Corum 03 - Das Ende der Götter
aus. Der Mann ritt auf dem Tier als sei es ein Pferd. Er saß in einem Sattel mit den Füßen in Steigriemen. Aber er war auf dem Sattel festgeschnallt, um nicht herunterzufallen. Er rief etwas.
Unter ihm flogen weitere Drachen, Artgenossen seines Reittiers. Sie waren in einen Luftkampf mit mißgestalteten Wesen mit walartigem Rachen verwickelt. Ein grüner Dunst trieb über die Szene und verwischte sie.
Nun sahen sie die asymmetrischen Umrisse einer gewaltigen Burg, die sich vor ihren Augen aufbaute. Türme, Zinnen, Erker erschienen. Der Drachenreiter flog mit seinen Tieren darauf zu. Flammenzungen schossen aus ihren Mäulern und leckten an der Burg. Ein paar weitere der Drachen trugen ebenfalls Reiter.
Sie ließen die brennende Burg hinter sich und kamen zu einer wogenden Ebene. Hier hatten sich alle die Dämonen und mißgestalteten Geschöpfe des Chaos wie zur Schlacht aufgestellt. Auch Götter befanden sich hier die des Chaos. Malohin, Xiombarg, Zhorta und viele mehr Chardros der Sensenmann mit seinem monströsen haarlosen Schädel und seiner scharfen Sense und auch die ältesten der Götter, selbst Slotar der Alte, schlank und wohlgeformt, mit dem Antlitz eines Jünglings.
Diese geballte Macht war es, welche die Drachenreiter angriffen.
Sie mußten ihrem sicheren Untergang entgegen fliegen!
Feuriges Gift überflutete die ganze Szene. Und wieder blieb nur das goldene Licht.
»Was war das?« flüsterte Corum. »Wißt Ihr es, Jhary?«
»Aye. Ich selbst war dort oder werde dort sein. Wir sahen eine andere Zeit, eine andere Ebene. Es war die größte Schlacht zwischen Ordnung und Chaos, zwischen Göttern und Sterblichen, die ich je erlebt habe. Dem Weißhäutigen diente ich in anderer Gestalt. Er nennt sich Elric von Melnibone.«
»Ihr erwähntet ihn kurz, am Tag als wir uns kennenlernten.«
»Er ist wie Ihr. Das Schicksal hat ihn zum Kampf für die Ordnung auserkoren, damit das kosmische Gleichgewicht erhalten bleibt. Ich erinnere mich an seinen Freund Moonglum«, Jharys Stimme klang traurig, »aber Moonglum erinnert sich nicht an mich.«
Für Corum war Jharys letzte Bemerkung nicht wichtig. »Welche Bedeutung, glaubt Ihr, hat es für uns?«
»Ich weiß es nicht. Seht eine neue Vision!«
Eine Stadt erhob sich auf einer Ebene. Corum hatte das Gefühl, sie zu kennen, aber er konnte sie nie gesehen haben, denn sie war anders als jegliche Stadt in Bro-an-Vadhagh oder Lywm-an-Esh. Sie war aus weißem Marmor und schwarzem Granit, die Architektur von berückender Einfachheit. Und sie befand sich unter Belagerung. Silberrohrige Waffen auf ihren Mauern richteten sich gegen die Angreifer eine gewaltige Horde von Reitern und Fußsoldaten, die ihre Zelte außerhalb der Tore aufgebaut hatten. Die Angreifer trugen schwere Rüstungen, die Verteidiger dagegen nur leichten Körperschutz. Auch sie, wie jener, den Jhary Elric genannt hatte, sahen mehr wie Vadhagh denn andere Sterbliche aus. Corum begann sich zu fragen, ob die Vadhagh auf vielen Ebenen zu Hause waren.
Ein Reiter in unförmigem Panzer ritt vom Lager auf die schwarzweißen Mauern der Stadt zu. Er trug ein Banner und schien als Unterhändler zu kommen. Er rief etwas zu den Verteidigern hinauf und schließlich öffnete sich ein Tor und er wurde eingelassen. Die Beobachter vermochten sein Gesicht nicht zu sehen.
Wieder wechselte die Szene.
Merkwürdigerweise verteidigte jener, der sie ursprünglich belagert hatte, jetzt die Stadt.
Ein plötzliches Bild von einem entsetzlichen Massaker. Die Menschen wurden durch Waffen getötet, die viel schrecklicher waren als jene der Vadhagh aus Gwlas-cor-Gwrys, und es war einer ihrer eigenen Leute, der dieses Gemetzel leitete.
Wieder verschwand das Bild, und das goldene Licht kehrte zurück.
»Erekose«, murmelte Jhary. »Ich glaube, ich beginne den Sinn dieser Visionen zu verstehen. Das Gleichgewicht zeigt sie uns und will uns damit auf etwas hinweisen. Aber ihr Zusammenhang ist so verwirrend.«
»Versucht es zu erklären«, drängte Corum bittend.
»Es gibt keine Worte dafür. Ich sagte Euch bereits, daß ich der Gefährte von Helden bin daß es nur einen Helden und nur einen Gefährten gibt, aber daß wir uns nicht immer kennen, oder auch nur von unserem Geschick wissen.
Die Umstände ändern sich von Zeit zu Zeit, aber das eigentliche Schicksal nicht. Es war Erekoses schwerste Bürde, daß er das erkannte daß er von all seinen früheren Inkarnationen wußte und von jenen, die ihm noch bevorstanden. Ihr, Corum,
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