Corum 03 - Das Ende der Götter
Verbeugung zurück.
Er hatte zuviel zu schnell gegessen, nun lagen ihm die Speisen wie ein Stein im Magen. Noch nie hatte Mabden-Nahrung ihm sehr zugesagt, und diese hier war noch derber, als alle, die er bisher gekostet hatte. Aber er tat, als habe es ihm gemundet, denn er wollte seine Dankbarkeit zeigen, da Güte etwas war, das ihm in letzter Zeit schon fast fremd geworden war.
Nun stellte der Dicke ihm eine Frage. Es hörte sich wie ein einzelnes Wort an. »Fenk?«
»Fenk?« wiederholte Corum fragend und schüttelte den Kopf.
»Fenk?«
Wieder schüttelte der Vadhagh den Kopf.
»Pannis?«
Ein erneutes Kopfschütteln. Weitere Fragen gleicher Art immer nur ein Wort folgten und immer wieder mußte Corum mit einem Kopfschütteln andeuten, daß er nicht verstand. Nun war er an der Reihe. Er versuchte verschiedene Worte aus dem Mabden-Dialekt, eine Sprache deren Wurzel aus der Vadhagh-Sprache stammte. Der Mann verstand nicht. Er deutete auf Corums Sechsfingerhand, hob fragend die Brauen und zog an seiner eigenen Hand, dann hackte er mit der anderen danach, bis Corum klar wurde, daß er wissen wollte, ob er seine Hand im Kampf verloren habe und dies eine künstliche sei. Corum nickte und lächelte. Dann deutete er auf Rhynns Auge. Der Mann schien zufrieden, aber ausgesprochen neugierig. Er inspizierte die Hand und staunte. Zweifellos hielt er sie für die Arbeit Sterblicher. Aber Corum konnte ihm nicht erklären, daß sie durch Zauberei mit seinem Arm verbunden worden war. Der Dicke deutete Corum an, ihm zu folgen. Er schritt die Treppe hinunter in einen Raum, der zweifellos eine Werkstatt war.
Und nun verstand Corum. Der Mann stellte künstliche Glieder her. Es war klar zu sehen, daß er mit vielen verschiedenen Arten experimentierte. Es gab künstliche Beine aus Holz, aus Bein und aus Metall. Manche von ihnen sahen sehr kompliziert in ihrer Herstellung aus. Es gab Hände, die aus Elfenbein geschnitzt oder aus Metall beweglich zusammengesetzt waren. Es gab Arme, Füße und sogar etwas, das offenbar ein eiserner Brustkorb war. Auch anatomische Zeichnungen in einem seltsamen fremdartigen Stil, lagen herum. Corum war fasziniert von ihnen. Er sah einen Stoß von Pergamenten, die geglättet und geschnitten und zwischen Lederdecken zu Büchern zusammengefaßt waren. Er öffnete eines. Es schien sich mit Heilkunst zu befassen. Obwohl es nicht so kunstvoll gearbeitet war und auch die fremdartigen, eckigen Buchstaben nicht so schön waren, schien es nicht weniger wertvoll zu sein, als so manches Buch, das die Vadhagh vor dem Kommen der Mabden in ihren Bibliotheken besessen hatten. Er deutete auf das Buch und machte eine lobende Geste.
»Ein gutes Werk!« erklärte er.
Der Mann lächelte und tupfte auf Corums Hand. Der Vadhagh fragte sich, was der Arzt, denn das war er vermutlich, wohl sagen würden, wenn er ihm erklärte, wie er in ihren Besitz gekommen war. Der Ärmste wäre sicher entsetzt, oder, was noch wahrscheinlicher schien, überzeugt, daß Corum verrückt war. Es wäre sicherlich die gleiche Reaktion wie Corums eigene, ehe er Bekanntschaft mit der Zauberei geschlossen hatte.
Corum ließ den Doktor den Juwelenschild und das fremdartige Auge darunter begutachten. Letzteres überraschte den Dicken noch mehr als die Hand. Stirnrunzelnd schüttelte er den Kopf. Corum zog den Schild wieder über das Auge. Fast wünschte er, er könne dem Doktor demonstrieren, wozu Auge und Hand eigentlich gut waren.
Der Vadhagh begann zu ahnen, wie er hierhergekommen war. Höchstwahrscheinlich hatte einer der Bürger dieser Stadt ihn bewußtlos gefunden und nach dem Arzt geschickt oder ihn auch zu diesem gebracht. Der Doktor, besessen von seinem Studium künstlicher Glieder, war sicher mehr als erfreut gewesen, Corum bei sich aufzunehmen. Was er allerdings von seiner Rüstung gehalten hatte, war eine andere Frage.
Die Ungewißheit über Rhalinas und Jharys Befinden und Aufenthalt begann Corum immer mehr zu beunruhigen. Wenn auch sie auf dieser Welt waren, mußte er sie finden. Es wäre sogar möglich, daß Jhary, der soviel zwischen den Ebenen gereist war, die Sprache dieser Leute beherrschte. Er griff nach einem Stückchen Pergament und einem Federkiel und tauchte ihn in Tinte (die Mabden verwendeten ähnliches Schreibzeug). Er zeichnete einen Mann und eine Frau .Dann hielt er zwei Finger hoch, deutete nach draußen. Mit einem Stirnrunzeln bekundete er, daß er nicht wußte, wo die beiden sich befanden. Der dicke Doktor nickte
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