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Corum 04 - Das kalte Reich

Corum 04 - Das kalte Reich

Titel: Corum 04 - Das kalte Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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sehen und wieder verlieren, bevor sein eigenes langes Leben einmal vorüber war? Wie oft konnte er den Schmerz des Verlustes ertragen? Oder würde er beginnen, zynisch zu werden, und die Frauen nur für kurze Zeit an sich binden, um sie wieder zu verlassen, bevor er sich zu sehr in sie verlieben konnte? Zu ihrem und seinem eigenen Besten mochte das sogar die beste Lösung in seiner tragischen Lage sein.
    Mit einiger Willenskraft gelang es ihm dieses Problem und das Bild der Königstochter aus seinen Gedanken zu verdrängen. Wenn dieser Tag, wie anzunehmen war, ein Tag des Kampfes werden sollte, schien es vernünftiger, sich in erster Linie auf den Kampf zu konzentrieren, sonst würden ihn seine Feinde des Problemes entheben und aller anderen Probleme auch. Lächelnd dachte er an König Mannachs Worte. Die Fhoi Myore folgten dem Tod, hatte Mannach gesagt. Sie waren ständig auf der Suche nach dem Tod. War es mit ihm, Corum, nicht genauso? Und, wenn es so war, machte ihn das nicht zum gefährlichsten Gegner der Fhoi Myore?
    Er verließ seine Kammer und mußte sich dabei bücken, um durch die niedrige Tür zu treten. Nachdem er eine Reihe von kleinen, runden Räumen durchquert hatte, gelangte er in die Halle, in der das Mahl der letzten Nacht stattgefunden hatte. Der weite Raum war verlassen. Die Tische waren abgeräumt, und die Halle wurde von zögernd durch die schmalen Fenster dringendem grauen Licht spärlich erhellt. Es war ein kalter Ort, kalt und düster. Ein Ort, dachte Corum, wo Männer alleine niederknieten und ihren Geist für die Schlacht vorbereiteten. Er ballte die silberne Hand, streckte die silbernen Finger und betrachtete die silberne Handfläche, die so fein gearbeitet war, daß alle Linien einer natürlichen Hand auf ihr erschienen. Die Hand war mit den Handgelenkknochen verbunden. Die Verbindung wurde durch Nägel gehalten, die Corum sich selbst mit der anderen Hand in die Knochen getrieben hatte. Es war nicht verwunderlich, daß jemand in dieser perfekten Kopie einer Hand aus Fleisch und Blut etwas Magisches sah. Mit einer Geste des Unwillens ließ Corum die silberne Hand plötzlich zurück an seine Seite fallen. Diese Hand war alles, was er in zwei Drittel eines Jahrhunderts geschaffen hatte. Das einzige Werk war sie, das er seit dem Fall der Schwertherrscher vollendet hatte.
    Er empfand eine Art Abscheu vor sich selbst. Ein Gefühl, das er sich selbst nicht erklären konnte. Er begann auf den Steinfliesen auf und ab zu gehen. Dabei atmete er tief und schnell die kalte, feuchte Luft wie ein Hund, der hechelnd wartet, auf die Jagd geschickt zu werden. War er wirklich so ungeduldig, sich in den Kampf zu stürzen? Vielleicht versuchte er auch nur vor etwas auszuweichen. Floh er vor dem Wissen um seine eigene unabänderliche Verdammnis? Die Verdammnis, die auch Elric und Erekose verfolgt hatte?
    »Bei meinen Ahnen, möge die Schlacht bald kommen und möge es eine gewaltige Schlacht sein!« rief er laut. Behende zog er seine Klinge und ließ sie kreisen, prüfte, wie sie in der Hand lag und wie sie ausbalanciert war, bevor er sie mit einem pfeifenden Geräusch zurück in die Scheide stieß, das durch die Halle echote.
    »Und möge es eine siegreiche Schlacht für Caer Mahlod sein, verehrter Held!« Es war die süße, amüsierte Stimme von König Mannachs Tochter, die die Hände in die Hüften gestemmt in der Tür lehnte. Um ihre Hüfte schlang sich ein breiter Gürtel, an dem ein Dolch und ein Breitschwert hingen. Ihr Haar war zurückgebunden, und sie trug als einzige Rüstung eine Art lederner Tunika. In einer Hand hielt sie einen leichten Helm, der einem Vadhagh-Helm glich, nur daß er aus Kupfer war.
    Bombastische Gesten waren Corums Sache noch nie gewesen, und so berührte es ihn ausgesprochen unangenehm, von jemand in seiner seelischen Verwirrung überrascht worden zu sein. Er war nicht in der Lage, Medheb ins Gesicht zu sehen. Sein Humor ließ ihn im Augenblick völlig im Stich. »Ich fürchte, ihr findet wenig von einem Helden an mir, Lady«, sagte er kühl.
    »Und einen beklagenswerten Gott haben wir an Euch auch, Lord aus dem Hügel. Viele von uns zögerten, Euch um Hilfe zu rufen. Viele dachten, wenn es Euch überhaupt gäbe, wäret Ihr ein schreckliches Wesen von der Art der Fhoi Myore, das nach seiner Beschwörung nur neues Grauen über uns selbst bringen würde. Aber jetzt seid ihr ein Mensch, den wir geholt haben. Und ein Mensch, ein Mann, ist ein viel komplizierteres Wesen als ein

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