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Corum 02 - Die Königin des Chaos

Corum 02 - Die Königin des Chaos

Titel: Corum 02 - Die Königin des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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gefleckt wie ein ganz normales Kätzchen, mit weißen Pfoten und weißem Schnäuzchen und einem weißen Brustfleck. Sie schien zutraulich und durchaus nicht scheu, und ihres Wertes voll bewußt. Jhary gab ihr von den Speisen auf der Tafel. Sie plusterte ihre Flügel auf und begann hungrig zu fressen.
    Rhalina schickte einen Diener um Milch. Als das kleine Fellbündel das Schüsselchen ausgeleckt hatte, setzte es sich auf den Stuhl neben Jhary und begann sich zu putzen, erst das Gesicht, die Pfoten, den Rücken, Bauch und Schwanz, zuletzt die Schwingen.
    »Noch nie habe ich ein solches Tier gesehen«, murmelte Beldan fasziniert.
    »Auch ich habe während meiner gesamten Reisen kein ähnliches mehr getroffen«, versicherte Jhary ihm. »Sie ist eine angenehme Gefährtin und hat mir schon oft geholfen. Manchmal trennen sich unsere Wege, und wir sehen uns ein oder zwei Leben lang nicht, aber wenn wir uns wiedertreffen, erkennt sich mich sofort. Dann bleiben wir zusammen, so lange es geht. Ich nenne sie Schnurri. Kein sehr origineller Name, das weiß ich, aber er scheint ihr zu gefallen. Ich glaube, sie wird uns jetzt helfen.«
    »Wie vermag sie das denn?« fragte Corum verwundert und betrachtete die geflügelte Katze.
    »Nun, sie kann zu König Lyrs Hof fliegen und sich dort umsehen. Dann wird sie zurückkehren und mir berichten.«
    »Kann sie denn sprechen?«
    »Nur zu mir und man kann es auch nicht Reden nennen. Möchtet Ihr, daß ich sie nach Kalenwyr schicke?«
    Corum war völlig verwirrt. Er versuchte zu lächeln. »Warum nicht?«
    »Dann werden Schnurri und ich, mit Eurer Erlaubnis, selbstredend, zu den Zinnen steigen, und ich werde ihr erklären, was sie tun soll.«
    Schweigend sahen die drei Jhary zu, wie er sich den Hut auf dem Kopf zurechtrückte, die Katze auf den Arm hob, sich vor ihnen verbeugte und die Treppe hochstieg, die zum Dach führte.
    »Mir ist, als träume ich«, murmelte Beldan, als Jhary verschwunden war.
    »So ist es auch«, sagte Corum leise. »Ein neuer Traum beginnt. Laßt uns hoffen, daß wir ihn überleben - «
DAS ZWEITE KAPITEL
Die Zusammenkunft in Kalenwyr
    Die kleine geflügelte Katze eilte ostwärts durch die Nacht und erreichte schließlich das finstere Kalenwyr.
    Der Rauch Tausender von Fackeln quoll über der Stadt in den Himmel und schien bemüht, das Licht des Mondes auszulöschen. Die Häuser und Burgen waren kantige Granitblöcke. Nirgends gab es sanfte geschwungene Formen. Über allem kauerte das düstere Schloß des Königs Lyr-a-Brode, um dessen schwarze Zinnen Lichter in undefinierbaren Farben flackerten. Ein Rollen wie Donnerschlag erfüllte die Nacht darüber, obgleich keine Wolke am dunklen Himmel zog.
    Auf dieses Schloß zu flog die kleine Katze. Sie landete auf einem riesigen Turm und faltete die Flügel. Wachsam blickte sie sich um, als überlege sie, wie sie am gefahrlosesten ins Schloßinnere käme.
    Das Fell des Tieres sträubte sich, die langen Schnurrbarthaare vibrierten, der Schwanz zuckte nervös hin und her. Die Katze spürte nicht nur, daß Magie im Schloß am Werke war, und die Gegenwart übernatürlicher Wesen, sondern vor allem die Anwesenheit einer ganz bestimmten Kreatur, die sie mehr haßte als alles andere. Vorsichtig flog sie an der Turmmauer entlang, bis sie zu einem geöffneten kleinen Fenster gelangte. Sie zwängte sich hindurch und befand sich in einem dunklen, runden Raum. Durch eine offenstehende Tür sah sie eine nach unten führende Wendeltreppe. Auf leisen Pfoten sprang sie hinunter. Es gab viele dunkle Winkel, wo sie sich verstekken konnte, denn Schloß Kalenwyr war ein finsterer Ort.
    Schließlich kam die Katze zu einem engen, von Fackellicht schwach beleuchtetem Gang, durch den Stimmengewirr drang und das Klingen von Waffen und Weinbechern. Das Tier breitete die Schwingen aus und flog hoch zu einem im Dunkeln liegenden Dachbalken, auf dem es entlangspazieren konnte. Der Balken führte durch die Wand und ließ gerade so viel Zwischenraum, daß die Katze hindurchschlüpfen konnte. Sie machte es sich auf dem breiten Balken bequem und blickte hinunter in die riesige Halle, wo eine gewaltige Anzahl von Mabden versammelt war.
    Genau in der Mitte der Halle erhob sich ein Block aus unpoliertem Obsidian, der als Podest für einen Thron aus mit Quarz durchzogenem Granit diente. Ein Versuch war unternommen worden, Chimärenköpfe in den Stein zu hauen, aber es war kein Kunstwerk daraus geworden. Die unfertigen Köpfe wirkten drohender und unheimlicher,

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