Corum 03 - Das Ende der Götter
ergehen als Xiombarg. Doch wer ist es? Wer?«
»Glandyth?« flüsterte Jhary. »Könnte es der Graf von Krae sein? Alles, was das Chaos braucht, ist ein williger Diener. Wer den Willen hat, dem wird die Macht zuteil.«
Bwydyth-a-Horn begann zu husten. »Corum, vergebt mir!«
»Ich habe Euch nichts zu vergeben, denn wir alle sind gleichermaßen von etwas besessen, dem wir nicht Herr werden.«
»Findet die Ursache und den Urheber, Corum!« Bwydyths Augen brannten wie glühende Kohlen, als er sich auf einen Ellenbogen zu stützen versuchte. »Zerstört es, wenn Ihr es vermögt. Rächt mich rächt uns alle.«
Bwydyth starb.
Corum barg den Kopf in seinen Händen. Schließlich fragte er mit zittriger Stimme. »Jhary, gelang es Euch, das Mittel herzustellen, von dem Ihr spracht?«
»Es fehlt nicht mehr viel. Doch kann ich für seine Wirkung nicht garantieren. Vielleicht hilft es gar nicht gegen die Wutseuche.«
»Ein Versuch kann nichts schlimmer machen. Beeilt Euch!«
Corum erhob sich schwerfällig und kehrte in die Burg zurück.
Gerade als er durch das Tor trat, hörte er einen gellenden Schrei.
Er rannte durch die grauen Galerien bis zu einem Raum mit sprudelnden Springbrunnen. Rhalina wehrte sich gegen den Angriff zweier Dienstmägde. Die Frauen kreischten wie Bestien und schlugen Rhalina die Nägel ins Fleisch. Corum zog sein Schwert, drehte es um und versetzte der ersten Frau mit dem Knauf einen Hieb auf den Schädel. Sie fiel zu Boden. Die zweite wirbelte herum. Schaum drang aus ihrem Mund. Corum sprang auf sie zu und schlug ihr seine juwelenbesetzte Hand ins Gesicht. Auch sie sank zu Boden.
Wieder begann die Wut sich in Corum zu regen. Er funkelte die weinende Rhalina an. »Was hast du ihnen getan?«
Sie blickte ihn überrascht an. »Ich? Nichts, Corum. Wirklich nichts!«
»Aber warum haben sie dich dann?« Er bemerkte, daß seine Stimme barsch klang. Er versuchte sich zu beherrschen. »Es tut mir leid, Rhalina. Ich verstehe. Mach dich für eine Reise fertig. Wir werden sobald wie möglich mit unserem Himmelsschiff aufbrechen. Jhary versucht eine Medizin zu brauen, die uns beruhigen wird. Wir fliegen nach Lywm-an-Esh, um nachzusehen, ob dort noch etwas zu retten ist. Wir müssen Lord Arkyn finden und hoffen, daß er uns helfen kann.«
»Warum tut er das nicht bereits?« fragte sie bitter. »Wir halfen ihm seine Macht zurückzugewinnen. Nun sieht es jedoch so aus, als überließe er uns dem Chaos.«
»Wenn das Chaos hier so stark ist, ist es das anderswo nicht minder. Es könnte sein, daß es in seinem Reich noch schlimmere Gefahren gibt, oder auch in der Ebene eines Bruderlords der Ordnung. Du weißt ja, daß die Götter sich nicht direkt in die Belange der Sterblichen einmischen dürfen.«
»Aber die Chaos-Götter versuchen es sehr häufig«, murrte sie.
»Das liegt in der Natur des Chaos. Darum ist es für die Menschen auch besser, von der Ordnung regiert zu werden, denn ihr Prinzip ist die persönliche Freiheit des Sterblichen, während das Chaos in uns nur Spielzeug sieht, mit dem es nach Laune und Gutdünken verfahren kann. Beeile dich. Wir müssen weg von hier!«
»Aber es ist doch hoffnungslos, Corum. Offenbar ist das Chaos viel mächtiger als die Ordnung. Wir taten alles, was wir konnten.
Warum geben wir nicht zu, daß wir am Ende sind?«
»Chaos scheint nur mächtiger zu sein, weil es aggressiver ist und weil ihm jedes Mittel recht ist, sein Ziel zu erreichen. Die Ordnung dagegen ist ausdauernder. Versteh mich nicht falsch, die Rolle, in die das Schicksal mich gezwängt hat, gefällt mir gar nicht mir wäre lieber, ein anderer hätte diese Last zu tragen-, aber die Macht der Ordnung muß erhalten bleiben. Doch nun mußt du dich wirklich beeilen.«
Nur zögernd verließ sie ihn. Corum versicherte sich, daß die Mägde bald wieder zu sich kommen würden. Es gefiel ihm nicht, sie hier zurücklassen zu müssen, denn bestimmt würden sie bald übereinander herfallen. Er beschloß, ihnen etwas von Jharys Medizin zu geben und hoffte nur, daß sie wirken würde.
Er runzelte die Stirn. Ob wirklich Glandyth dahintersteckte? Aber Glandyth war doch kein Zauberer er war ein brutaler, blutdürstiger Krieger, ein guter Taktiker, aber er fürchtete sich vor Zauberei.
Die Frage war nur, wen, außer dem Grafen, gäbe es noch auf dieser Ebene, der bereit wäre, sich in den Dienst des Chaos zu stellen? Denn einer mußte es sein, sonst hätte es überhaupt nicht mehr in diese Domäne der Ordnung
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