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Corum 02 - Die Königin des Chaos

Corum 02 - Die Königin des Chaos

Titel: Corum 02 - Die Königin des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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als wären sie vollendet worden.
    Drei Personen befanden sich auf dem Thron. Auf jeder der beiden asymmetrischen Armlehnen hockte eine nackte Dirne mit obszönen Tätowierungen am Körper. Jedes der zwei Mädchen hielt einen Krug, aus dem es den Becher des Mannes nachfüllte, der auf dem Thron saß. Er war ein Riese an Gestaltmehr als sieben Fuß groß -, mit einer mattglänzenden eisernen Krone auf der verfilzten Mähne. Das Haar war lang und über der Stirn zu dünnen Zöpfen geflochten, die bis zu den Brauen reichten. Es war von gelbem Blond mit weißen Strähnen, die man offensichtlich vergebens versucht hatte, in ihrem ursprünglichen Ton zu färben. Auch der Bart war blond mit grau. Das Gesicht war hager, von gesprungenen Äderchen durchzogen, genau wie die tiefliegenden fast farblosen, einstmals blauen Augen, die voll Haß und Mißtrauen in die Welt schauten. Gewänder umhüllten den Mann vom Kopf bis Fuß. Gewänder, die offensichtlich Vadhagh-Ursprungs waren, aus Samit und Brokat, auf denen Essenreste und Wein deutliche Spuren hinterlassen hatten. Darüber hing ein offener, schmutzstarrender Umhang aus Wolfspelz, zweifellos von den Mabden des Ostens angefertigt, über die er herrschte. Seine Finger waren mit Ringen überladen, die man von den Händen gemordeter Vadhagh und Nhadragh gezogen hatte. Seine Linke ruhte auf dem Knauf eines schweren, längst nicht mehr neuen Eisenschwertes. Die andere umklammerte einen brillantengeschmückten Bronzebecher, aus dem er den öligfließenden Wein schlürfte.
    Rings um das Obsidianpodest, mit dem Rücken zu ihrem Herrscher, waren hochgewachsene Krieger, noch größer als der Mann auf dem Thron, postiert. Sie standen stramm und reglos Schulter an Schulter, die Schwerter an den Messingrand ihrer ovalen Leder und Eisenschilde gepreßt. Ihre Messinghelme, unter denen die Haare hervorquollen, bedeckten auch einen Großteil ihres Gesichts, nicht jedoch Augen und Bart. Die Augen blickten starr und funkelten in verhaltener Wildheit. Es war die Asper-Garde die Grimmige Garde, dem Manne auf dem Thron blind ergeben.
    König Lyr-a-Brode wandte sein Haupt und ließ seinen Blick durch die gewaltige Halle schweifen. Sie war mit Kriegern überfüllt. Die einzigen Frauen waren nackte Dirnen, die den Wein ausschenkten. Ihr Haar war ungekämmt und schmutzig, ihre Körper von verkrusteten Wunden und Narben überzogen. Sie bewegten sich mit den schweren Weinkrügen gegen die Hüften gestemmt wie lebende Tote durch die drängelnden Reihen der stämmigen, brutalen Mabden in ihren barbarischen Rüstungen.
    Diese Männer stanken nach Schweiß und dem Blut, das sie vergossen hatten. Ihr Lederwams ächzte und ihre Rüstung klirrte, wenn sie die Weinbecher zu den Lippen hoben.
    Ein Fest hatte hier stattgefunden, aber nun waren die Tische und Bänke an die Wände aufgestapelt worden. Alle der Anwesenden standen, mit Ausnahme jener, die man betrunken in die Ecken geschleift hatte, wo sie ihren Rausch ausschliefen. Alle hatten ihre Gesichter dem König zugewandt und harrten seiner Worte.
    Das Licht aus den eisernen Feuerschalen, die an langen Ketten von den Dachbalken hingen, warf gespenstische Schatten an die Steinwände und ließ ihre Augen rot leuchten wie die von Raubtieren. Jeder einzelne Krieger in dieser Halle war Führer eines Haufens. Hier befanden sich die Grafen und Herzöge und Heerführer, die aus allen Teilen von Lyrs Königreich hergekommen waren, um an dieser Zusammenkunft teilzunehmen. Und manche, die sich in der Kleidung von den anderen unterschieden und Pelze dem geraubten Vadhaghund Nhadragh-Samit vorzogen, kamen von jenseits des Meeres, als Abgesandte von Bro-an-Mabden, dem Felsenland im Nordwesten, woher die Mabden-Rasse ursprünglich stammte.
    Nun stützte König Lyr-a-Brode die Hände auf die Thronlehnen und stand schwerfällig auf. Sofort hoben sich fünfhundert Arme zum Salut.
    »LYR IST DAS LAND!« brüllten die Krieger.
    Automatisch erwiderte der König den Gruß. »Und das Land ist Lyr.« Er blickte sich fast ungläubig um, starrte einen langen Augenblick die beiden Dirnen an, als sähe er etwas anderes in ihnen als das, was sie waren. Er runzelte die Stirn.
    Ein stämmiger Nobelmann mit ungesunden grauen Augen, einem glänzenden roten Gesicht, lockigem zu Zöpfen geflochtenem Haupt- und Barthaar, und gelben Zähnen hinter Brutalität verratenden Lippen, trat aus der Menge und stellte sich vor die Asper-Garde. Er trug einen Flügelhelm aus Eisen, Messing und Gold, und

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