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Corum 04 - Das kalte Reich

Corum 04 - Das kalte Reich

Titel: Corum 04 - Das kalte Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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haben wenige Waffen, mit denen wir etwas gegen die Magie des Kalten Volkes ausrichten können.«
    »Bevor ich aufbreche, Eueren Speer zu suchen«, sagte Corum ruhig und trank noch etwas Meet, »würde ich gerne selbst die Natur Euerer Feinde kennenlernen.«
    König Mannach lächelte. »Das ist ein Wunsch, der sich leicht erfüllen läßt. Zwei Fhoi Myore mit ihren Jagdmeuten sind nicht weit von hier gesehen worden. Unsere Kundschafter nehmen an, daß sie unterwegs sind, um Caer Mahlod anzugreifen. Wir erwarten den Angriff mit dem morgigen Sonnenuntergang.«
    »Ihr erwartet, daß Ihr sie schlagen könnt? Die Sache scheint Euch wenig Sorgen zu bereiten, wenn man nach dem äußerlichen Eindruck geht.«
    »Wir werden sie nicht schlagen. Angriffe wie diese sind nach unserer Erfahrung mehr eine Art Zerstreuung für die Fhoi Myore. In einigen Fällen ist es ihnen tatsächlich gelungen, eine unserer Festen zu zerstören, aber in der Regel dienen diese Attacken nur dazu, uns zu verunsichern.«
    »Dann darf ich bis zum nächsten Sonnenuntergang Euer Gast sein?«
    »Aye. Wenn Ihr versprecht, daß Ihr flieht und Hy-Breasail aufsucht, sobald sich abzeichnet, daß diese Feste fallen wird.«
    »Ich verspreche es«, antwortete Corum.
    Wieder ertappte er sich dabei, wie er König Mannachs Tochter anstarrte. Sie lachte und warf ihr volles rotes Haar zurück, während sie einen Schluck Meet nahm. Er sah ihre feinen Glieder mit den schimmernden Reifen, ihre feste, wohlproportionierte Figur. Sie war der Inbegriff dessen, was man sich unter einer Kriegerprinzessin vorstellte, aber daneben ließ sich noch etwas anderes in ihrer Haltung erkennen, daß mehr als eine Kämpferin aus ihr machte. In ihren Augen lag eine scharfe Intelligenz und ein Sinn für Humor. Oder bildete er sich das alles nur ein, weil er verzweifelt Rhalina in einer anderen Mabdenfrau zu finden suchte?
    Schließlich zwang er sich die Halle zu verlassen, und wurde von König Mannach zu einem Raum geführt, der für ihn vorbereitet war. Ein einfacher Raum, spärlich möbliert, mit einem hölzernen Bett, lederbespannt und einer Strohmatratze darauf, dazu einige Felle, die ihn gegen die Kälte schützen sollten. Und er schlief gut in diesem Bett und träumte nichts.

ZWEITES BUCH
    Neue Feinde, neue Freunde, neue Rätsel

I
    Gestalten im Nebel
    Und als der erste Morgen dämmerte, sah Corum das Land.
    Durch sein Fenster, das mit geöltem Pergament verhangen war, sah er die Umrisse der Mauern und Dächer des steinernen Caer Mahlod. Das Pergament ließ Licht durch, erlaubte aber nur einen Schattenriß der Welt draußen wahrzunehmen. Alles schien von Eis überzogen zu sein. Der Frost ließ die Gebäude aus Granit schimmern und bildete Eiszapfen an den Dächern. Der Frost hatte den Boden zu steinhartem Fels erstarren lassen und aus den Bäumen im nahegelegenen Wald scharfe, tote Schatten gemacht.
    Ein Nachtfeuer hatte in dem niedrigen Raum, den man Corum zum Quartier gegeben hatte, gebrannt, aber jetzt war nur noch etwas warme Asche davon übrig. Corum fröstelte, während er sich wusch und seine Kleider anlegte.
    So sieht also jetzt der Frühling in einem Land aus, in dem der Frühling einst früh und golden gekommen war, und der Winter eine kaum wahrgenommene Zeit zwischen den milden Herbsttagen und den frischen Morgen der Frühlingszeit schien, dachte Corum.
    Er glaubte, die Landschaft wiederzuerkennen. Tatsächlich befand er sich nicht weit von der Landzunge entfernt, auf der sich einst Burg Erorn erhoben hatte. Der Blick durch das Pergament-Fenster wurde noch weiter von etwas beeinträchtigt, das nach Seenebel aussah, der sich auf der anderen Seite der Festungsstadt erhob. Aber in der Ferne konnte man den Umriß einer Klippe erkennen, die mit einiger Sicherheit zu den Klippen von Erorn gehörte. Er empfand den Wunsch, diesen Ort aufzusuchen, um zu sehen, ob Burg Erorn noch stand, und falls dem so war, ob sie von jemandem bewohnt wurde, der etwas über die Geschichte der Burg wußte. Bevor er diese Gegend verließ, nahm er sich vor, würde er Burg Erorn einen Besuch abstatten, und sei es nur, um ein Symbol seiner eigenen Vergänglichkeit zu erleben.
    Corum erinnerte sich des stolzen, lachenden Mädchens aus der Halle in der vergangenen Nacht. Es war sicher kein Betrug an Rhalina, wenn er sich eingestand, daß ihn dieses Mädchen anzog. Aber warum widerstrebte es ihm dann so, diese Tatsache zuzugeben? Weil er sich davor fürchtete? Wieviele Frauen konnte er lieben und altern

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