Corum 03 - Das Ende der Götter
und rannte in den Turm. »Ich helfe Euch!« versprach er.
»Ihr Blut dürfte reichen einen ganzen Saal zu bauen!« brüllte Jhary ihm nach. Er sprang zu der Armaturentafel und legte seine Hände auf die Kristalle. Sie leuchteten auf und das Schiff schoß in die Höhe.
Glandyth und seine fliegende Meute hatten sie bereits entdeckt. Die schwarzen Bestien machten kehrt. Ihr Flügelschlag dröhnte wie Donner. Sie brausten auf das Himmelsschiff zu.
Aber sie waren nun frei von der Blutburg, und Herzog Teer war mit seinen Netzen beschäftigt. Er hielt in jeder Hand eines. Wieder wuchs er um ein Vielfaches seiner normalen Größe. Er warf die Netze über die Streitwagen der Denledhyssi.
Jhary blickte grimmig. »Ich versuche jetzt alles, um das Schiff aus dieser furchtbaren Ebene zu bekommen. Es ist besser zu sterben, als hierzubleiben. Herzog Teer wird schon bald herausfinden, daß Glandyth dem Chaos dient und nicht der Ordnung. Und der Denledhyssi-Graf wird ihm verraten, wer wir sind. All die ChaosHerzoge werden von da ab hinter uns her sein.« Er löste die transparente Abdeckhaube von der Armaturentafel und begann, die Kristalle umzustecken. »Ich habe keine Ahnung, was ich damit erreichen werde, aber ich bin entschlossen, es auszuprobieren.«
Das Himmelsschiff begann in seiner ganzen Länge zu schwingen. Corum umklammerte die Reling und spürte seinen Körper vibrieren. Er war überzeugt, daß es ihn auseinanderreißen würde. Er löste eine Hand von der Reling und drückte Rhalina fest an sich. Das Schiff tauchte in ein Meer von Violett und Orange. Sie wurden nach vorn geschleudert, direkt auf Jhary. Das Schiff schlug auf irgend etwas auf. Dann sank es in eine Flüssigkeit, die sie fast erstickte. Ein heftiger Ruck ließ Corum seinen Halt um Rhalina verlieren. Er versuchte sie in der Dunkelheit zu finden, aber sie war verschwunden. Er spürte, wie seine Füße sich vom Deck lösten.
Er begann zu treiben.
Er versuchte nach ihr zu rufen, aber die Substanz preßte gegen seine Lippen. Er bemühte sich hindurchzublicken, aber nun verwehrte sie ihm auch die Sicht.
Er trieb langsam nach unten, immer tiefer. Sein Herz hämmerte heftig. Seine Lungen bekamen keine Luft mehr. Er wußte, daß er nun sterben mußte.
Und er war überzeugt, daß auch Rhalina und Jhary irgendwo in seiner Nähe in diesem zähflüssigen Zeug starben wie er.
Er war fast erleichtert, daß sein Leben nun endete, daß er nicht mehr für die Ordnung kämpfen mußte. Er trauerte um Rhalina und er trauerte um Jhary, aber für sich selbst empfand er kein Bedauern.
Mit einem Mal fiel er. Er sah ein Stück des Himmelsschiffes ein verbogenes Teil der Reling mit ihm fallen. Er stürzte nun durch reine Luft, aber die Geschwindigkeit seines Falls war so groß, daß Atmen unmöglich war.
Da begann er zu schweben. Er blickte um sich. Überall, wo er hinsah, war blauer Himmel über ihm, unter ihm, neben ihm. Er breitete seine Arme aus. Das Stück der verbogenen Reling schwebte in seiner Nähe. Er hielt nach Rhalina Ausschau. Er suchte Jhary. Doch sie waren nirgendwo in dieser blauen Endlosigkeit zu sehen. Außer ihm gab es nichts, als das Stückchen von der Reling.
»Rhalina?« rief er.
Er erhielt keine Antwort.
Schlaf übermannte ihn. Seine Augen schlossen sich. Er bemühte sich, sie zu öffnen. Aber er vermochte es nicht. Es war, als ob sein Gehirn sich weigere, weiteres Entsetzen wahrnehmen zu müssen.
Als er erwachte lag er auf etwas Weichem und sehr Bequemen. Er fühlte sich angenehm warm und stellte fest, daß er nackt war. Er öffnete seine Augen und sah Dachsparren über sich. Er drehte den Kopf. Er befand sich in einer Kammer. Sonnenschein drang durch ein Fenster.
War dies hier eine weitere Illusion? Zweifellos befand er sich in einer Dachkammer. Sie war einfach eingerichtet. Vermutlich das Heim eines wohlhabenden Bauern, dachte Corum. Er blickte auf die Holztür mit den primitiven metallenen Angeln Er hörte eine Stimme dahinter ein Lied singen.
Wie war er hierhergekommen? Vielleicht war es doch nur eine Vorspiegelung? Jhary hatte ihn vor solchen Trugbildern gewarnt. Er zog seine Hände unter der Bettdecke hervor. An seinem linken Arm befand sich immer noch Kwlls juwelenbedeckte Hand mit den sechs Fingern. Er berührte sein Gesicht. Das Auge Rhynns, so nutzlos es jetzt auch war, steckte nach wie vor in der rechten Augenhöhle. Seine Kleidung lag in einer Ecke auf einer Truhe, und seine Waffen waren gegen die Wand gelehnt.
War er irgendwie
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