Corum 04 - Das kalte Reich
von jenseits der östlichen Meere mitgebracht. Sie sind eine Rasse, eigens gezüchtet, um den Fhoi Myore zu dienen. Viel mehr weiß ich über sie nicht.«
»Wißt Ihr, woher die Fhoi Myore ursprünglich gekommen sind?« erkundigte sich Corum. Er machte sich daran, das verstreute Holz wieder einzusammeln, um das erloschene Feuer neu zu entfachen. Dabei bemerkte er, daß der Nebel jetzt vollständig verschwunden war.
»Nein. Natürlich habe ich entsprechende Überlegungen angestellt.«
Während des ganzen bisherigen Gesprächs hatte sich Calatin nicht von der Stelle gerührt und Corum aus zusammengekniffenen Augen beobachtet. »Ich hatte bisher angenommen«, fuhr er fort, »daß ein Sidhi davon mehr weiß als ein gewöhnlicher sterblicher Zauberer.«
»Ich weiß nicht, was diese Sidhi für ein Volk sind«, erklärte Corum. »Ich bin ein Vadhagh und nicht aus Euerer Zeit. Ich komme aus einem früheren Zeitalter, einem Zeitalter, das in Euerem Universum vielleicht nie existiert hat. Mehr kann ich Euch nicht sagen.«
»Warum habt Ihr Euch aufgemacht, hierher zu kommen?« Calatin schien Corums Erklärung ohne große Überraschung zu akzeptieren.
»Ich habe mich nicht aufgemacht, ich wurde hierher beschworen.«
»Eine Beschwörung?« Nun war Calatin doch überrascht. »Ihr kennt ein Volk, das die Macht besitzt, die Sidhi zu seiner Hilfe zu rufen? In Caer Mahlod? Das ist nur schwer zu glauben.«
»Die Beschwörung allein hätte nicht ausgereicht«, erklärte ihm Corum. »Ich entschied letztlich doch aus freiem Willen, denn die Anrufungen waren zu schwach, mich gegen meinen Wunsch hierher zu bringen.«
»Aha.« Calatin wirkte beruhigt. Corum fragte sich, ob es den Zauberer unangenehm berührt hatte, von Sterblichen z u hören, die über eine mächtigere Magie verfügten als er selbst. Er studierte das Gesicht Calatins genau. In den Augen des Mannes lag etwas, das Corum mißtrauisch bleiben ließ, obwohl der Zauberer ihm ganz offensichtlich das Leben gerettet hatte.
Das Feuer flackerte jetzt wieder hell, und Calatin schob sich dicht an die Flammen, um sich die Hände darüber zu wärmen.
»Was ist, wenn die Hunde wieder angreifen?« wollte Corum wissen.
»Kerenos ist nirgendwo hier in der Nähe. Es wird einige Tage dauern, bis er erfährt, was hier geschehen ist. Und bis dahin sind wir längst von hier verschwunden, hoffe ich.«
»Wollt Ihr mich begleiten?« erkundigte sich der Vadhagh.
»Ich hatte gerade vor, Euch meine Gastfreundschaft anzubieten«, erwiderte Calatin mit einem Lächeln. »Mein Haus liegt nicht weit von hier.«
»Was treibt Euch, des Nachts durch diesen Wald zu streifen?«
Calatin zog sich seinen Mantel enger um die Schultern und ließ sich auf einem schneefreien Fleck neben dem Feuer nieder. Der rote Flammenschein tanzte über sein Gesicht und seinen Bart und gab ihm ein fast dämonisches Aussehen. Bei Corums Frage zog er die Augenbrauen zusammen.
»Ich habe Euch gesucht«, antwortete er schließlich.
»Dann wußtet Ihr von mir?«
»Nein, jedenfalls nicht von Euch persönlich. Vor einem Tag etwa sah ich Rauch über dem Wald und machte mich auf, zu erkunden, welcher Sterbliche wagt, den Schrecken von Laahr zu trotzen. Glücklicherweise fand ich Euch, bevor Ihr den Hunden zum Fraß wurdet. Ohne mein Horn könnte selbst ich in dieser Gegend nicht lange überleben. Natürlich habe ich dazu noch den einen oder anderen kleinen Zauber, der mir die Hunde vom Hals zu halten hilft.« Calatins Lippen verzogen sich zu einem dünnen Lächeln. »Die Zeit der Zauberer ist jetzt wieder für diese Welt gekommen. Nur wenige Jahre ist es her, daß man mich wegen meiner Studien als Exzentriker beschimpfte. Einige hielten mich für verrückt, andere für böse. Calatin, sagten sie, flieht vor der realen Welt in die Beschäftigung mit dem Okkulten. Wie soll so etwas unserem Volk von Nutzen sein?« Er lachte laut. Sein Lachen hatte einen Klang, der Corum nicht gefiel. »Nun, ich habe doch noch Verwendung für den alten Unsinn, wie sie es nannten, gefunden. Und so ist Calatin der einzige, der auf dieser ganzen Halbinsel mit dem Leben davongekommen ist.«
»Ihr habt Euer Wissen, wie es scheint, nur zu Euerem eigenen Nutzen angewandt«, meinte Corum. Er zog einen Schlauch mit Wein aus seinem Gepäck und bot ihn Calatin an, der ohne Mißtrauen davon trank, und der auch an Corums letzter Bemerkung keinen Anstoß zu nehmen schien Nach einem tiefen Schluck reichte Calatin Corum den Schlauch zurück.
»Ich bin
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