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Corum 03 - Das Ende der Götter

Corum 03 - Das Ende der Götter

Titel: Corum 03 - Das Ende der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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seinem gebrechlichen Körper. Nicht einmal seine Kutte vermochte das zu verbergen. Er sprach mit schriller quengelnder Stimme.
    »Ich kenne Euch, Timeras. Ihr seid ein Spitzbube.«
    »Ich bin in diesem Leben nicht Timeras, Bolorhiag. Ich bin Jhary-a-Conel.«
    »Doch nichts desto weniger ein Spitzbube. Es mißfällt mir, die gleiche Sprache wie Ihr verwenden zu müssen, und ich tue es auch nur Lady Jane zuliebe.«
    »Ihr seid beides Spitzbuben«, lachte die alte wunderschöne Frau.
    »Und es ist Euch auch beiden klar, daß Ihr gar nicht anders könnt, als einander zu mögen.«
    »Ich helfe ihm nur, weil Ihr mich gebeten habt«, bestand der Alte querulierend. »Und auch, weil er vielleicht eines Tages doch zugibt, daß er mir helfen kann.«
    »Wie oft sagte ich Euch schon, Bolorhiag, daß ich zwar viel weiß, aber keine eigentlichen Fähigkeiten habe. Ich würde Euch ja gern helfen, wenn ich es könnte. Aber meine Erinnerung ist wie ein Sieb. Sie besteht aus Bruchstücken von Tausenden von Leben. Ihr solltet Mitleid mit einem wie ich haben.«
    »Pah!« Bolorhiag dreht seinen krummen Rücken und blickte Corum mit seinen blauen Augen an. »Und das ist der andere Spitzbube, eh?«
    Corum verbeugte sich.
    »Lady Jane wünscht, daß ich Euch aus dieser Zeit in eine andere bringe, wo Ihr sie nicht belästigen könnt. Für sie tue ich es gern, denn ihr Herz ist zu weich für diese rauhe Welt. Doch laßt Euch gesagt sein, ich tue es nicht für Euch!«
    »Ich verstehe, Sir.«
    »Dann wollen wir aufbrechen. Jetzt wehen die rechten Winde. Wir müssen den Kurs setzen, ehe sie sich drehen. Mein Gefährt steht draußen.«
    Corum nahm Lady Janes Hand und küßte sie sanft. »Ich danke Euch, meine Lady. Ich danke Euch für Eure Gastfreundschaft, Euer Vertrauen, Eure Geschenke, Eure Vermittlung, und ich hoffe, daß das Glück zu Euch kommt.«
    »Vielleicht in einem anderen Leben«, murmelte sie. »Seid gedankt für Eure guten Wünsche. Laßt mich Euch jetzt küssen.« Sie zog seine Stirn zu sich herab und drückte zärtlich ihre Lippen darauf. »Lebt wohl, mein Elfenprinz!«
    Er wandte sich um, damit sie nicht sah, daß er die Tränen in ihren Augen bemerkt hatte. Er folgte dem Alten, der ihnen voraus zur Tür humpelte.
     
    Es war ein kleines, eigenartiges Fahrzeug, das vor dem Haus auf sie wartete. Kaum groß genug für drei schien es zu sein, und war zweifellos gebaut, um lediglich einem Passagier Bequemlichkeit zu bieten. Es hatte einen hohen geschwungenen Bug aus einem Material, das weder Holz noch Metall war. Es sah aus, als hätte es schon viele Stürme überstanden. In seiner Mitte erhob sich ein Mast, aber kein Segel hing daran.
    »Setzt Euch«, befahl Bolorhiag ungeduldig und deutete auf eine Bank zu seiner Rechten. »Ich werde mich zwischen Euch zwängen und das Gefährt lenken.«
    Eine Kugel auf einem Schwenkzapfen schien das einzige Steuerinstrument in diesem eigenartig gebauten Fahrzeug. Als alle drei eng aneinander gedrängt saßen, hob Bolorhiag die Hand, um Lady Jane zum Abschied zuzuwinken. Dann legte er beide Hände um die Kugel.
    Corum und Jhary verbeugten sich ein letztes Mal, aber Lady Jane war inzwischen offenbar schon durch die Tür verschwunden. Corum fühlte eine Träne in seinem guten Auge, und er verstand, warum sie ihnen nicht länger nachsah.
    Plötzlich schimmerte etwas um den Mast und Corum bemerkte, daß es einem dreieckigen Segel glich. Es bestand jedoch nicht aus fester Substanz, sondern aus Licht. Es wuchs, bis es völlig einem normalen Segel aus Tuch glich. Und es blähte sich offenbar im Wind, obwohl überhaupt keiner wehte.
    Bolorhiag murmelte etwas vor sich hin. Das kleine Fahrzeug schien sich zu bewegen und doch am gleichen Fleck zu bleiben.
    Corum warf einen Blick auf das Haus im Wald. Es flimmerte in greller Mittagshitze.
    Doch auch sie umgab plötzlich lichter Tag. Sie sahen Gestalten um das ganze Haus herum, aber die Reiter es waren vermutlich die gleichen, die am Tag zuvor nach ihnen gesucht hatten, sahen sie offenbar nicht. Sie verschwanden. Wieder war es dunkel und erneut wurde es hell. Und dann war das Haus verschwunden und das Boot schaukelte, drehte sich und machte einen Sprung.
    »Was ist los?« rief Corum.
    »Es geschieht genau das, was Ihr wollt, nehme ich an«, brummte Bolorhiag. »Ihr erlebt nun eine kleine Seereise auf dem Meer der Zeit.«
    Überall um sie herum tauchten plötzlich graue Wolken auf. Heftig blähte das Segel sich auf. Der unspürbare Wind blies offenbar jetzt

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