Corum 03 - Das Ende der Götter
Eifersucht übermannte Aireda, und sie begann erst mich, dann auch Gerane zu hassen. Sie plante bittere Rache an uns zu nehmen, aber keine Methode, die sie ersann, fand sie zufriedenstellend genug. Da erinnerte sie sich. Sie hatte erfahren, daß Geranes Volk Erzfeinde hatte eine andere Rasse, von finsterer Disposition. Sie nahm an, daß eine der Beschwörungsformeln ihrer Mutter einen dieser Art herbeirufen konnte. Ihre ersten Versuche blieben erfolglos. Doch dann gelang es ihr, sich an jede Einzelheit der alten Beschwörungsformeln zu erinnern.«
»Und sie rief Geranes Feinde herbei?«
»Aye. Eines Nachts hatte sie Erfolg. Drei von ihnen erschienen. Sie war ihr erstes Opfer, denn sie haßten Menschen nicht weniger als Elfen Euer Volk. Es waren mißgestaltene schwerfällige Kreaturen, Trolle, wie wir sie hier nennen.«
»Und was taten sie, nachdem sie Aireda getötet hatten?«
»Aireda lebte noch, aber sie war schwerverletzt. Erst von ihr selbst erfuhr ich ja, was sie getan hatte.«
»Und Gerane?«
»Er besaß kein Schwert. Er hatte keines bei sich gehabt, als er hier ankam. Und hier, im Haus im Wald, benötigte er auch keines.«
»Er wurde gemordet?«
»Er hatte den Lärm in der Halle gehört und war heruntergelaufen, um nachzusehen. Sie zerstückelten ihn dort, bei der Tür.« Sie deutete darauf. Tränen flossen über ihre Wangen und sie senkte den Kopf.
Corum erhob sich und legte tröstend seinen Arm um die Schultern der alten wunderschönen Lady Jane Pentallyon. Sie umklammerte ganz kurz seine sterbliche Hand und unterdrückte ihren Kummer. Sie richtete sich wieder gerade auf. »Die Trolle blieben nicht im Haus. Zweifellos waren sie verwirrt durch die Herbeibeschwörung, die sie wie Gerane aus ihrer normalen Umgebung gerissen hatte. Sie rannten hinaus in die Nacht.«
»Wißt Ihr, was aus ihnen geworden ist?« erkundigte sich Jhary.
»Einige Jahre später hörte ich, daß menschenähnliche Bestien ihr Unwesen getrieben und die Leute von Exmoor in Angst und Schrecken versetzt hatten, daß man sie aber schließlich gefangennehmen und ihnen einen Pfahl durchs Herz stoßen konnte. Das tat man, weil man glaubte, daß sie Höllengezücht seien. Aber die Geschichte berichtete nur von zwei. Vielleicht lebt der dritte noch irgendwo an einem einsamen Ort und weiß immer noch nicht, was mit ihm geschehen ist, oder wo er sich befindet. Ich habe fast Verständnis für ihn.«
»Ihr braucht nicht weiterzuerzählen, Lady«, sagte Corum sanft. »Ich sehe, daß diese Geschichte zu viele traurige Erinnerungen in Euch weckt.«
Sie schüttelte wehmütig den Kopf und fuhr fort. »Seit jener Zeit habe ich mich mit dem Studium des alten Wissens beschäftigt. Ein wenig hatte ich von Gerane gelernt, und seither habe ich mit verschiedenen Männern und Frauen gesprochen, die glauben, etwas von den mystischen Künsten zu verstehen. Ich hatte gehofft, die Welt von Geranes Volk aufzusuchen, aber es ist wohl so, daß unsere beiden Ebenen nicht mehr miteinander in Konjunktion stehen. Denn inzwischen habe ich gelernt, daß auch die Ebenen Kreisbahnen umeinander beschreiben, ähnlich jenen der Planeten, selbst wenn manche nicht einmal letzteres glauben wollen. Ich habe auch ein wenig der Kunst gelernt, in die Zukunft und die Vergangenheit zu sehen und auf andere Ebenen, so wie Geranes Volk es vermochte.«
»Und meines«, erwiderte Corum als Antwort auf ihren fragenden Blick, »aber wir haben es in letzter Zeit verlernt und vermögen lediglich, wenn überhaupt, die fünf Ebenen zu schauen, die zu unserer Domäne gehören.«
»Aye«, sie nickte. »Ich weiß nicht zu erklären, warum diese Kräfte wachsen und wieder nachlassen, wie es der Fall ist.«
»Es hat etwas mit den Göttern zu tun«, warf Jhary ein. »Oder vielleicht nur mit unserem Glauben an sie.«
»Euer zweites Gesicht gewährte Euch einen Blick in die Zukunft und darum wußtet Ihr, daß wir als Hilfesuchende zu Euch kommen würden«, murmelte Corum.
Wieder nickte sie.
»Dann wißt Ihr auch, daß wir in unsere eigene Zeit zurückmüssen, wo wir Dringliches zu erledigen haben?«
»Aye.«
»Könnt Ihr uns helfen?«
»Ich kenne einen, der Euch den Weg weisen kann, aber nicht mehr.«
»Ein Zauberer?«
»Etwas Ähnliches. Er ist wie Ihr nicht aus dieser Zeit. Wie Ihr versucht er ständig in seine eigene zurückzukehren. Er vermag ohne Schwierigkeiten durch die paar Jahrhunderte reisen, die an dieses Zeitalter angrenzen, aber um zu seinem eigenen zurückzukehren, müßte
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