traurig«, sagte Maas. »Sie starb fünf Monate später im Kindbett.« Er rief nach dem Kellner, der wenige Augenblicke später den Raum mit einer neuen Runde Getränke betrat.
    Als der Kellner gegangen war, fuhr Maas fort: »Auch Hauptmann Boehmler ist zu bedauern. Er wurde bei den Beförderungen übergangen. Nicht nur das, sondern die Regierung plant, den gesamten Block, in dem sich sein schönes Heim befindet, abzureißen. Ich glaube, man will hier ein Lagerhaus errichten, eins ohne Fenster. Hauptmann Boehmler hat sich entschlossen, den Tunnel – noch immer in gutem Zustand, wie er mir versichert – gewinnbringend zu nutzen. Nur ein einziges Mal. Glücklicherweise habe ich als erster von seinen vorsichtigen Erkundigungen erfahren.«
    »Und Sie wollen fünftausend Dollar?« fragte Padillo.
    Maas streifte einen Zoll Asche von seiner Zigarre. »Ich fürchte, Herr Padillo, daß der Preis jetzt etwas höher liegt als der, den ich zunächst meinem lieben Freund, Herrn McCorkle, genannt habe. Er ist gestiegen, aber ich versichere Ihnen, nur in Relation zu der Intensität, mit der Sie von Ihren Freunden hier im Osten gesucht werden – und ich darf hinzufügen, auch im Westen.«
    »Wieviel?«
    »Zehntausend Dollar.« Er hob die Hand wie ein Verkehrspolizist, der ein Haltzeichen gibt. »Ehe Sie Einwände erheben, lassen Sie mich sagen, daß ich mich nicht aufs Feilschen einlasse, Ihnen aber Kredit einräume. Die zehntausend Dollar können mir in bar bei Ihrer Rückkehr nach Bonn bezahlt werden.«
    »Sie werden ja richtig großzügig, Maas. Das letzte Mal, als ich mit Ihnen sprach, war nur von bar auf den Tisch die Rede.«
    »Die Dinge haben sich seither geändert, lieber Freund. Ich habe erfahren, daß meine Popularität hier im Ostsektor, der übrigens meine eigentliche Heimat ist, gelitten hat. Tatsächlich könnte man sagen, daß auch ich ein Objekt bin, nach dem gesucht wird, wenn auch nicht so intensiv wie nach Ihnen.«
    »Wieviel bieten sie für uns?« fragte Padillo. »Nicht das offizielle Angebot – das vertrauliche.«
    »Es ist eine beträchtliche Summe, Herr Padillo. Hunderttausend Ostmark. Das sind ungefähr fünfundzwanzigtausend DM-West oder siebentausendfünfhundert Ihrer Dollar. Wie Sie sehen, bin ich nicht übertrieben geldgierig.«
    Ich trank ein Schlückchen Wodka, dann fragte ich: »Woher sollen wir wissen, daß Sie uns nicht hintergehen, Maas? Woher sollen wir wissen, daß wir nicht Hauptmann Boehmler und sechzehn seiner besten Leute in die Arme laufen?«
    Maas nickte heftig; es sah nach Verständnis und Anerkennung aus. »Ich mache Ihnen aus Ihrer Vorsicht nicht nur keinen Vorwurf, Herr McCorkle, sondern ich bewundere Sie sogar. Es gibt zwei Möglichkeiten, Ihnen meine Vertrauenswürdigkeit zu beweisen. Als erstes, ich

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