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Corum 04 - Das kalte Reich

Corum 04 - Das kalte Reich

Titel: Corum 04 - Das kalte Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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einfacher Gott. Und auch unsere Verantwortung scheint jetzt eine andere zu sein eine schwerer und härter zu verstehende. Ihr zürnt, weil ich sah, daß Ihr Euch fürchtet.«
    »Vielleicht war es nicht Furcht, was Ihr saht, Lady.«
    »Aber vielleicht doch. Ihr helft uns, weil Ihr Euch dazu entschlossen habt. Wir haben keine Gewalt über Euch, obwohl wir das eigentlich erwartet haben. Ihr helft uns trotz Euerer Furcht und Euerer Selbstzweifel. Das ist viel mehr wert als die Hilfe einer geistlosen übernatürlichen Kreatur, wie sie den Fhoi Myore zu Gebote stehen. Und die Fhoi Myore fürchten Euere Legende, vergeßt das nicht, Prinz Corum!«
    Doch Corum wandte sich ihr nicht zu. Ihre Aufrichtigkeit war ehrlich. Ihre Sympatie war echt. Ihre Intelligenz stand ihrer Schönheit nichts nach. Wie konnte er sich nach ihr umwenden, denn sie anzusehen würde bedeuten, sie zu lieben, zu lieben, wie er Rhalina geliebt hatte. So hielt er seinen Blick abgewandt.
    Seine Stimme beherrschend, sagte er: »Ich danke Euch für Euere Aufrichtigkeit, Lady. Ich werde tun, was ich kann, um Euerem Volk zu dienen, aber ich rate Euch, keine großartigen Taten und Ratschläge von mir zu erwarten.«
    Er drehte sich nicht zu ihr um, da er sich selbst nicht traute. Sah er etwas von Rhalina in diesem Mädchen, weil er sich so sehr nach Rhalina sehnte? Und wenn das der Grund war, welches Recht hatte er dann, das Mädchen Medheb zu lieben, liebte er in ihr doch nur etwas, was er selbst sich wünschte, in ihr zu sehen?
    Eine silberne Hand tastete nach der Augenklappe. Kalte, empfindungslose Finger fuhren über Rhalinas Stickerei. Endlich schrie er sie fast an:
    »Und was ist mit den Fhoi Myore? Kommen sie?«
    »Noch nicht. Nur der Nebel wird immer dichter. Ein sicheres Zeichen für die Nähe ihrer Anwesenheit.«
    »Folgt ihnen Nebel?«
    »Nebel geht ihnen voraus. Eis und Schnee folgen ihnen. Und der Ostwind kündet oft ihr Kommen an, wenn er Hagelkörner, groß wie Taubeneier, vor sich her treibt. Oh, die Erde stirbt und die Bäume beugen sich, wenn die Fhoi Myore marschieren.« Ihre Stimme klang abwesend.
    Die Spannung in der Halle wuchs.
    Und dann sagte sie: »Ihr müßt mich nicht lieben, Lord!«
    Das war der Moment, in dem er sich umdrehte.
    Aber sie war schon gegangen.
    Wieder starrte er auf seine metallene Hand und benutzte die weiche, die aus Fleisch, die Träne aus seinem einzigen Auge zu wischen.
    Leise, aus einem anderen, entfernten Teil der Feste glaubte er die Klänge einer Mabden-Harfe zu hören, die eine Musik spielte, süßer als alles, was er auf Burg Erorn je vernommen hatte. Und sie war traurig, die Melodie dieser Harfe.
     
    »Ihr habt einen Harfner von einzigartiger Begabung an Euerem Hof, König Mannach.«
    Corum und der König standen zusammen auf der äußeren Mauer von Caer Mahlod und blickten nach Osten.
    »Ihr habt die Harfe auch gehört?« König Mannach runzelte die Stirn. Er trug einen bronzenen Brustschutz und einen bronzenen Helm auf seinem ergrauten Haupt. Sein wohlgeschnittenes Gesicht war grimmig und sein Blick erstaunt. »Manche haben gedacht, daß Ihr sie gespielt hättet, Lord aus dem Hügel.«
    Corum hob seine silberne Hand. »Damit lassen sich keine Akkorde wie diese schlagen.« Er sah zum Himmel auf. »Es war ein Mabdenharfner, den ich gehört habe.«
    »Ich glaube nicht«, erwiderte Mannach. »Jedenfalls war es kein Harfner von meinem Hof, Prinz, den wir hörten. Die Barden von Caer Mahlod bereiten sich auf den Kampf vor. Wenn sie überhaupt etwas spielen, werden wir Kampflieder von ihnen zu hören bekommen, nichts, was wie diese Melodie von heute morgen klingt.«
    »Ihr kennt die Melodie nicht?«
    »Ich habe sie schon einmal gehört. Im Schatten des Hügels war es, als wir in der ersten Nacht dorthinkamen, Euere Hilfe zu suchen. Sie war es, die uns Mut machte, daß in der Legende um Euch Wahrheit liegen könnte. Wenn die Harfe nicht gespielt hätte, würden wir wahrscheinlich unsere Bemühungen aufgegeben haben.«
    Corum zog die Augenbrauen zusammen. »Geheimnisse dieser Art waren noch nie nach meinem Geschmack«, bemerkte er.
    »Dann kann das Leben selbst auch nicht nach Euerem Geschmack sein, Lord.«
    Der Vadhagh lächelte. »Ich verstehe wohl, wie Ihr es meint, König Mannach. Nichtsdestotrotz mißtraue ich solchen Dingen wie Geisterharfen.«
    Mehr war zu dieser Angelegenheit nicht zu sagen. König Mannach deutete in Richtung des dichten Eichenwaldes. Träge Nebelschwaden erhoben sich über den obersten

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