Corum 03 - Das Ende der Götter
berühmte Burg aus Blut zu sehen«, sagte Jhary so vorsichtig wie nur möglich. »Leider müssen wir uns beeilen und anderswo Hilfe gegen die Ordnung suchen. Erlaubt Ihr uns, uns von Euch zu verabschieden, Herzog Teer?«
»Verabschieden?« Die kleinen Äuglein glitzerten. Eine rauhe Zunge benetzte die feisten Lippen. Teer strich über einen seiner Hauer.
»Wir stehen, wie Ihr wißt, in König Mabelrodes Diensten«, erinnerte ihn Jhary.
»So ist es! Wie wundervoll!«
»Wir müssen uns beeilen, wenn die Hilfe nicht zu spät kommen soll.«
»Es ist sehr ungewöhnlich, daß Sterbliche persönlich in König Mabelrodes Reich erscheinen«, brummte Herzog Teer.
»Es sind auch sehr ungewöhnliche Zeiten, nun da zwei Domänen sich in der Hand der Ordnung befinden«, betonte Jhary.
»Wie wahr! Was ist das, was zwischen den Lippen der Frau hervorquillt?«
Rhalina war dabei, sich zu übergeben. Sie hatte ihre Übelkeit lange zu unterdrücken vermocht, aber dann war der süßliche Geruch des Blutes zu viel für sie geworden.
Herzog Teers Augen verengten sich. »Ich kenne Sterbliche. Etwas ist ihr zuwider. Was ist es? Was ist es?«
»Allein der Gedanke, daß die Ordnung siegen könnte, verursacht ihr Übelkeit«, behauptete Jhary schwach.
»Nein. Ich bin ihr zuwider, eh? Sie dient dem Chaos wohl nicht ganz mit Leib und Seele wie sie sollte, eh? Kein sehr brauchbares Exemplar, das König Mabelrode sich da aussuchte, eh?«
»Er wählte uns aus«, warf Corum ein. »Sie begleitet uns nur.«
»Dann ist sie von keinem Nutzen für König Mabelrode noch für Euch. Ich sage Euch, was ich als Gegengabe dafür verlange, daß ich Euch meine herrliche Burg sehen ließ.« »Nein«, unterbrach ihn Corum, der ahnte, was Teer wollte. »Das können wir nicht tun. Laßt uns gehen, Herzog Teer. Ihr wißt, wir dürfen keine Zeit verlieren! König Mabelrode wird nicht erfreut sein, wenn Ihr uns so lange aufhaltet!«
»Er wird nicht erfreut sein, wenn Ihr Euch so lange aufhaltet! Ihr braucht mir nur die Frau zu geben. Ihr könnt Fleisch und Knochen behalten, wenn Ihr wollt. Ich benötige nur ihr Blut.«
»Nein!« schrie Rhalina vor Entsetzen.
»Wie töricht!«
»Laßt uns gehen, Herzog Teer!«
»Erst, wenn Ihr mir die Frau gebt!«
»Nein!« weigerten Corum und Jhary sich gleichzeitig und zogen ihre Schwerter, was Herzog Teer mit einem grunzenden Gelächter quittierte, das sowohl höhnisch als auch ungläubig klang.
DAS DRITTE KAPITEL
Der Reiter auf dem gelben Pferd
Der Herzog vom Chaos streckte sich, wie einer, der aus gesundem Schlaf erwacht. Seine Arme wurden länger, sein Körper noch breiter und innerhalb von ein paar Herzschlägen hatte er seine Größe verdoppelt. Er blickte auf sie herunter und schüttelte sich vor Lachen. »Welch schlechte Lügner Ihr doch seid!«
»Wir lügen nicht!« rief Corum. »Wir bitten Euch haltet uns nicht länger zurück!«
Herzog Teer runzelte die Stirn. »Ich habe nicht das Verlangen, König Mabelrodes Mißfallen auf mich zu ziehen. Doch wenn Ihr wahrhaft dem Chaos dientet, würdet Ihr Euch nicht von so dummen Gefühlen beherrschen lassen Ihr würdet mir die Frau ohne Widerrede geben. Sie ist von keinem Nutzen für Euch, wohl aber für mich. Mein ganzer Existenzzweck ist es, meine Burg zu bauen, sie noch beeindruckender, noch schöner zu machen.« Er begann, eine seiner gewaltigen Hände auszustrecken. »Ich werde sie mir nehmen, dann könnt Ihr gehen und ich.«
»Seht!« rief Jhary plötzlich. »Unsere Feinde! Sie sind uns auf diese Ebene gefolgt. Diese Narren sich in das Reich ihres Feindes König Mabelrode zu wagen!«
»Was sagt Ihr da?« Herzog Teer blickte hoch. Er sah die riesigen schwarzen Vögel mit ihren Schlangenhälsen und den roten Mündern. Und er sah die Männer in den Streitwagen auf ihren Rücken. »Wer ist das?«
»Ihr Anführer nennt sich Corum Jhaelen Irsei«, behauptete Corum. »Sie sind die geschworenen Feinde des Chaos und wollen unseren Tod. Vernichtet sie, Herzog Teer, dann tut Ihr König Mabelrode einen großen Dienst, den er Euch gewiß lohnen wird.«
Herzog Teer warf noch einmal einen Blick auf die fliegenden Kreaturen. »Ist das die Wahrheit?«
»Sie ist es«, versicherte ihm Jhary.
»Mir ist, als hätte ich von diesem Sterblichen, diesem Corum gehört. Ist er nicht jener, der Ariochs Herz zerdrückte? Und der Xiombarg in ihr Verderben lockte?«
»Das ist er!« rief Rhalina.
»Meine Netze!« murmelte Herzog Teer. Er nahm seine ursprüngliche Gestalt wieder an
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