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Corum 03 - Das Ende der Götter

Corum 03 - Das Ende der Götter

Titel: Corum 03 - Das Ende der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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»Manche haben ein offenes Herz für andere«, sagte sie. »Aber nicht viele. Das Elfenvolk ist eine gütigere Rasse.«
    Höflich fragte er: »Das Elfenvolk, Lady?«
    »Euresgleichen.«
    Jhary holte einen zerknüllten Hut aus seinem Wams. Es war der, den er immer trug. Traurig betrachtete er ihn. »Es wird nicht leicht sein, ihn wieder in Fasson zu bringen. Diese Abenteuer sind sehr strapaziös für Hüte, fürchte ich. Lady Jane Pentallyon spricht von der Rasse der Vadhagh, Prinz Corum, oder ihren Verwandten, den Älteren, die sich nicht sehr von ihnen unterscheiden, wenn man von den Augen absieht. Auch die Melniboneaner und Nilanrianer entstammen der gleichen Rasse. In diesem Land sind sie als Elfen bekannt manchmal nennt man sie jedoch auch Teufel, Dschinns, ja sogar Götter, je nach Landesteil.«
    »Es tut mir leid«, sagte Lady Jane Pentallyon sanft. »Ich hatte vergessen, daß Euergleichen den eigenen Namen für ihre Rasse vorziehen. Und doch, der Name ›Elf‹ klingt süß in meinen Ohren, und es ist mir auch eine große Freude, mich nach so vielen, vielen Jahren wieder in Eurer Sprache unterhalten zu dürfen.«
    »Nennt mich, wie es Euch am besten gefällt, Lady«, bat Corum galant. »Denn ganz sicherlich verdanke ich Euch mein Leben und vielleicht sogar meinen inneren Frieden. Wie kommt es, daß Euch unsere Sprache so vertraut ist?«
    »Eßt«, forderte sie die beiden auf. »Ich habe die Speisen so zart gekocht, wie ich nur konnte, denn ich weiß, daß Ihr vom Elfenvolk feinere Gaumen habt als wir. Ich erzähle Euch meine Geschichte, während Ihr Euch stärkt.«
    Und Corum begann zu essen, und er stellte fest, daß dies die köstlichsten Mabden Speisen waren, die man ihm je vorgesetzt hatte. Verglichen mit dem Essen in der Stadt, war dies hier leicht und delikat gewürzt.
    Lady Jane Pentallyon begann zu erzählen. Ihm war, als käme ihre Stimme von weit her, und sie klang schwermütig und voll Sehnsucht.
    »Ich war erst siebzehn«, begann sie, »und doch schon Herrin dieses Besitztums, denn mein Vater war auf dem Kreuzzug umgekommen, und meine Mutter bekam die Pest, während sie auf Besuch bei ihrer Schwester weilte. Auch mein kleiner Bruder, den sie bei sich hatte, starb an dieser Seuche. Natürlich war ich sehr unglücklich darüber, aber damals wußte ich noch nicht, daß man Kummer am besten Herr wird, wenn man sich ihm stellt und nicht vor ihm zu fliehen versucht. Ich tat, als kümmere es mich nicht sehr, daß ich keine Familie mehr hatte. Ich begann romantische Liebesgeschichten zu lesen und sah mich selbst als Genoveva oder Isolde. Die beiden Bediensteten, die Ihr saht, waren schon damals im Haus, und sie schienen nicht viel jünger in jenen Tagen. Sie nahmen meine Stimmungen und Launen hin. Es gab niemanden, der mich aus meiner Phantasiewelt gerissen und mir die Wirklichkeit gezeigt hätte. Dann, eines Tages, zog ein ägyptischer Stamm durch das Land, und als er hier vorbeikam, bat ihr Ältester mich um Erlaubnis, ihr Lager auf einer Lichtung, nicht allzuweit von hier, aufschlagen zu dürfen. Nie zuvor hatte ich so fremdartige dunkle Gesichter und glitzernde schwarze Augen gesehen. Ich war fasziniert von ihnen und bildete mir ein, sie seien die Hüter magischer Weisheit, wie sie Merlin eigen gewesen war. Ich weiß nun, daß die meisten von ihnen überhaupt nichts davon verstanden. Aber es war ein Mädchen meines Alters unter ihnen, das eine Waise war wie ich, und mit ihr identifizierte ich mich. Sie war schwarzhaarig, und ich blond, doch wir hatten die gleiche Größe und ähnliche Figur. Und zweifellos, weil Narzißmus zu einer meiner Untugenden zählte, lud ich sie ein, bei mir zu bleiben, als der Rest des Stammes weiterzog und muß ich das erwähnen? einen beträchtlichen Teil unseres Viehbestandes mit sich nahm. Aber es berührte mich nicht, denn Airedas Geschichten die sie von ihren Eltern gehört hatte waren noch viel phantastischer als alles, was ich in meinen Büchern gelesen oder in meiner Einbildungskraft erstehen lassen hatte. Sie erzählte von magischen Wesen, die man herbeibeschwören könnte, und die junge Mädchen in ein wundersames Zauberland brächten, wo Halbgötter sie verwöhnen und alles für sie tun würden. Ich glaube jetzt, daß Aireda vieles, das sie erzählte selbst erfand, und Geschichten, die sie wirklich von ihren Eltern kannte, noch gewaltig ausschmückte. Aber ein Körnchen Wahrheit lag in ihren Märchen. Aireda hatte Zaubersprüche gelernt, die jene magischen Wesen

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